Die Klinge der Träume
Kopf. Sie roch nach Stolz.
»Ihr wünscht mich zu sprechen, Bannergeneralin?« Sie hatte eine glatte Stimme, so aalglatt wie sie selbst. Nicht im Mindesten willkommend. Sie war eine beschäftigte Frau, die gestört wurde. Eine beschäftigte Frau, die sich ihrer Bedeutung nur allzu bewusst war.
»Jawohl, Ehrenwerte«, sagte Tylee respektvoll. Kurz trat der scharfe Duft von Gereiztheit in den Geruch ihrer Geduld, wurde dann aber wieder heruntergeschluckt. Ihr Gesicht blieb ausdruckslos. »Würdet Ihr mir sagen, wie viel fertige Spaltwurzel Ihr da habt?«
»Eine seltsame Bitte«, sagte die Frau so, als müsste sie erst darüber nachdenken, ob sie sie erfüllen sollte oder nicht. Sie legte nachdenklich den Kopf schief. »Nun gut«, sagte sie nach einem Augenblick. »Den Vormittag mit eingerechnet, habe ich viertausendachthundertdreiundsiebzig Pfund und neun Unzen. Eine erstaunliche Leistung, wenn ich das bemerken darf, zieht man in Betracht, wie viel ich verschifft habe und wie schwer es doch ist, die Pflanze in der Wildnis zu finden, ohne die Graber absurde Entfernungen weit schicken zu müssen.« So unmöglich es erschien, wurde der Stolz in ihrem Geruch noch ausgeprägter. »Ich habe dieses Problern jedoch gelöst, indem ich die hiesigen Bauern dazu bewegt habe, einige ihrer Felder mit Spaltwurzel zu bepflanzen. Im Sommer werde ich etwas Größeres bauen müssen, um diese Manufaktur unterbringen zu können. Unter uns gesagt, es würde mich nicht überraschen, wenn man mir dafür einen neuen Namen anbietet. Obwohl ich das natürlich möglicherweise nicht annehmen werde.« Sie lächelte ein kleines Lächeln und berührte das Oval auf der Brust; es war fast schon eine Liebkosung.
»Das Licht wird Euch sicherlich gewogen sein, Ehrenwerte«, murmelte Tylee. »Mein Lord, würdet Ihr mir den Gefallen tun, der Ehrenwerten Euer Dokument zu zeigen?« Das sagte sie mit einer Verbeugung Perrin gegenüber, die entschieden tiefer als jene war, die sie der Ehrenwerten erwiesen hatte. Die Augenbrauen der molligen Frau zuckten.
Sie streckte die Hand aus, um das Blatt Papier von ihm entgegenzunehmen, und erstarrte. Ihr waren endlich seine Augen aufgefallen. Sie schüttelte sich leicht, las ohne jedes äußere Anzeichen von Überraschung, faltete das Papier wieder zusammen und tippte sich damit gegen die freie Hand.
»Anscheinend wandelt Ihr in großer Höhe, Bannergeneralin.
Und mit einem sehr seltsamen Gefährten. Um was bittet Ihr- oder er - mich?«
»Spaltwurzel, Ehrenwerte«, sagte Tylee sanft. »Alles, was Ihr habt. So schnell wie möglich auf Karren verladen. Und ich fürchte, Ihr müsst auch für die Karren und die Kutscher sorgen.«
»Unmöglich!«, fauchte die Frau und richtete sich hochmütig zu ihrer vollen Größe auf. »Ich habe strikte Pläne erstellt, wie viele Pfund fertige Spaltwurzel jede Woche verschifft werden, die ich streng eingehalten habe, und ich lasse nicht zu, dass diese Erfolgsbilanz besudelt wird. Das wäre ein immenser Schaden für das Kaiserreich. Die Sul'dam legen mit beiden Händen Marath'damane an die Leine.«
»Vergebt mir, Ehrenwerte«, sagte Tylee und verneigte sich erneut. »Falls Ihr eine Möglichkeit seht, uns…«
»Bannergeneralin«, unterbrach Perrin sie. Offensichtlich war das eine heikle Begegnung, und er versuchte eine unberührte Miene beizubehalten, aber er konnte ein Stirnrunzeln nicht unterdrücken. Es war fraglich, ob selbst fünf Tonnen von dem Zeug ausreichten, und sie wollte um noch weniger verhandeln! Seine Gedanken rasten auf der Suche nach einer Lösung. Seiner Meinung nach waren schnelle Gedanken schlampige Gedanken - sie führten zu Fehlern und Unfällen —, aber er hatte keine andere Wahl. »Das wird die Ehrenwerte vermutlich nicht interessieren, aber Suroth hat jedem den Tod und Schlimmeres versprochen, falls ihre Pläne behindert werden sollten. Ich glaube zwar nicht, dass ihre Wut über Euch und mich hinausgehen wird, aber sie hat gesagt, dass wir alles nehmen sollen.«
»Natürlich wird der Zorn der Hochlady nicht die Ehrenwerte treffen.« Aber Tylee klang, als wäre sie sich da nicht so sicher.
Die mollige Frau atmete schwer, das blaue Oval mit den goldenen Händen hob und senkte sich. Sie verneigte sich genauso tief vor Perrin wie Tylee. »Ich werde den größten Teil des Tages benötigen, um genügend Karren zu besorgen und zu beladen. Wird das ausreichen, mein Lord?«
»Das wird es wohl müssen, oder?«, sagte Perrin und zupfte ihr das Papier aus der
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