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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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erinnerte sich daran, diese Hügel gesehen zu haben, als ihn ein Pfeil in den Hals traf. Er musste keine halbe Meile von der Stelle entfernt gefallen sein, an der nun Pips stand, um in seinem eigenen Blut zu ertrinken.
    Ich hasse es, mich ans Sterben zu erinnern, dachte er, und der Gedanke wurde zu einem Stück Kohle, die in seinem Verstand brannte. Ein Stück Kohle, das immer heißer brannte. Er erinnerte sich an den Tod dieser Männer, nicht nur an einen, sondern an Dutzende. Er erinnerte sich, gestorben zu sein.
    »Spielzeug, ist Euch schlecht?« Tuon brachte die Stute heran und schaute zu seinem Gesicht hoch. In ihren großen Augen lag Sorge. »Ihr seid so blass wie der Mond geworden.«
    »Mir geht es gut«, murmelte er. Sie war nahe genug, um sie zu küssen, er musste nur den Kopf senken, aber er machte keine Anstalten. Er konnte es nicht. Seine Gedanken rasten so schnell, dass er keine Kraft für eine Bewegung aufbringen konnte. Allein das Licht wusste, wie die Eelfinn die Erinnerungen gesammelt hatten, die sie in seinen Kopf gepflanzt hatten, aber wie konnten sie Erinnerungen aus einer Leiche holen? Eine Leiche aus der Welt der Menschen. Er war fest davon überzeugt gewesen, dass sie niemals länger als Minuten auf diese Seite des verdrehten Tor-Ter' 'angreals kamen.
    Ihm kam eine Idee, aber die gefiel ihm nicht im Mindesten. Vielleicht erschufen sie eine Art Verbindung zu jedem Menschen, der sie besuchte, eine Verbindung, die ihnen erlaubte, die Erinnerungen eines Menschen bis zum Augenblick seines Todes zu kopieren. In einigen dieser Erinnerungen anderer Männer hatte er weißes Haar, in anderen war er nur wenige Jahre älter, als er tatsächlich war, aber es gab niemals welche, die mit der Kindheit oder dem Heranwachsen zu tun hatten. Wie wahrscheinlich war es, dass sie ihn nur mit zufälligen Bruchstücken voll gestopft hatten, vermutlich Dinge, die sie für Unsinn hielten oder nicht mehr gebrauchen konnten? Was machten sie überhaupt mit diesen Erinnerungen? Sie mussten doch einen Grund haben, um sie zu sammeln, außer sie wieder weiterzugeben.
    Nein, er versuchte nur, dem aus dem Weg zu gehen, wo das hinführte. Verflucht, diese verdammten Füchse waren in diesen Augenblicken immer in seinem Kopf! Es konnte nicht anders sein. Es war die einzige Erklärung, die einen Sinn ergab.
    »Nun, Ihr seht aus, als wolltet Ihr Euch gleich übergeben«, sagte Tuon und ließ die Rasierklinge mit einer Grimasse einen Schritt abrücken. »Wer beim Zirkus hat Kräuter? Ich verfüge da über einige Kenntnisse.«
    »Mir geht es gut, wirklich.« In Wahrheit wollte er sich übergeben. Diese Füchse in seinem Kopf zu haben war tausendmal schlimmer als die Würfel, selbst wenn sie rollten. Konnten die Eelfinn durch seine Augen sehen? Beim Licht, was sollte er tun? Er bezweifelte, dass eine Aes Sedai ihn davon Heilen konnte, nicht dass er ihnen soweit vertrauen würde, nicht wenn das bedeutete, den Fuchskopf abzunehmen. Es gab nichts, das er tun konnte. Er würde einfach damit leben müssen. Der Gedanke ließ ihn stöhnen.
    Selucia trabte auf sie zu. Sie warf ihm und Tuon einen schnellen Blick zu, als würde sie sich fragen, was sie wohl in der Zeit zu zweit getrieben haben mochten. Andererseits hatte sie es nicht eilig gehabt, sie einzuholen, hatte ihnen diese Zeit gegeben. Das gab Anlass zu Hoffnung.
    »Das nächste Mal könnt Ihr dieses sanfte Geschöpf reiten, ich werde Euren Wallach nehmen«, sagte sie zu Mat. »Hochlady, Leute aus diesen Wagen folgen uns mit den Hunden. Sie sind zu Fuß, aber sie werden bald hier sein. Die Hunde bellen nicht.«
    »Also ausgebildete Wachhunde«, sagte Tuon und nahm ihre Zügel. »Zu Pferd können wir ihnen leicht aus dem Weg gehen.«
    »Das ist unnötig«, sagte Mat. Er hätte damit rechnen müssen. »Diese Leute sind Kesselflicker. Tuatha'an, und sie stellen für niemanden eine Gefahr da. Sie könnten nicht gewalttätig sein, und wenn ihr Leben davon abhängen würde. Das ist keine Übertreibung, sondern die reine Wahrheit.
    Aber sie haben euch beide losgaloppieren gesehen, es hat ausgesehen, als wolltet ihr von mir wegkommen, und ich bin euch hinterhergejagt. Jetzt, da die Hunde die Spur aufgenommen haben, werden uns die Kesselflicker falls nötig bis zum Wanderzirkus folgen, um sich zu vergewissern, dass ihr beide nicht entführt oder zu Schaden gekommen seid. Wir gehen ihnen entgegen, um ihnen die Zeit und die Mühe zu ersparen.« Die Zeit, die die Kesselflicker aufbrachten, war ihm

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