Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Rebellen hindeuteten, die über diese Verhandlungsfarce hinausgingen. Aber es war die fette, goldverzierte Ledermappe vor ihr, die sie öffnete. Allein die Burg brachte selbst genügend Berichte hervor, um damit den Tisch unter sich zu begraben, hätte sie sie alle selbst lesen wollen, und Tar Valon produzierte zehnmal so viel. Schreiber kümmerten sich um die überwiegende Mehrheit, wählten nur die wichtigsten für sie aus. Und das war noch immer ein großer Stapel.
    »Ihr wolltet mich sprechen, Mutter?«, sagte Tarna kühl und schloss die Tür hinter sich. Darin lag keine Respektlosigkeit; die blonde Frau war von Natur aus kalt, der Blick ihrer blauen Augen eisig. Das störte Elaida nicht. Allerdings erregte die hellrote Stola der Behüterin um Tarnas Hals ihr Missfallen; sie wies kaum Daumenbreite auf. Die Schlitze ihres hellgrauen Kleides zeigten genug Rot, um vom Stolz auf ihre Ajah zu künden, also warum war ihre Stola so schmal? Aber Elaida hatte viel Vertrauen in diese Frau, und in letzter Zeit war das ein seltenes Gut.
    »Wie stehen die Dinge im Hafen, Tarna?« Es war überflüssig, den genauen Hafen zu bezeichnen. Allein beim Südhafen bestand noch Hoffnung, dass er ohne große Reparaturen zu benutzen war.
    »Nur Flussschiffe mit geringem Tiefgang können einfahren«, sagte Tarna, während sie den Teppich überquerte und vor dem Schreibtisch stehen blieb. Sie hätte genauso gut vom Wetter sprechen können. Sie brachte nichts aus der Ruhe. »Aber der Rest wechselt sich darin ab, an dem Teil der Kette festzumachen, die nun aus Cuendillar besteht, um die Ladung in Barken umzustauen. Die Kapitäne beschweren sich, und es dauert bedeutend länger, aber für den Augenblick geht es so.«
    Elaida presste die Lippen zusammen, und sie trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Für den Augenblick. Sie konnte mit der Reparatur der Häfen nicht anfangen, bevor die Rebellen endgültig aufgaben. Bis jetzt hatten sie keinen Angriff unternommen, dem Licht sei Dank. Der würde vermutlich nur mit Soldaten beginnen, aber bestimmt würden Schwestern darin verwickelt werden, was die Rebellen garantiert genauso vermeiden wollten wie sie auch. Aber die Hafentürme niederzureißen, was für die Reparatur unumgänglich war, und die Häfen offen und wehrlos zu machen, könnte sie zu verzweifelten Taten provozieren. Beim Licht! Kämpfe mussten vermieden werden, solange das möglich war.
    Elaida beabsichtigte, die Rebellenarmee in die Burgwache zu integrieren, sobald sie erkannt hatten, dass alles zu Ende war und sie zur Burg zurückgekehrt waren. Ein Teil von ihr dachte bereits so, als würde Gareth Bryne für sie die Burgwache kommandieren. Ein unendlich besserer Mann für den Posten des Ersten Hauptmanns als Jimar Chubain. Dann würde die Welt den Einfluss der Weißen Burg spüren! Sie wollte nicht, dass ihre Soldaten einander töteten, genauso wenig, wie sie wollte, dass die Burg dadurch geschwächt wurde, dass ihre Aes Sedai einander töteten. Die Rebellen gehörten ihr genauso wie alle anderen in der Burg, und sie würde dafür sorgen, dass das alle anerkannten.
    Sie nahm das oberste Blatt Papier von dem Stapel und überflog es kurz. »Anscheinend wurden die Straßen trotz meines ausdrücklichen Befehls noch immer nicht gereinigt. Warum?«
    Ein unbehaglicher Ausdruck trat in Tarnas Augen. Es war das erste Mal, dass Elaida sie besorgt sah. »Die Leute haben Angst, Mutter. Sie verlassen ihre Häuser nur, wenn es unbedingt sein muss, und selbst dann nur mit großem Zögern. Sie sagen, sie haben die Toten auf den Straßen wandeln gesehen.«
    »Ist das bestätigt worden?«, fragte Elaida ruhig. Ihr schien das Blut zu gefrieren. »Haben Schwestern das auch gesehen?«
    »Keine der Roten.« Die anderen würden mit ihr nur als Behüterin sprechen, aber niemals unbefangen, niemals, um sie ins Vertrauen zu ziehen. Wie beim Licht sollte man das nur in Ordnung bringen? »Aber die Stadtbewohner beharren darauf. Sie haben gesehen, was sie gesehen haben.«
    Langsam legte Elaida das Blatt zur Seite. Sie wollte frösteln. Sie hatte alles gelesen, was sie über die Letzte Schlacht gefunden hatte, selbst Studien und Vorhersagen, die so alt waren, dass man sie nie aus der Alten Sprache übersetzt hatte und sie staubbedeckt in den finstersten Ecken der Bibliothek gelegen hatten. Der junge alʹThor war ein Vorbote gewesen, aber jetzt schien es, als würde Tarmon Gaiʹdon früher eintreten, als alle gedacht hatten. Mehrere der uralten Vorhersagen

Weitere Kostenlose Bücher