Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
Vom Netzwerk:
kleinen Falltür, zu der wir den Lichtschacht umfunktioniert hatten, als ein scharfer Pfiff aus eben jener Richtung ertönte, gefolgt vom Klingeln einer Alarmglocke.
    »Ich glaube, die haben gerade die Hintertür zugemacht«, kommentierte Triss.
    »Und was jetzt?«, fragte HaS   – die Fusion hatte in dem Moment, in dem der Alarm erklungen war, optisch unverkennbar die Kontrolle übernommen und Hera und Stal in den Hintergrund gedrängt.
    Reflexartig hatte ich auf dem Weg hinein die Fluchtrouten katalogisiert. Assassinen, auch gottesfürchtig wie die Klingen, brachten eine Menge Zeit damit zu, davonzulaufen. Ein Auge auf mögliche Ausgänge zu haben ist in uns beinahe so tief verwurzelt wie das Atmen.
    »Wie gut kannst du schwimmen?«, fragte ich.
    »Gut genug, um bei Kodamischen Spielen mitzumachen, aber nicht annähernd gut genug, eine Medaille zu gewinnen.« HaS hörte sich an, als wäre sie über Letzteres arg enttäuscht.
    »Also besser als ich.« Ich machte kehrt und ging zur nächsten Treppe, die hinauf ins oberste Stockwerk führte. Die Bucht war ein gutes Stück von dem Gebäude entfernt, und die Dyade brauchte mehr Höhe, um diesen Sprung zu schaffen. »Ich nehme an, du kennst nicht zufällig einen guten, schnellen Zauber, der es uns erlaubt, unter Wasser zu atmen, und der ohne eine Unmenge an Diagrammen und dergleichen auskommt?«
    »Doch, so einen kenne ich.«
    Ich winkte HaS zu, mir die Treppe hinauf voranzugehen. »Hervorragend! Am Ende der Treppe wendest du dich nach rechts und rennst los.«
    Irgendwo unter und hinter uns ertönte ein weiterer Pfiff. Einen Moment später bohrte sich ein Armbrustbolzen in die unterste Stufe.
    »Triss, gib mir Deckung.«
    Mein Vertrauter floss kurz um meine Füße herum, glitt dann an mir herauf und hüllte mich in eine kühle, seidene Schattenhaut. Als wir die obere Treppe erreicht hatten, drehte ich mich um, ging in die Knie, die Hände auf den Stützbalken. Über unsere gemeinsame Verbindung übernahm ich die volle Kontrolle über Triss, sammelte mein Nima und jagte einen magischen Blitz in die Holzbalken. Mit einem tiefen, reißenden Laut brach die Treppe unter mir in einem Splitterregen zusammen. Staub und der Geruch von frischen Sägespänen erfüllte die Luft.
    HaS wartete auf mich, und als ich sie erreichte, zerstörte sie die Stufen am anderen Ende des Gangs im vierten Stock und ging weiter zur Abschlussmauer. Während wir rannten, bohrten sich etliche weitere Bolzen in die Holzplanken unter uns, aber die Wachen waren noch nicht die gegenüberliegende Treppe heraufgeklettert, von der aus sie eine bessere Schusslinie gehabt hätten. Ich wollte HaS gerade sagen, dass wir eine Tür schaffen mussten, als sie Heras Kampfzauberstäbe erhob und eine gewaltige Entladung magischer Energie herbeiführte.
    Vom Aufprallpunkt aus explodierte das Mauerwerk in alle Richtungen. Ein mächtiges Wandstück krachte auf die Hafenstraße in der Tiefe. Der Gang sackte beängstigend ab, als er sein Auflager verlor, aber die freischwebenden Balken, mit denen er an den Lagerräumen befestigt war, hielten ihn aufrecht. Ich nahm mir einen Moment Zeit in der Hoffnung, dass HaS vorausgedacht und die Wand nicht einfach weggeblasen hatte, ohne vorher darüber nachzudenken. Ich steckte den Kopf durch die Wolke pulverisierten Mörtels und zerschmetterten Sandsteins, die das Ableben des Wandstücks kennzeichnete, und blickte hinab. Zwischen uns und dem Wasser lagen ungefähr vierzig Fuß Straße und Hafengebiet. Viel zu weit für einen normalen Sprung.
    »Kannst du das schaffen?«, fragte ich, doch HaS war bereits in Bewegung und warf Stal einen der Kampfzauberstäbe zu, während sie rasch zurückwich.
    Ehe ich auch nur Gelegenheit bekam, eine erste Spekulation über HaS’ Plan anzustellen, war Hera bereits aus vollem Lauf durch das Loch in der Wand hinausgesprungen. Mitten in der Luft drehte sie sich um, richtete den Zauberstab weiter unten auf das Gebäude und setzte einen erneuten Energiestoß frei. Der Rückstoß der Explosion beförderte sie weit hinaus in die Bucht. Stal folgte ihr einen Moment später mit dem geborgten Zauberstab, womit es mir überlassen blieb, meine Schattenflügel zu nutzen und die Nachhut zu spielen.
    Mein Sinkflug verlief sanfter. Ich glitt hinaus und hinab, überquerte die Hafenanlage ungefähr dreißig Fuß über der Wasseroberfläche. Ich bemühte mich gerade, die Dyade auszumachen, als sich von einer Stelle, ungefähr hundert Meter die Küstenstraße hinauf,

Weitere Kostenlose Bücher