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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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bestimmt einige Muskeln eingebracht, aber gäbe es die Plakate nicht, ich wäre gewiss nicht der Typ gewesen, der viele zweite Blicke auf sich gezogen hätte.
    Die Tempelmeister hatten oft bemerkt, mein Mangel an einprägsamen Zügen sei einer meiner größten Vorteile als Klinge. Das Gesicht, das mich nun im Spiegel anblickte, erfüllte die alten Bedingungen auf eine neue, aber gleichermaßen langweilige Art, was genau das war, was ich zu erreichen gehofft hatte. Die genauen Einzelheiten sind nicht so furchtbar wichtig, aber ich war erfreut darüber, wie es uns gelungen war, das Varyatum in meiner äußeren Erscheinung zu mildern, ohne dass ich deswegen so ausgesehen hätte, als käme ich von irgendeinem anderen, bestimmten Ort.
    Hätte ich raten sollen, welcher ethnischen Gruppe ich augenscheinlich angehörte, dann hätte ich behauptet, mein neues Gesicht gehöre in die Magierländer, dorthin, wo sich mehr Blutlinien gekreuzt hatten als an beinahe jedem anderen Ort in den elf Königreichen. Jeder, woher er auch kam, konnte die Einbürgerung in die Magierländer erhalten, wenn er positiv auf eine beliebige magische Gabe getestet wurde. Aus diesem Grund war dort ein heilloser Haufen Flüchtlinge gelandet, Leute, die vor Konflikten oder Säuberungsaktionen in einem der anderen zehn Königreiche geflohen waren.
    Dort gab es die größte Dichte an Magiern im ganzen Osten, allerdings auch etliche Bürger, die über keinerlei magische Fähigkeiten verfügten, sowohl solche, die dort zur Welt gekommen waren, als auch Immigranten, denn es bestanden auch noch andere Möglichkeiten, die Bürgerrechte zu erwerben. Das bedeutete auch, dass der Rest der Welt die Magierländer tunlichst in Ruhe ließen. Es war nicht klug, eine Bevölkerung zu verärgern, die einen im Handumdrehen mit tausendundeinem Zauber bewerfen konnte.
    »Und?«, fragte Triss nach einer Weile. Er hörte sich nervös an. »Was meinst du?«
    »Dass wir gute Arbeit geleistet haben, mein Freund.«
    Er seufzte unverkennbar erleichtert auf. »Ich bin ja so froh. Ich war besorgt wegen der Teile, die ich gemacht habe. Ich sehe dich nicht so wie deine Mitmenschen dich sehen, und ich wusste nicht, ob das nicht zu entsetzlichen Fehlern führen könnte, die du mir nie verzeihen würdest.«
    Ich lachte. »Triss, es gibt nichts, was du mir antun könntest, das ich dir nicht verzeihen würde, nach allem, was wir durchgemacht haben, aber ich bin durchaus froh, dass du mir die Nase nicht verkehrt herum ins Gesicht gesetzt hast.«
    Harad lächelte. »Ich weiß nicht, das hätte dir ein bisschen Charakter der Art verliehen, die dir von jeher gefehlt hat.«
    »In meinem Beruf ist Charakter ein Schimpfwort, und das wisst Ihr, alter Mann.«
    »Und doch war dein Meister Kelos mit seiner Augenklappe und den Tätowierungen zu seiner Zeit recht gut erkennbar. Und dieser Bart   …«
    Harad war vor langer Zeit als Lehrer in der Kunst der Täuschung zu meinem Orden gestoßen. Das war inzwischen beinahe dreihundert Jahre her. Damals hatte er in Varya einer Schauspielgruppe angehört, nur einer der vielen Berufe, die er während seines Lebens, das bereits über ein halbes Jahrtausend währte, ausgeübt hatte. Nur aufgrund seiner Verbindung zu den Klingen hatte er mich, als ich vor etwa elf Jahren zum ersten Malin seine Bibliothek eingebrochen war, nicht bei lebendigem Leib geröstet. Genauer gesagt, seine Banne, denn die waren darauf ausgelegt, jeden hereinzulassen, der in Begleitung eines Finsterlings war, eine Bedingung, die inzwischen modifiziert wurde und nur noch mir den Zutritt gewährte.
    »Wedelt nicht mit Kelos als Beispiel vor mir herum«, sagte ich. »Ihr wisst sehr gut, dass er stets ein Glasauge eingesetzt und seine Tätowierungen überschminkt und sich den Bart abrasiert hatte, wenn er zu einer Mission aufgebrochen ist. Die extravaganteren Aspekte seiner Erscheinung waren das, was er dazu nutzte, Aufmerksamkeit auf etwas zu lenken, nach dem die Leute Ausschau halten sollten, falls sie glaubten, er würde sich an sie heranpirschen. Ein Bühnenzauber, einer, von dem ich annehme, dass er ursprünglich dem Werkzeugsäckel entstammt, das Ihr für den Orden geschaffen habt.«
    »Wohl wahr. Aber komm, du hast gesagt, du hast nicht viel Zeit, und ich glaube, du hast den Geboten der Höflichkeit ausreichend gehuldigt. Was führt dich also trotz der Eile zu mir? Fragen, die einer Antwort harren? Ein verbotenes Buch als Lektüre, so wie das, was du gebraucht hast, als du in die

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