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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zurück und stand auf. »Mir reicht es«, murmelte er und fing an, das vor ihm liegende Geld in seine Manteltaschen zu packen. Die beiden anderen Altaraner starrten ihn ungläubig an.
    »Ihr geht, Vane?«, sagte der Schlanke. »Jetzt schon?«
    »Ich sagte, ich habe genug, Camrin«, knurrte der Grauhaarige und stürmte auf die Straße hinaus, gefolgt von Camrins finsterem Blick.
    Die Tarabonerin beugte sich unsicher vor, und ihre perlenverzierten Zöpfe schleiften klirrend über die Tischplatte. Sie tätschelte das Handgelenk des Dicken. »Das bedeutet bloß, dass ich meine Lackierware von Euch kaufe, Meister Kostelle«, sagte sie undeutlich. »Von Euch und von Meister Camrin.«
    Kostelles Dreifachkinn bebte, als er kicherte. »Das tut es, Frau Aistaing. Das tut es. Tut es das nicht, Camrin?«
    »Vermutlich«, erwiderte der Kahlköpfige mürrisch. »Vermutlich.« Er schob eine Mark nach vorn, um mit Mats Einsatz gleichzuziehen.
    Wieder rollten die Würfel über den Tisch. Dieses Mal ergaben sie Vierzehn.
    »Oh«, sagte Tuon und klang enttäuscht. »Ihr habt verloren.«
    »Ich habe gewonnen, mein Juwel. Das ist ein Siegeswurf, wenn es der Erste ist.« Er ließ seinen ursprünglichen Einsatz in der Tischmitte liegen. »Noch einmal?«, fragte er.
    Sein Glück war da, keine Frage, so groß wie immer. Die hellroten Würfel rollten über den Tisch, sprangen über den Tisch, prallten manchmal von dem dort liegenden Einsatz ab, und einen Wurf nach dem anderen lagen vierzehn weiße Augen oben. Er warf jedes Mal Vierzehn. Selbst mit nur einer Münze als Einsatz wuchs der Silberstapel vor ihm zu einem netten Sümmchen an. Die Hälfte der Gäste des Gemeinschaftsraumes kamen an ihren Tisch, um zuzusehen. Er grinste Tuon an, die ihm knapp zunickte. Er hatte das vermisst, Würfel in einem Gemeinschaftsraum oder einer Schenke, Münzen auf dem Tisch, die Spannung, wie lange sein Glück andauern würde. Und eine hübsche Frau an seiner Seite, während er spielte. Am liebsten hätte er vor Vergnügen gelacht.
    Als er die Würfel wieder im Becher klappern ließ, schaute ihn die Kauffrau aus Tarabon an, und einen Augenblick lang sah sie alles andere als betrunken aus. Plötzlich war seine Lust zu lachen wie weggewischt. Sofort wurde ihr Blick wieder leicht unscharf, aber in diesem Moment hatten ihre Augen stechend wie Dolche gewirkt. Sie konnte den Wein viel besser vertragen, als er geglaubt hatte. Anscheinend würde es Camrin und Kostelle doch nicht gelingen, schlampige Arbeit zu Höchstpreisen zu verkaufen, oder wie auch immer ihr Plan ausgesehen hatte. Ihn beschäftigte jedoch viel mehr, dass die Frau ihn mit Misstrauen betrachtete. Und wenn er so darüber nachdachte, hatte sie nicht eine Münze gegen ihn gesetzt. Die beiden Altaraner sahen ihn auch finster an, aber so kommentierten Männer, die verloren, nun einmal ihr Pech. Sie glaubte, er hätte eine Möglichkeit gefunden, wie er sie betrügen konnte. Ganz egal, dass er ihre Würfel benutzte oder vielmehr die Würfel der Taverne, was wahrscheinlicher war; die Beschuldigung, ein Betrüger zu sein, konnte einem selbst in einer Kaufmannsschenke eine Abreibung einbringen. Männer warteten nur selten ab, bei einer solchen Beschuldigung Beweise präsentiert zu bekommen.
    »Ein letzter Wurf«, sagte er, »dann höre ich lieber auf. Frau Heilin?« Die Wirtin stand bei den Zuschauern. Er gab ihr eine kleine Hand voll seiner gewonnenen Silbermünzen.
    »Um mein Glück zu feiern gebt jedem der hier Anwesenden zu trinken, was er will, bis das Geld alle ist.« Beifälliges Gemurmel ertönte, und jemand hinter ihm schlug ihm auf die Schulter. Jemand, der seinen Wein trank, war weniger geneigt zu glauben, dass man ihn mit zu Unrecht gewonnenen Münzen bezahlte. Oder sie würden wenigstens lange genug zögern, um ihm die Chance zu geben, Tuon hier rauszuschaffen.
    »Er kann das nicht ewig durchhalten«, murmelte Camrin und rieb sich mit der Hand durch das Haar, das er nicht länger hatte. »Was meint Ihr, Kostelle? Die Hälfte?« Er legte den Finger auf die Goldmünze, die neben seinem Münzstapel lag, dann schob er sie neben Mats Silbermark. »Wenn es der letzte Wurf ist, lasst uns einen richtigen Einsatz machen. So viel Glück muss das Pech folgen.« Kostelle zögerte, rieb sich nachdenklich die vielen Kinne, dann nickte er und steuerte eine eigene Goldmünze bei.
    Mat seufzte. Er musste bei dem Einsatz nicht mitgehen, aber jetzt wegzugehen würde womöglich Frau Aistaings Anschuldigung

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