Die Klinge der Träume
Zähne zusammen, mein Lord«, sagte Barmanes und band einen Lederriemen direkt über der Pfeilspitze fest.
»Seid Ihr bereit, mein Lord?« Perrin biss die Zähne zusammen und nickte. Barmanes riss den blutverschmierten Schaft heraus. Perrin unterdrückte ein Aufstöhnen.
»Euer Blick ist nicht gesenkt worden«, sagte er heiser. Was auch immer sie damit meinte. So, wie sie es gesagt hatte, konnte es nichts Gutes sein. »Niemand hat Euch gebeten, mich in Watte zu packen. Ich für meinen Teil jedenfalls nicht.« Neald drängte sich durch die Menge um Perrin, die Hände bereits erhoben, aber Perrin winkte ihn fort. »Nicht hier, Mann. Die Leute schauen zu.« Die Passanten hatten es endlich mitbekommen und sammelten sich, um zuzusehen, während sie aufgeregt miteinander tuschelten. »Er kann das hier Heilen, als wäre ich niemals verletzt worden«, erklärte er und spannte den Arm probeweise an. Und zuckte zusammen. Das war eine blöde Idee gewesen.
»Ihr lasst ihn mit der Einen Macht an Euch heran?«, sagte Tylee ungläubig.
»Um ein Loch im Arm und eine aufgeschlitzte Brust loszuwerden? Sobald wir an einer Stelle sind, an der uns nicht die halbe Stadt anstarrt. Würdet Ihr das nicht tun?«
Sie erschauderte und machte wieder die seltsame Geste. Er würde sie doch fragen müssen, was sie zu bedeuten hatte.
Mishima gesellte sich zu ihnen; er führte sein Pferd am Zügel und sah ernst aus. »Zwei Männer stürzten mit Bogen und Köchern von diesem Dach«, berichtete er leise, »aber nicht der Sturz hat sie getötet. Sie sind hart auf dem Pflaster aufgeschlagen, aber es gab kaum Blut zu sehen. Ich glaube, sie haben Gift geschluckt, als sie gesehen haben, dass sie Euch nicht töten konnten.«
»Das ergibt doch keinen Sinn«, murmelte Perrin.
»Wenn Männer sich lieber umbringen, als von ihrem Versagen zu berichten«, sagte Tylee ernst, »dann bedeutet das, dass Ihr einen mächtigen Feind habt.«
Einen mächtigen Feind? Sicherlich würde Masema ihn gern tot sehen, aber sein Einfluss konnte unmöglich so weit reichen. »Meine Feinde sind weit weg und wissen nicht, wo ich bin.« Tylee und Mishima stimmten ihm zu, dass er das wissen musste, aber sie schienen zu zweifeln. Natürlich gab es da immer die Verlorenen. Ein paar von ihnen hatten schon zuvor versucht, ihn zu töten. Andere hatten versucht, ihn zu benutzen. Er hielt es nicht für klug, die Verlorenen zu erwähnen. Sein Arm pochte. Der Schnitt auf der Brust auch.
»Lasst uns ein Gasthaus finden, wo ich ein Zimmer mieten kann.« Einundfünfzig Knoten. Wie viele wohl noch? Beim Licht, wie viele denn noch?
KAPITEL 13
Belagerung
Drängt sie zurück!«, rief Elayne. Feuerherz wollte tänzeln, mit anderen Pferden und Frauen zu Fuß in die enge Straße mit dem Kopfsteinpflaster eingezwängt, aber sie beruhigte den schwarzen Wallach mit fester Hand. Birgitte hatte darauf bestanden, dass auch sie zurückblieb. Sie hatte darauf bestanden! Als wäre sie eine hirnlose Närrin! »Drängt sie zurück, verdammt!«
Keiner der Hunderte von Männern auf dem breiten Wehrgang der fünfzig Fuß hohen Stadtmauer aus weiß geädertem grauem Stein achtete auf sie. Es war zu bezweifeln, dass sie sie hörten. Übertönt von eigenen Rufen, Flüchen und Schreien, hallte das Klirren von Stahl durch die breite Straße, die zur Mittagszeit unter einem überraschenderweise wolkenlosen Himmel an der Mauer entlangführte, während diese Männer schwitzten und einander mit Schwert, Speer oder Hellebarde töteten. Das Handgemenge umfasste zweihundert Schritte Mauerlänge und drei der hohen Rundtürme, auf denen der Weiße Löwe von Andor flatterte, und bedrohte zwei weitere; allerdings schien noch alles sicher zu sein, wofür man dem Licht danken konnte. Männer stachen und hieben und stießen, und soweit sie sehen konnte, wich keiner auch nur einen Fuß Boden zurück oder gewährte das geringste Pardon. Rot gewandete Armbrustschützen auf den Türmen trugen ihren Anteil am Töten, aber eine Armbrust brauchte nach dem Abfeuern ihre Zeit zum Nachladen, und sie waren in diesem Fall ohnehin zu wenige, um der Flut Einhalt gebieten zu können. Sie waren die einzigen Gardisten dort oben. Der Rest waren Söldner. Bis auf Birgitte.
In dieser Nähe ließ der Bund Elayne ihre Behüterin mühelos finden. Ihr kompliziert geflochtener blonder Zopf schwang umher, während sie ihre Soldaten anfeuerte, mit dem Bogen in die Richtung zeigte, in der Verstärkung gebraucht wurde. Von allen auf der Mauer trug
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