Die Klinge der Träume
Wein anzufangen. Und wenn man nichts verträgt«, fügte er trocken hinzu, »wird man nach dem Nüchternwerden herausfinden, dass man mit weinschwerem Kopf einen weitaus schlechteren Handel als gedacht abgeschlossen hat.«
»Beim Licht, Thom, sie wird niemals glauben, dass das hier eine Spelunke ist. Ich dachte, du würdest uns irgendwo hinbringen, wo die Kaufmannswächter trinken. Das hätte sie vielleicht überzeugend gefunden.«
»Vertrau mir, Mat. Ich glaube, du wirst noch entdecken, dass sie in vielerlei Hinsicht ein sehr behütetes Leben geführt hat.«
Beh üte t? Wo ihre eigenen Brüder und Schwestern versucht hatten, sie zu töten? »Darauf würdest du aber keine Krone setzen, oder?«
Thom kicherte. »Dein Geld nehme ich immer gern.«
Tuon und Selucia kamen mit ausdruckslosem Gesicht angerauscht. »Ich hatte damit gerechnet, dass die Gäste viel schlechter gekleidet sind«, sagte Tuon leise, »und es vielleicht zu einem oder zwei Kämpfen kommt, aber das Lied ist zu zotig für eine respektable Schenke. Obwohl sie meiner Meinung nach viel zu dick angezogen ist, um es richtig zu singen. Wofür ist das?«, fügte sie misstrauisch hinzu, als Mat Thom eine Münze gab.
»Ach, das«, sagte Thom und schob die Krone in die Manteltasche, »ich hatte die Befürchtung, Ihr könntet enttäuscht sein, dass hier bloß die erfolgreicheren Schurken verkehren - die sind nicht immer so farbig wie die Versager -, aber Mat hat gesagt, das würde Euch nicht einmal auffallen.«
Sie schaute Mat streng an, der indigniert den Mund öffnete. Und wieder schloss. Was gab es da noch zu sagen? Er saß bereits im Einmachtopf. Da brauchte er das Feuer darunter nicht noch zu schüren.
Als die Wirtin ankam, eine rundliche Frau mit verdächtig schwarzem Haar unter dem weißen Spitzenhäubchen, die sich in ein graues Kleid mit roten und grünen Stickereien auf dem üppigen Busen gezwängt hatte, machte sich Thom mit einer Verbeugung und einem gemurmelten »Mit Eurer Erlaubnis, mein Lord, meine Lady« davon. Gemurmelt, aber laut genug, dass Frau Heilin es hören konnte.
Die Wirtin hatte ein unerbittliches Lächeln, aber sie bemühte es für einen Lord und eine Lady, machte einen so tiefen Knicks, dass sie beim Aufstehen grunzte, und es schien sie kaum zu enttäuschen, dass Mat Wein und vielleicht etwas zu essen wollte, aber kein Zimmer. Ihren besten Wein. Doch als er bezahlte, ließ er sie sehen, dass er außer Silber auch Gold im Geldbeutel hatte. Ein Seidenmantel war ja schön und gut, aber Gold, das Lumpen trug, bekam eine bessere Bewirtung als Kupfer, das Seide trug.
»Ale«, sagte Tuon. »Ich habe noch nie Ale getrunken. Sagt mir, gute Frau, ist damit zu rechnen, dass einer der Gäste bald einen Streit vom Zaun bricht?« Mat verschluckte fast seine Zunge.
Frau Heilin blinzelte und schüttelte knapp den Kopf, als wäre sie sich nicht sicher, ob sie wirklich das gehört hatte, was sie zu hören geglaubt hatte. »Kein Grund zur Sorge, meine Lady«, sagte sie. »Das passiert schon mal, wenn sie zu tief in ihre Becher geschaut haben, aber ich gehe hart dazwischen, wenn das geschieht.«
»Aber nicht meinetwegen«, sagte Tuon. »Sie sollen ihren Spaß haben.«
Das Lächeln der Wirtin wurde schief und hielt kaum stand, aber sie brachte einen weiteren Knicks zustande, bevor sie mit Mats Geld loseilte und rief: »Jera, Wein für den Lord und die Lady, einen Krug von dem Kiranaille. Und einen Becher Ale.«
»Ihr solltet nicht solche Fragen stellen, mein Juwel«, sagte Mat leise, als er Tuon und Selucia zu einem freien Tisch steuerte. Selucia verweigerte den angebotenen Stuhl, nahm Tuon den Umhang ab und legte ihn über den Stuhl, den sie für ihre Herrin bereithielt, dann baute sie sich dahinter auf.
»Das ist unhöflich. Davon abgesehen senkt ihr damit Euren Blick.« Er dankte dem Licht für diese Unterhaltungen mit Egeanin, mit welchem Namen sie auch immer angesprochen werden wollte. Seanchaner würden alle möglichen Albernheiten tun oder jedes vernünftige Handeln verweigern, nur um den Blick nicht senken zu müssen.
Tuon nickte nachdenklich. »Eure Bräuche sind oft sehr seltsam, Spielzeug. Ihr werdet mich darin unterrichten müssen. Ich habe einige gelernt, aber ich muss alle Bräuche der Menschen kennen, die ich im Namen der Kaiserin, möge sie ewig leben, beherrschen werde.«
»Es wird mir eine Freude sein, Euch beizubringen, was ich kann«, sagte Mat, löste seinen Umhang und warf ihn achtlos über die Stuhllehne. »Es wird
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