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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hatte. Bei diesem Gedanken stieg Hysterie beinahe bis zur Oberfläche auf, aber mit schierer Willenskraft behielt sie ein unbewegtes Gesicht bei und hob ihre weißen Seidenröcke ein kleines Stück an. Das sollte ihre Hände beschäftigen. Der Große Herr hatte sie gezeichnet. Besser, nicht daran zu denken. Aber wie sollte sie das vermeiden?
    Der Große Herr…
    Nach außen hin zeigte sie absolute Gelassenheit, aber innerlich war da ein brodelndes Gewirr aus Demütigung und Hass und beinahe wimmerndem Terror. Aber es war die äußerliche Ruhe, auf die es ankam. Und da war ein Funken Hoffnung. Auch das war wichtig. Eine seltsame Sache, um sie als hoffnungsvoll zu betrachten, aber sie würde sich an allem festklammern, das sie womöglich am Leben halten würde.
    Sie blieb vor einem Wandteppich stehen, der eine Frau mit einer aufwändigen Krone zeigte, die vor einer längst vergangenen Amyrlin kniete, und tat so, als würde sie ihn studieren, während sie unauffällig nach links und rechts schaute. Abgesehen von ihr blieb der Korridor so leblos wie eine vergessene Gruft. Ihre Hand schoss hinter den Rand des Wandteppichs, und im nächsten Augenblick umklammerte sie eine zusammengefaltete Nachricht und ging weiter. Ein Wunder, dass sie sie so schnell erreicht hatte. Das Papier schien ihre Hand zu verbrennen, aber sie konnte sie nicht hier lesen. Mit gesetzten Schritten stieg sie zögernd zum Quartier der Weißen Ajah hinauf. Von allem unberührt, jedenfalls nach außen hin.
    Der Große Herr hatte sie gez eichnet.
    Andere Schwestern würden sie ansehen. Die Weißen waren die kleinste der Ajahs, im Moment hielten sich kaum mehr als zwanzig Schwestern in der Burg auf, und doch hatte es den Anschein, dass sich fast alle im Durchgangskorridor aufhielten. Der Weg über die weißen Fliesen erschien wie ein Spießrutenlauf.
    Seaine und Ferane gingen trotz der späten Stunde aus, die Stolen über die Arme drapiert, und Seaine schenkte ihr ein kleines bedauerndes Lächeln, das in ihr das Verlangen aufsteigen ließ, die Sitzende zu töten, die immer ihre spitze Nase in Dinge steckte, die sie nichts angingen.
    Ferane zeigte kein Mitgefühl. Ihr Stirnrunzeln verriet mehr offene Wut, als eine Schwester jemals hätte zeigen dürfen. Alviarin konnte nur versuchen, die kupferhäutige Frau zu ignorieren, ohne es zu offensichtlich aussehen zu lassen. Klein und stämmig, mit einem ungewöhnlich sanften runden Gesicht und einem Tintenklecks auf der Nase, entsprach Ferane keinesfalls dem allgemeinen Bild einer Domani, aber die Erste Denkerin verfügte über das hitzige Temperament einer Domani. Sie war durchaus dazu in der Lage, für die geringste Geringschätzung eine Buße zu verhängen, vor allem bei einer Schwester, die sowohl sich wie auch die Weißen »entehrt« hatte.
    Die Ajah bekam die Schande, dass man sie der Behüterinnenstola entkleidet hatte, empfindlich zu spüren. Die meisten waren auch wütend über den Verlust an Einfluss. Es gab viel zu viele finstere Blicke, einige davon von Schwestern, die weit genug unter ihr standen, dass sie bei einem Befehl von ihr hätten springen sollen. Andere wandten ihr demonstrativ den Rücken zu.
    Sie bahnte sich mit gleichmäßigem Schritt einen Weg durch das Stirnrunzeln und die Anfeindungen, ohne jede Eile, aber sie fühlte, wie Hitze in ihren Wangen aufstieg. Sie versuchte sich in die besänftigende Natur des Weißen Quartiers zu versenken. Die schlichten weißen Wände, die von Silberspiegeln gesäumt wurden, wiesen nur ein paar einfache Wandteppiche auf, Bilder von schneebedeckten Bergen, schattige Wälder, Bambushaine, durch die schräg das Sonnenlicht fiel. Seit sie zur Aes Sedai geworden war, hatte sie diese Bilder benutzt, um in Zeiten von Anspannung Ruhe zu finden. Der Große Herr hatte sie gezeichnet. Sie verkrallte die Fäuste im Stoff ihrer Röcke, um die Hände an den Seiten zu halten. Die Nachricht schien ihre Hand zu verbrennen. Ein ruhiger, gesetzter Schritt.
    Zwei der Schwestern, an denen sie vorbeiging, ignorierten sie einfach, weil sie sie nicht sahen. Astrelle und Tesan diskutierten über verdorbene Speisen. Eigentlich stritten sie, die Gesichter unbewegt, aber die Augen lebhaft und die Stimmen am Rande der Erregung. Sie waren sinnigerweise Rechenmeister, als könnte man Logik auf Zahlen reduzieren, und sie schienen darüber zu debattieren, wie diese Zahlen zu benutzen waren.
    »Rechnet man mit Raduns Standard der Abweichung, ist die Rate elfmal so hoch, wie sie sein

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