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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Anschein nach seid Ihr nicht von adliger Geburt. Das dachte ich mir schon.«
    »Das bin ich nicht«, sagte er fest. »Adlige…« Er verstummte, räusperte sich. Er konnte ihr wohl kaum sagen, dass Adlige alles Narren waren, die ihre Nase so hoch oben trugen, dass sie nicht sehen konnten, wo sie alles drauftraten. Schließlich war sie, was sie war.
    Tuon musterte ihn ausdruckslos, während sie den leeren Krug zur Seite schob. Ihn noch immer musternd, hob sie die Linke und schnippte mit zwei Fingern, und Selucia klatschte laut in die Hände. Mehrere Gäste sahen überrascht zu ihnen herüber. »Ihr habt Euch als Spieler bezeichnet«, sagte Tuon, »und Meister Merrilin hat Euch den Mann mit dem meisten Glück auf der Welt genannt.«
    Jera kam angerannt, und Selucia gab ihr den Krug. »Noch einen, schnell«, befahl sie, wenn auch durchaus nicht unfreundlich. Aber sie hatte eine majestätische Art an sich. Jera machte hastig einen Knicks und eilte los, als hätte man sie angeschrien.
    »Manchmal habe ich Glück«, sagte Mat vorsichtig.
    »Lasst uns doch mal sehen, ob das heute der Fall ist, Spielzeug.« Tuon blickte zu dem Tisch hinüber, an dem die Würfel rollten.
    Er konnte darin kein Problem erkennen. Er würde mehr gewinnen als verlieren, das war eine Tatsache, und er hielt es für unwahrscheinlich, dass einer der Kaufleute ein Messer zücken würde, ganz egal, wie viel Glück er hatte. Ihm war bei niemandem eines dieser langen Gürtelmesser aufgefallen, die weiter südlich jeder trug. Er erhob sich, bot Tuon den Arm, und sie legte die Hand leicht auf sein Handgelenk. Selucia ließ den Wein auf dem Tisch stehen und blieb dicht hinter ihrer Herrin.
    Zwei der Altaraner - der eine war schlank und bis auf einen Haarkranz kahl, der andere hatte ein Mondgesicht über einem Dreifachkinn - runzelten die Stirn, als Mat fragte, ob sich ein Fremder an dem Spiel beteiligen durfte, und der Dritte, ein langsam ergrauender stämmiger Bursche mit einer dicken Unterlippe, wurde so steif wie ein Zaunpfahl. Die tarabonische Frau war nicht so unfreundlich.
    »Natürlich, natürlich. Warum nicht?«, sagte sie leicht lallend. Ihr Gesicht war gerötet, und das an ihn gerichtete Lächeln wirkte irgendwie unkontrolliert. Offensichtlich gehörte sie zu jenen, die nicht viel vertragen konnten. Und die Ortsansässigen wollten sie wohl bei guter Laune halten, denn die finsteren Blicke verschwanden, obwohl der Grauhaarige auch weiterhin eine versteinerte Miene zeigte. Mat nahm von einem Nachbartisch zwei Stühle für sich und Tuon. Selucia zog es vor, sich hinter Tuon zu stellen, was auch in Ordnung war. Sechs Leute am Tisch waren mehr als genug.
    Jera kam, machte einen Knicks und bot Tuon mit beiden Händen einen nachgefüllten Krug, während sie »Meine Lady« murmelte, und eine andere Schankmagd stellte eine neue Weinkanne auf den Spielertisch. Der Kahlköpfige füllte den Becher der Tarabonerin lächelnd bis zum Rand. Sie wollten sie fröhlich und betrunken halten. Sie leerte den Becher zur Hälfte und wischte sich mit einem spitzenbesetzten Taschentuch geziert die Lippen ab. Sie benötigte zwei Anläufe, um das Tuch wieder im Ärmel zu verstauen. Sie würde heute keine guten Abschlüsse machen.
    Mat sah eine Weile beim Spiel zu und erkannte es bald.
    Sie nahmen vier Würfel statt zwei, aber es handelte sich ohne jeden Zweifel um eine Version von Pin', ein Spiel, das schon tausend Jahre vor Artur Falkenflügels Aufstieg zur Macht populär gewesen war. Vor jedem Spieler lagen kleine Silberstapel, in denen die eine oder andere Goldmünze funkelte, und Mat warf eine Silbermark in die Tischmitte, um die Würfel zu kaufen, während der stämmige Mann seine Gewinne vom letzten Wurf einsammelte. Er erwartete von den Kaufleuten zwar keinen Ärger, andererseits war es weniger wahrscheinlich, dass es Ärger gab, wenn sie Silber statt Gold verloren.
    Der schlanke Mann ging bei dem Einsatz mit, und Mat ließ die scharlachroten Würfel im Zinnbecher kreisen, dann warf er sie auf den Tisch. Vier Fünfen.
    »Ist dass ein Siegeswurf?«, wollte Tuon wissen.
    »Nicht, wenn ich nicht gleichziehe«, erwiderte Mat und schob die Würfel zurück in den Becher. »Ich darf aber jetzt keine Vierzehn oder die Augen des Dunklen Königs werfen.« Die Würfel ratterten in dem Becher, rollten über den Tisch. Vier Fünfen. Sein Glück hatte Bestand, so viel war sicher. Er schob die Münzen zu sich und ließ eine in der Mitte liegen.
    Abrupt schob der Grauhaarige den Stuhl

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