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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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mit den Handflächen über mein Gesicht, tastete nach Deformierungen und anderen Überraschungen. Es fühlte sich gut an, glatte Haut, Bartstoppeln. Zwar würde ich erst erfahren, wie ich aussah, wenn ich ein bisschen Zeit und einen Spiegel fände, doch es fühlte sich weitgehend so an wie mein altes Gesicht. Auch wenn der Schorf und die wunden Stellen von den Verbrennungen verschwunden waren. Äußerlich ging es mir also gut. Innerlich fühlte ich mich natürlich, als wäre ich acht Stunden lang hinter einem Lastenfuhrwerk hergezogen worden. Es war eine sonderbare Mischung: Ich fühlte mich ausgelaugt und erneuert zugleich.
    »Ich werde es überleben«, sagte ich schließlich.
    »Gut. Eine Weile hatte ich so meine Zweifel.«
    »Wie ist es dir ergangen?«, erkundigte ich mich.
    »Ich weiß es nicht so genau. Es war, als würde ich eine Barriere in meinem eigenen Kopf einreißen, eine Barriere, die aus meiner eigenen Substanz bestand   – Schmerz und Blut und ein Alptraum, der in plötzliches Erwachen mündete. Ich wollte dich so unbedingt erreichen. Ich habe mit den Flügeln und den Klauen auf die unsichtbare Wand aus Magie eingeprügelt und mit allem, was ich hatte, versucht, auf deine Hälfte des Diagramms vorzudringen.
    Wieder drückte mich Triss mit den Flügeln, fest genug, dass mir die Luft wegblieb. »Aber ich konnte einfach nicht durchkommen, nicht einmal, als ich der Schattenlinie gefolgt bin, die uns ständig verbindet. Ich habe zugesehen, wie du stirbst, und ich konnte es nicht ertragen, und plötzlich dachte ich daran, wieTien Lun in meinem Kopf gesprochen hat. Wie sie etwas in meinem Geist zerrissen hat. Ich habe nach der Stelle gesucht, die sie geöffnet hat, und wenn ich die auch nicht gefunden habe, habe ich doch einen anderen Ort gefunden, an dem ich ansetzen konnte. Ich kann es nicht genau beschreiben, ich kann dir nur sagen, dass er im Kern dessen liegt, was aus dir und mir ein Uns macht. Irgendwo in dem Geflecht der Vertrautenbindung, des Schattenbundes und der Liebe gab es eine Barriere, die nun nicht mehr da ist.«
    Ich bin froh darüber , teilte ich ihm gedanklich mit.
    Ich auch.
    »Können wir jetzt meiner Mami helfen?«, fragte Scheroc.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich.
    Wo lag in dieser Situation die Gerechtigkeit? Auch das wusste ich nicht. Oder, wer es wirklich verdiente, den Kothmerk in die Hände zu bekommen. Alles, was ich mit Sicherheit wusste, war, dass die Gerechtigkeit nicht auf Seiten jener war, die Fei gefangen genommen und dazu missbraucht hatten, mir und meiner Dyadenfreundin eine Falle zu stellen. Das, und dass ich den verdammten Ring aus meiner Stadt raushaben wollte.
    »Ich weiß es nicht«, wiederholte ich. Dann zog ich Qethars Kieselstein aus der Tasche. »Aber es gibt eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
    »Aber nicht hier«, mahnte Triss.
    »Nein, natürlich nicht. Aus einer Vielzahl von Gründen. Ich dachte an einen Ort, der hoch oben, aber nah am Wasser liegt. Ich will den Durkoth aus seinem Element holen und ihn während dieser Konversation aus dem Gleichgewicht bringen, und ich glaube, ich kenne genau den richtigen Ort dafür.

18
    W ie sehe ich aus?«, fragte ich.
    Harad beugte sich dicht an mich heran. »Ausreichend anders, dass ich dich nicht hereingelassen hätte, hättest du an die Vordertür meiner Bibliothek geklopft.«
    Ich grinste. »Dann ist es ja gut, dass ich eingebrochen bin wie immer.«
    »Ja, meine Banne haben dich erkannt, auch wenn ich es nicht getan hätte. Ich nehme an, das ist deine Antwort auf diese recht beunruhigenden Plakate, die plötzlich überall in der Stadt hängen. Das erscheint mir ein wenig drastisch   …«
    Ich nickte erbittert und fühlte bei der Bewegung, wie etwas kühl über meinen Nacken strich   – Scheroc hatte darauf bestanden, uns zu begleiten, und von einem Bindezauber abgesehen fiel mir keine Möglichkeit ein, den kleinen Elementargeist davon abzuhalten, zu tun, was immer er wollte. Da Bindezauber für den Gebundenen unbequem bis unerträglich sind, je nach der Natur des Gebundenen, wäre das ungefähr das Gleiche gewesen, wie Fei geradeheraus den Krieg zu erklären. Nicht gerade eine Option, der ich den Vorzug geben wollte, auch nicht, während sie irgendwo in einem königlichen Kerker festgehalten wurde.
    Ich versuchte gerade, mich zu entscheiden, ob ich die Kreatur Harad gegenüber erwähnen sollte, und falls ich das täte, wie viel ich dem alten Bibliothekar dann offenbaren sollte, als er mir zuvorkam.

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