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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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es um Befindlichkeiten ging. Es handelte sich um den Bürgermeister, die vier Gasthausbetreiber und eine schlanke, weißhaarige Frau in Rot; die anderen sprachen sie respektvoll als Mutter an. Da der beleibte Bürgermeister so weißhaarig wie sie war - jedenfalls, was den kläglichen Rest seiner Haare betraf - und keiner der Gastwirte auch nur ein graues Haar aufwies, kam Mat zu dem Schluss, dass sie die Dorfseherin war. Er lächelte und tippte sich an den Hut, als sie vorbeiging, und sie schenkte ihm einen scharfen Blick und schnaubte in einer fast perfekten Imitation Nynaeves. O ja, sie war die Seherin.
    Luca führte sie mit breitem Lächeln und weit ausholenden Gesten, ausführlichen Verbeugungen und Schwenken des Umhangs herum, blieb hier und da stehen, um einen Jongleur oder eine Gruppe Akrobaten für seine Gäste etwas vorführen zu lassen, aber sein Lächeln verwandelte sich in eine saure Grimasse, sobald sie auf dem Rückweg und außer Sicht waren. »Freier Eintritt für sie und ihre Ehemänner und Ehefrauen und alle Kinder«, knurrte er zu Mat, »und ich soll einpacken, wenn ein Kaufmann kommt. Das haben sie zwar so offen nicht gesagt, aber das war unmissverständlich, vor allem diese Mutter Darvale. Als würde dieser Fliegendreck jemals genügend Kaufleute anziehen, um dieses Feld zu füllen. Diebe und Schurken, Cauthon. Landbewohner sind alles Diebe und Schurken, und ein ehrlicher Mann wie ich ist ihrer Gnade ausgeliefert.«
    Bald darauf rechnete er zusammen, was er trotz der Freikarten einnehmen würde, aber er hörte nie auf, sich zu beschweren, nicht einmal, als die Schlange am Eingang fast so lange wie in Jurador war. Er fügte seinen Klagen noch hinzu, wie viel er zusätzlich eingenommen hätte, wenn sie bloß drei oder vier weitere Tage in der Salzstadt geblieben wären. Jetzt waren es schon drei oder vier weitere Tage, und vermutlich wäre er dageblieben, bis niemand mehr gekommen wäre. Vielleicht waren die drei Seanchaner das Werk von taʹveren. Es war nicht sehr wahrscheinlich, aber es war ein netter Gedanke. Jetzt, wo das alles in der Vergangenheit lag.
    So kamen sie voran. Bestenfalls zwei oder drei Meilen in gemütlichem Tempo, und für gewöhnlich fand Luca eine kleine Stadt oder eine Ansammlung von Dörfern, die seiner Meinung nach einen Aufenthalt erforderten. Oder besser gesagt, er fand, dass ihr Silber einen Aufenthalt erforderte. Selbst wenn sie an nichts als an winzigen Nestern vorbeikamen, die die Arbeit nicht rechtfertigten, die Zeltwand zu errichten, kamen sie nie weiter als vier Meilen, bevor Luca anhalten ließ. Er wollte es nicht riskieren, das Lager entlang der Straße in die Länge zu ziehen. Wenn es keine Vorstellung gab, fand Luca gern eine Lichtung, auf der man die Wagen abstellen konnte, ohne dass sie zu dicht beieinander standen, aber wenn es nicht anders ging, handelte er einem Bauern die Erlaubnis ab, auf einem brachliegenden Feld zu lagern. Um dann den ganzen nächsten Tag über die Ausgaben zu maulen, selbst wenn es nicht mehr als ein Silberpfennig war. Luca hielt seinen Geldbeutel fest verschlossen.
    Kaufmannszüge passierten sie in beiden Richtungen, legten ein ordentliches Tempo vor und schafften es, auf den ungepflasterten Straßen kleine Staubwolken in die Höhe steigen zu lassen. Kaufleute wollten ihre Waren so schnell wie möglich zu den Märkten bringen. Gelegentlich sahen sie auch eine Karawane der Kesselflicker, deren rechteckige Wagen so bunt wie alles beim Zirkus waren - ausgenommen natürlich Lucas Wagen. Sie alle fuhren seltsamerweise in Richtung von Ebou Dar, aber sie bewegten sich so langsam wie Luca. Es war unwahrscheinlich, dass Reisende aus der anderen Richtung den Zirkus passieren würden. Zwei oder drei Meilen am Tag, und die Würfel ratterten pausenlos, sodass sich Mat immer fragte, was wohl hinter der nächsten Kurve wartete oder sie von hinten einholte. Es reichte, um einem Mann einen Schluckauf zu verpassen.
    In der ersten Nacht, außerhalb von Runniensbrücke, ging er zu Aludra. Sie hatte in der Nähe ihres hellblauen Wagens eine acht Fuß hohe, kleine Zeltplanenumrandung aufgestellt, um dort ihre Nachtblumen zu starten, und sie richtete sich mit einem finsteren Blick auf, als er die Plane zur Seite schlug und geduckt eintrat. Eine geschlossene Laterne auf dem Boden in der Nähe der Wand verbreitete genug Licht, dass er sehen konnte, wie sie eine dunkle Kugel vom Umfang einer großen Melone hielt. Runniensbrücke war nur groß genug, um eine

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