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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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vor sich ging, aber mir war klar, dass es akut und gefährlich sein musste. Anderenfalls hätte Triss mir niemals so das Heft aus der Hand genommen. Ich wollte ihn gerade fragen, warum er uns nicht aufstehen und laufen ließ, wenn es doch so schlimm stand, als der Boden unter meinen Händen nachgab und wir vorwärtskippten. Meine Stirn knallte hart auf das Pflaster, aber Triss rigide Gegenwart schützte mich vor den schlimmsten Auswirkungen des Aufpralls. Dieses Mal hatte ich den Boden direkt vor Augen gehabt, als er in Bewegung geraten war. Ich spürte eine fedrige Kälte in meinem Nacken, als mir bewusst wurde, dass, was immer da passierte, von meinem Magierblick nicht erfasst wurde.
    Triss beförderte mich rasch wieder auf Hände und Knie, aber da war es schon zu spät. Die Steine unter meinen Händen hoben und drehten sich im gleichen Moment, in dem die unter meinen Knien hinabsanken und auseinanderglitten. Die Straße stellte mich in einem knietiefen Loch im Boden sauber auf die Füße und drehte mir dabei simultan das Gesicht nach links. Und dann schloss sich das Pflaster wieder und umklammerte sanft, aber unnachgiebig, meine Waden. Um die Verwirrung auf die Spitze zu treiben, war die Straße gänzlich leer.
    »Was geht hier vor?«, fragte ich.
    »Durkoth«, sagte Triss, dessen Stimme als kaum wahrnehmbares Flüstern in meinem Ohr erklang. Dann löste er den Griff um meinen Körper.
    »Interessant«, sagte eine kalte, perfekte Stimme, und da bekam ich den ersten Durkoth meines Lebens zu sehen.
    Ich wusste, dass ein Dutzend oder mehr von ihnen in Tien lebten, aber die traten üblicherweise über Boten mit der Außenwelt in Kontakt. Bisher war ich noch nie einem von ihnen in Fleisch und Blut begegnet, und ich wusste auch nicht sonderlich viel über sie. Sie lebten unterirdisch, aber ich wusste nicht, ob sie in Höhlen wohnten oder in Schlössern oder ob sie einfach durch die Erde schwammen wie die Steinhunde. Wie ihre Sylvani- und Vesh’an-Vettern waren sie nichtmenschliche, wunderschöne, halb unsterbliche Vertreter einer Gattung, die viel älter war als unsere.
    So zumindest verkündeten es die Legenden. Ich wusste nur von einer Interaktion zwischen meinem Orden und Andersartigen im Laufe der letzten hundert Jahre   – im Zuge jenes Auftrags, der Siri ihren Zweitnamen Mythenmörderin eingebracht hatte. Das war eine große Sache gewesen. Aber davon einmal abgesehen, was ich über Andersartige nicht wusste, hätte gleich für mehrere Bücher gereicht.
    Der Durkoth kauerte mitten in einer kleinen Senke in der Straße, die bloßen Hände und Füße auf den Boden gepresst. Er war auf eine Art regungslos, wie sie kein Mensch je zustande brächte, und ich hätte ihn für eine Statue gehalten, hätte die Erde selbst ihn nicht rasch und stetig nähergebracht. Er bewegte sich nicht, wohl aber das Loch, in dem er kauerte. Die Pflastersteine wichen vor ihm zur Seite wie das Wasser sich am Bug eines Schiffes teilte, und genauso flossen sie hinter ihm wieder zusammen.
    Anfangs hatte er exakt die Farbe der Steine, Haut, Mantel und alles, aber als er schließlich wenige Fuß entfernt verharrte, veränderte sich das alles, wurde heller. Und als er sich erhob, um mich zu konfrontieren, hatte er wieder seine natürliche Farbe und sah aus wie eine frisch aus weißem Marmor gehauene Statue. Nur dass keine Statue in Tien je so sauber gewesen wäre, nicht einmal, solange sie im Studio des Bildhauers stand. Nichtdie kleinste Spur von Staub und kein fehlplatzierter Steinsplitter trübte die Perfektion.
    Zhan hatte eine lange kunsthandwerkliche Geschichte aufzuweisen, darunter die Heldenschule des vergangenen Jahrhunderts, eine Bewegung, die sich der künstlerischen Verkörperung des menschlichen Ideals verschrieben hatte. Chang Un galt als größter aller Heldenbildhauer von Zhan. Der Durkoth sah aus wie etwas, das wildeste Träume hätten hervorbringen können. Ich konnte mir nicht verkneifen, ihn unentwegt anzustarren.
    Der Eindruck der Perfektion umfasste jede Facette der Erscheinung des Durkoth. Sein Gesicht war im Aufbau menschlich, zwei Augen, zwei Ohren, eine Nase, ein Mund und so weiter. Aber kein Mensch hatte je solch symmetrische Züge besessen, solch feine Linien. Ein helles, rundes Ohr spiegelte das andere in jeder Einzelheit bis hin zu Umfang und Höhe, ganz, als wäre es absichtsvoll so angelegt worden, um Form und Platzierung der übrigen Züge und des Haares auszubalancieren und hervorzuheben. Er war etwas größer

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