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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schwarze Seide funkelte. Er unterdrückte das Verlangen, es zu streicheln.
    »Egal wie gut mein Auge ist«, knurrte er und stülpte sich den Hut auf. Ihm war klar, dass er sanft sein musste, aber er hätte die Grobheit nicht einmal mit einer Feile aus seiner Stimme entfernen können. »Reitet Ihr immer wie eine mondsüchtige Närrin? Ihr hättet der Stute den Hals brechen können, bevor sie überhaupt einen Namen hat. Schlimmer noch, Ihr hättet Euch selbst den Hals brechen können. Ich habe versprochen, Euch sicher nach Hause zu bringen, und das habe ich auch vor. Wenn Ihr Euch bei jedem Ausritt umbringen wollt, dann lasse ich Euch nicht mehr reiten.« Er wünschte sich, er hätte sich die letzten Worte gespart, sobald sie seinen Mund verlassen hatten. Ein Mann hätte eine solche Drohung vielleicht als Witz abgetan, falls man Glück hatte, aber eine Frau… Jetzt konnte er bloß auf die Explosion warten. Er rechnete damit, dass Aludras Nachtblumen im Vergleich dazu ein schwaches Licht sein würden.
    Sie setzte die Kapuze wieder auf. Dann musterte sie ihn, legte den Kopf erst auf die eine und dann auf die andere Seite. Schließlich nickte sie nachdenklich. »Ich nenne sie Akein. Das heißt ›Schwalbe‹.«
    Mat blinzelte. Das war's? Kein Wutanfall? »Ich weiß. Ein guter Name. Er passt zu ihr.« Was führte sie jetzt wieder im Schilde? Diese Frau tat oder sagte aber auch nie das, was er erwartete.
    »Was ist das für ein Ort, Spielzeug?«, sagte sie und betrachtete stirnrunzelnd die Bäume. »Oder sollte ich besser sagen, was war das? Wisst Ihr es?«
    Was meinte sie damit, was sollte das für ein Ort gewesen sein? Es war ein verdammter Wald, das war alles. Aber plötzlich sah das, was ihm wie ein großer, von Schlingpflanzen überwucherter Felsen vorgekommen war, wie ein riesiger Steinkopf aus, der leicht schräg stand. Scheinbar ein Frauenkopf; diese glatten Vorsprünge sollten vermutlich Edelsteine im Haar darstellen. Die Statue, zu der er gehörte, musste gewaltig gewesen sein. Von dem Ding war eine volle Spanne zu sehen, und doch ragten nur ihre Augen und der Rest des Kopfes aus dem Boden. Und dieser lange weiße Stein, über den eine Eichenwurzel wuchs, war Teil einer Säule. Überall in ihrem Umkreis fielen ihm jetzt Säulenstücke und riesige bearbeitete Steine auf, die vor langer Zeit offensichtlich Teil einer großflächigen Anordnung gewesen und nun zur Hälfte begraben waren; da lag auch ein Teil eines Steinschwertes, der zwei Spannen maß. Ruinen von Städten und Monumenten konnte man an vielen Orten finden, und selbst unter den Aes Sedai gab es nur wenige, die eine Vorstellung davon hatten, was sie einst dargestellt hatten.
    Er öffnete den Mund, um zu sagen, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, da fiel sein Blick auf drei hohe Hügel hinter den Bäumen, die in einer Reihe standen, vielleicht eine Meile weiter. In der Kuppel des mittleren Hügels klaffte eine Lücke, wie ein sauber ausgeschnittener Keil, und bei dem Hügel auf der linken Seite waren es sogar zwei. Und da wusste er es. Es konnte kaum anderswo drei genau gleiche Hügel geben.
    Diese Hügel hatten die Tänzer geheißen, als dieser Ort Londaren Cor gewesen war, die Hauptstadt von Eharon. Damals war die Straße hinter ihnen gepflastert gewesen und hatte durch das Herz der Stadt geführt, die sich meilenweit erstreckt hatte. Manche Leute hatten behauptet, dass die Steinkunst, die die Ogier in Tar Valon praktiziert hatten, sie in Londaren Cor perfektioniert hatten. Natürlich hatten die Bürger einer jeden von Ogiern erbauten Stadt behauptet, dass ihre Tar Valon übertraf. Mat verfügte über ein paar Erinnerungen an die Stadt - ein Tanz auf einem Ball im Palast des Mondes, Gelage in Soldatenschenken, wo sich verschleierte Tänzerinnen wiegten, die Prozession der Flöten während der Segnung der Schwerter -, aber seltsamerweise hatte er eine andere Erinnerung an diese Hügel, fast fünfhundert Jahre nachdem die Trollocs in Londaren Cor keinen Stein auf dem anderen gelassen hatten und Eharon in Blut und Feuer gestorben war. Warum es für Nerevan und Esandara nötig gewesen war, in Shiota einzumarschieren, das wusste er nicht. Diese alten Erinnerungen waren Fragmente, voller Lücken. Er hatte keine Ahnung, warum man diese Hügel die Tänzer genannt hatte, oder worum es bei der Segnung der Schwerter ging. Aber er erinnerte sich daran, ein esandaranischer Lord gewesen zu sein, der in einer Schlacht in diesen Ruinen gekämpft hatte, und er

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