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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Mauern und Türmen stationieren konnte. Unausgebildete Männer würden der Aufgabe nicht gewachsen sein. Arymilla musste nur genügend Männer über die Mauer bringen, um ein Tor zu erobern. Dann konnte sie die Schlacht in die Stadt tragen, wo Elayne truppenmäßig böse unterlegen war. Vielleicht würden sich ja die Bewohner auf ihre Seite schlagen, was nicht sicher war, aber das würde das Gemetzel nur verschlimmern, wenn Lehrburschen und Stallknechte und Händler gegen erfahrene Waffenmänner und Söldner antreten mussten. Wer auch immer danach auf dem Löwenthron saß - und das würde vermutlich nicht Elayne Trakand sein -, er würde rot besudelt vom Blut Caemlyns sein. Also hatte sie ihre sämtlichen Soldaten in die Innenstadt zurückgezogen, natürlich abgesehen von denen an den Toren und den Wachtposten auf den Türmen, in die Nähe des Königlichen Palastes. Dort hatte sie Männer mit Ferngläsern auf den höchsten Türmen postiert. Wann immer einer der Wachtposten einen sich formierenden Angriff meldete, erschufen zu einem Zirkel verknüpfte Kusinen Wegetore, um Soldaten an die Stelle zu transportieren. Natürlich nahmen die Frauen selbst nicht an den Kämpfen teil. Elayne hätte niemals gestattet, dass sie die Macht als Waffe benutzten, selbst wenn sie es angeboten hätten.
    Bis jetzt hatte es funktioniert, auch wenn es manchmal auf Messers Schneide gestanden hatte. Das sich außerhalb der Stadtmauern befindliche Niedercaemlyn war ein Labyrinth aus Häusern, Geschäften, Gasthäusern und Lagerhäusern, das es Männern leicht machte, sich nahe heranzuschleichen, bevor man sie sah. Dreimal waren ihre Soldaten gezwungen gewesen, im Inneren der Stadtmauer zu kämpfen, und mussten zumindest einen Mauerturm zurückerobern. Das war eine blutige Arbeit gewesen. Sie hätte ja Niedercaemlyn niedergebrannt, um Arymillas Leuten die Deckung zu nehmen, aber ein Feuer hätte zu leicht auf die Stadt übergreifen und einen Feuersturm entfesseln können, ob es nun den Frühlingsregen gab oder nicht. Ohnehin kam es in jeder Nacht zu Brandstiftungen, und diese einzudämmen war schon schwer genug. Davon abgesehen waren die Häuser Niedercaemlyns trotz der Belagerung bewohnt, und sie wollte nicht als die Frau in die Geschichte eingehen, die die Häuser und Erwerbsquellen der Bewohner vernichtete.
    Nein, was sie wirklich ärgerte, war, dass sie nicht schon früher daran gedacht hatte, die Kusinen auf diese Art einzusetzen. Hätte sie das getan, müsste sie sich nicht mehr mit dem Meervolk herumschlagen, ganz zu schweigen von dem Abkommen, das eine Quadratmeile von Andor aufgab. Beim Licht, eine Quadratmeile! Ihre Mutter hatte nicht einen Quadratzentimeter von Andor aufgegeben! Sollte man sie doch zu Asche verbrennen, die Belagerung ließ ihr nicht einmal Zeit, ihre Mutter zu betrauern. Oder Lini, ihre alte Amme. Rahvin hatte ihre Mutter ermordet, und vermutlich war Lini bei dem Versuch gestorben, sie zu beschützen. Weißhaarig und vom Alter abgemagert wäre Lini nicht einmal vor einem der Verlorenen zurückgewichen. Aber der Gedanke an Lini ließ sie die brüchige Stimme der alten Frau hören. Du kannst keinen Honig zurück in seine Wabe füllen, Kind. Was geschehen war, war geschehen, und sie musste damit leben.
    »Das war's«, sagte Caseille. »Sie ziehen sich zu den Leitern zurück.« Es stimmte. Auf der ganzen Mauer stießen Elaynes Soldaten nach vorn, wichen Arymillas Männer zurück, kletterten durch die Lücken zwischen den Zinnen zu ihren Sturmleitern. Noch immer starben Männer auf den Wehrgängen, aber der Kampf endete.
    Elayne überraschte sich selbst, indem sie die Fersen in Feuerherz' Flanken grub. Diesmal war keiner schnell genug, um sie aufzuhalten. Von Rufen verfolgt galoppierte sie quer über die Straße und sprang am Fundament des nächsten Turms aus dem Sattel, bevor der Wallach richtig zum Stehen gekommen war. Sie stieß die schwere Tür auf, raffte den Reitrock und raste die Stufen der Wendeltreppe hinauf, vorbei an großen Nischen, in denen dicht gedrängt stehende Gruppen von Männern in Rüstung ihr erstaunt nachstarrten. Diese Türme waren gebaut, um sich gegen Angreifer zur Wehr zu setzen, die sich den Weg nach unten in die Stadt freikämpfen wollten. Schließlich endeten die Stufen in einem großen Raum, auf dessen anderer Seite Stufen in entgegengesetzter Richtung weiter nach oben führten. Zwanzig Männer in nicht zueinander passenden Helmen und Harnischen saßen gemütlich an der Wand, spielten

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