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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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»Wusstest du, dass Kaelin Feis Vertrauter an deiner Kehrseite klebt?«
    »Äh, ja?« Gute Antwort, Aral, wirklich.
    »Das ist eine Geschichte, über die ich irgendwann mehr erfahren möchte. Aber ich nehme an, wenn es dir nichts ausmacht, dass er dir folgt, dann ist es für mich auch kein Problem. Aber halte ihn von meinen Regalen und jeglichen losen Blättern fern. Die Dinger können ein fürchterliches Chaos verursachen.«
    Ich nehme an, ich hätte nicht überrascht sein sollen, dass Harad den kleinen Qamasiin entdeckt hatte. Immerhin war er einer der mächtigsten Zauberer, die mir je begegnet sind, und die Ismere-Bibliothek war sowohl seine Leidenschaft als auch sein Zuhause. Ich war aber erstaunt, dass er von der Beziehung des Luftgeists zu Fei wusste   – das war eine Geschichte, über die ich gern mehr erfahren würde.
    Gegründet vor beinahe vierhundert Jahren von einem Händler-Abenteurer aus Kadesh, der seinen Hauptsitz in Tien aufgeschlagen hatte, beherbergte die Ismere inzwischen eine der kostbarsten Sammlungen von Büchern und Schriftrollen nördlich des Sylvanireiches. Derzeit standen wir im Leseraum im zweiten Obergeschoss, dem Ort, an dem ich üblicherweise in die private Leihbücherei eindrang   – über das Dach des benachbarten Ismere-Clubs und mit etwas Gefummel an den Schlössern der Balkontüren.
    Die Ismere war besser ausgestattet als die königliche Bibliothek von Tien, größtenteils deswegen, weil sie nie der Art von Zensur und Reinigungsaktion ausgesetzt gewesen war, die Letztere über die Jahre immer wieder hatte über sich ergehen lassen müssen. Mehr als ein König oder eine Königin von Zhan hatte versucht, die Zensur auch auf die Ismere auszudehnen, aber sie sind nie weit gekommen. Meist haben sie nur die minderwertigen oder arg schadhaften Bände zerstört, die die Bibliothek so oder so hatte aussortieren wollen. Es ist nicht leicht, einen der großen Magier zu zwingen, etwas zu tun, was er nicht will, und die   – wenn auch geheime   – Mindestvoraussetzung für den Posten des leitenden Bibliothekars der Ismere war es, ein großer Magier zu sein.
    »Da wir gerade bei interessanten Geschichten sind, Aral«, sagte Harad, »was hast du dir angetan? Und wie? Ich glaube, ich habe noch nie erlebt, dass jemand diese Art von knochentiefer Gesichtsumformung bewältigt hat, ohne dabei eine vollständige Gestaltwandlung zu durchlaufen, auch wenn ich mir mehrere Möglichkeiten denken kann, über die man es versuchen könnte.«
    »Was das ›was‹ betrifft, bin ich nicht ganz sicher. Draußen ist es dunkel, und ich hatte bisher keinen Zugriff auf einen guten Spiegel. Das ›wie‹ ist eine längere Geschichte, und mir bleibt nicht genug Zeit, sie so detailliert zu erzählen, wie Ihr sie hören werden wollt. Wenn es Euch also nichts ausmacht, spare ich mir diesen Teil für einen späteren Zeitpunkt auf. Inzwischen   …« Ich zeigte auf mein Gesicht und lächelte. »Vermutlich habt Ihr keinen   …«
    Harad nickte. »Ich glaube, das bekomme ich hin.«
    Mit einer Wischbewegung der Hand und einem gemurmelten Wort beschwor Harad einen mannshohen Spiegel herbei, klarer als das feinste Silber. Der Bibliothekar war ein alter Freund, in gewisser Weise mein ältester Freund, knapp über sechshundert Jahre alt. Seine Lebensspanne war durch die Bindung an einen wie auch immer gearteten, enorm langsam alternden Vertrauten erheblich verlängert worden   – die Lebensdauer eines Magiers und seines Vertrauten orientiert sich tendenziell an der längeren der beiden Spannen. Ich wusste nicht, welcher Art Harads Vertrauter war, denn diese Information hatte er von sich aus nie preisgegeben, und ich war nicht dumm genug, ihn zu bedrängen. Aber ich zweifelte nicht daran, dass es mindestens eine so seltene und exaltierte Kreatur sein musste wie einer der großen Drachen.
    »Danke.« Ich trat an den magischen Spiegel heran und betrachtete mich eingehend.
    Wir hatten keine gar zu schlechte Arbeit geleistet, Triss undich. Das Gesicht war nicht das, mit dem ich geboren worden war, aber es tat alles, was das alte auch getan hatte, falls das irgendeinen Sinn ergibt. Ich war immer ein bisschen langweilig gewesen, wenn es um das Aussehen ging, mittelbraunes Haar, mittelbraune Augen, Haut irgendwo zwischen hellem und dunklem Teint. Die Gesichtszüge weder besonders hässlich noch besonders anziehend, durchschnittlich gebaut   … ich bin etwas mehr als durchschnittlich groß und meine Ausbildung hat mir ganz

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