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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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auf den groben Planken des Gehweges auf und ab zu gehen. Auf und ab zu gehen würde Aufmerksamkeit erregen, und vielleicht eine Schwester, die glaubte, sie hätte Angst, allein zu sein, veranlassen, dort stehen zu bleiben. In Wahrheit hatte sie auch Angst, jedenfalls ein bisschen. Wenn ein Mann einen töten konnte, ungesehen, unentdeckt, dann war es vernünftig, Angst zu haben. Aber sie wollte keine Gesellschaft. Sie zog die Kapuze hoch, ein Signal, in Ruhe gelassen zu werden, und schloss den Umhang.
    Eine dürre graue Katze mit zerfledderten Ohren kam heran und strich um ihre Füße. Im ganzen Lager gab es Katzen; sie erschienen überall, wo sich Aes Sedai versammelten, zahm wie Haustiere und doch so wild, wie sie zuvor gewesen waren. Da sie die Ohren nicht gestreichelt bekam, marschierte die Katze nach ein paar Momenten so stolz wie ein König wieder weiter, auf der Suche nach jemandem, der sich darum kümmern würde. Es gab genug Kandidaten.
    Wo noch Augenblicke zuvor nur schlicht gekleidete Arbeiter und Karrenfahrer zu sehen gewesen waren, erwachte das Lager nun zum Leben. Gruppen weiß gekleideter Novizinnen, die so genannten »Familien«, eilten die Gehsteige auf dem Weg zu ihrem Unterricht entlang, der in jedem Zelt abgehalten wurde, das groß genug war, um sie alle aufzunehmen, manchmal auch im Freien. Jene, die sie passierten, hielten mit ihrem kindischen Geplapper inne, um im Vorbeigehen perfekte Knickse zu machen. Der Anblick hörte nie auf, sie zu erstaunen. Oder wütend zu machen. Eine große Zahl dieser »Kinder« waren bereits in ihren mittleren Jahren oder älter - nicht wenige hatten bereits graue Strähnen in ihrem Haar und einige waren sogar schon Großmütter! - dennoch unterwarfen sie sich den uralten Bräuchen genauso gut wie jedes der Mädchen, die sie in die Weiße Burg hatte kommen gesehen. Und es waren so viele. Eine scheinbar endlose Flut strömte durch die Straßen. Wie viele hatte die Weiße Burg verloren, weil sie sich darauf konzentriert hatte, Mädchen zu suchen, die mit dem Funken geboren worden waren oder durch ihre eigenen ungeschickten Bemühungen kurz davorstanden, die Macht zu lenken, während sie es dem Rest selbst überlassen hatten, den Weg nach Tar Valon zu finden, ob es ihm nun möglich war oder auch nicht? Wie viele waren verloren gegangen, weil man auf dem Standpunkt beharrt hatte, dass sich kein Mädchen über achtzehn der Disziplin unterwerfen konnte? Sie hatte nie Veränderungen gesucht, das Leben einer Aes Sedai wurde von Gesetzen und Bräuchen beherrscht, das war ein stabiles Fundament, und manche Veränderungen wie diese Novizinnenfamilien schienen zu radikal zu sein, um fortgeführt zu werden, aber wie viele hatte die Burg verloren?
    Auch Schwestern rauschten die Gehwege entlang, meist in Gruppen von zwei oder drei, für gewöhnlich von ihren Behütern gefolgt. Der Strom der Novizinnen teilte sich vor ihnen in Wellen der Ehrenbezeugungen, Wellen, die durch die unverhohlenen, auf die Schwestern gerichteten Blicke, die diese vorgaben nicht zu bemerken, in Unruhe gerieten. Nur sehr wenige der Aes Sedai wurden nicht vom Leuchten der Macht umgeben. Beonin hätte beinahe gereizt mit der Zunge geschnalzt. Die Novizinnen wussten, dass Anaiya und Kairen tot waren - es hatte keine Bestrebungen gegeben, die Bestattungsscheiterhaufen zu verbergen -, aber ihnen mitzuteilen, wie die Schwestern gestorben waren, hätte ihnen bloß Angst gemacht. Die neuesten unter ihnen, die in Murandy ins Novizinnenbuch eingetragen worden waren, trugen das Weiß aber nun lange genug, um zu wissen, dass es mehr als ungewöhnlich war, wenn Schwestern von Saidar erfüllt umhergingen. Das allein würde sie irgendwann ängstigen, und das völlig sinnlos. Der Mörder würde kaum in aller Öffentlichkeit zuschlagen, in Anwesenheit von Dutzenden von Schwestern.
    Fünf Schwestern, die langsam nach Osten ritten und nicht vom Licht Saidars umgeben waren, erregten Beonins Aufmerksamkeit. Jede von ihnen hatte ein kleines Gefolge, für gewöhnlich einen Schreiber, eine Dienerin, einen Diener für den Fall, dass schwere Lasten gehoben werden mussten, und ein paar Behüten Alle ritten mit hochgeschlagenen Kapuzen, aber sie hatte keine Mühe, sie zu erkennen. Varilin, wie sie eine Graue, war so groß wie ein Mann, während Takima, die Braune, ein winziges Ding war. Saroiyas Umhang trug auffällige weiße Stickereien - sie musste Saidar benutzen, um dieses Funkeln so hell zu halten -, und die zwei Behüter, die

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