Die Klinge der Träume
aber man durfte eine Frau nicht auf die Idee bringen, dass man zu interessiert war. Tat man das, nutzte sie das entweder zu ihrem Vorteil oder verschwand wie ein Wassertropfen in einer heißen, fettigen Bratpfanne. Tuon fand bereits genug Gelegenheiten, sich einen Vorteil zu verschaffen, und er hatte zu wenig Zeit, um ihr nachzujagen. Früher oder später würde sie die Worte sprechen, die die Hochzeitszeremonie abschlossen, so sicher wie Wasser nass war, aber das machte es nur noch wichtiger für ihn, herauszufinden, wie sie eigentlich war.
Das war bis jetzt alles andere als einfach gewesen. Diese winzige Frau ließ ein Rätselspiel simpel erscheinen. Aber wie sollte man mit einer Frau verheiratet sein, wenn man sie doch gar nicht kannte? Schlimmer noch, er musste dafür sorgen, dass sie mehr in ihm sah als bloß ein Spielzeug. Die Ehe mit einer Frau, die keinen Respekt vor ihm hatte, würde so sein, als würde man Tag und Nacht ein Brennnesselhemd tragen. Und erst recht schlimm war, dass er dafür sorgen musste, dass sie etwas für ihn empfand, oder er würde gezwungen sein, sich vor der eigenen Frau zu verstecken, damit sie ihn nicht zu einem Da'covale machte! Und um dem allen die Krone aufzusetzen, musste er das in der ihm noch verbleibenden Zeit schaffen, bevor er sie nach Ebou Dar zurückschickte. Ein schöner Schlamassel, und zweifellos eine großartige Aufgabe für einen Helden aus der Legende, eine Kleinigkeit, mit der er seine Freizeit ausfüllen konnte, bevor er loseilte, um irgendeine große Tat zu vollbringen, aber Mat Cauthon war nun einmal kein verdammter Held. Trotzdem musste er es schaffen und hatte weder Zeit noch Spielraum für Fehler.
Es war der frühestmögliche Aufbruch gewesen, aber seine Hoffnungen, dass die Seanchaner Luca so viel Angst eingejagt hatten, dass er schneller fuhr, wurden bald zunichte gemacht. Während die Sonne stieg, passierten sie Bauernhöfe aus Stein, die an Hügeln klebten, und gelegentlich winzige Dörfer mit strohgedeckten Häusern, die sich zusammen mit von Steinmauern umgebenen und dem Wald entrissenen Feldern an die Straße schmiegten, wo Männer und Frauen den vorbeifahrenden Zirkus anstarrten und Kinder den Weg ein Stück mitliefen, bis ihre Eltern sie zurückriefen, aber ungefähr in der Mitte des Nachmittags erreichte die Kolonne etwas Größeres. Runniensbrücke war in der Nähe eines so genannten Flusses, den man trotz der darüber führenden Steinbrücke mit weniger als zwanzig Schritten hätte durchschreiten können, ohne weiter als zur Taille nass zu werden, und es kam nicht einmal annährend an Jurador heran, aber es gab vier Gasthäuser, von denen jedes vier Stockwerke aufragte und über grüne oder blaue Schindeldächer verfügte. Außerdem gab es zwischen Dorf und Fluss einen beinahe eine halbe Meile großen Platz aus festgestampfter Erde, auf dem Kaufleute für die Nacht ihre Wagen parken konnten.
Bauernhöfe mit ihren eingezäunten Feldern und Obstgärten und Wiesen machten aus der Landschaft entlang der Straße und so weit Mat sehen konnte auch aus den angrenzenden Hügeln einen ungefähr vier Meilen großen Flickenteppich. Das reichte Luca.
Er befahl, auf der Lichtung die Zeltplane aufzubauen, in Flussnähe, damit man die Tiere leichter tränken konnte, dann stolzierte er ins Dorf, bekleidet mit einem Mantel und einem Umhang, die rot genug waren, um Mats Augen tränen zu lassen, und die so übertrieben mit goldenen Sternen und Kometen bestickt waren, dass sich ein Kesselflicker geschämt hätte, sie anzuziehen. Das große blaue und rote Banner war über dem Eingang errichtet, jeder Wagen an seinem Platz, die Auftrittsplattformen ausgeladen und die Mauer fast fertig aufgestellt, als er von drei Männern und drei Frauen eskortiert zurückkehrte. Das Dorf war gar nicht so weit von Ebou Dar entfernt, doch ihre Kleidung hätte zu einem anderen Land gehören können. Die Männer trugen kurze Wollmäntel in hellen Farben, auf den Schultern und den Ärmeln mit Schnörkeln bestickt, und dunkle, weite Hosen, die in kniehohe Stiefel gestopft waren. Die Frauen trugen ihr Haar in einer Art gewundenem Zopf auf dem Kopf, und ihre Kleider waren beinahe so farbenprächtig wie Lucas Aufzug, die schmalen Röcke vom Saum bis zu den Hüften mit Blumenmustern übersät.
Alle hatten sie aber lange Messer am Gürtel, wenn auch größtenteils mit geraden Klingen, und tätschelten die Griffe, wann immer sie jemand ansah; zumindest das war gleich. Altara war Altara, wenn
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