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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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gehen.«
    »Das machen wir«, rief Black Jack ihr hinterher. »Darf ich Sie heute vielleicht zum Abendessen einladen?«
    Er stand auf, und Paula hörte hinter sich einen Stuhl umfallen. Sie drehte sich um und sah, wie Black Jack den Stuhl mit fahrigen Bewegungen wieder aufhob. Zuvor am Tisch hatte sie eine leichte Alkoholfahne an ihm bemerkt. Was brachte ihn nur dazu, sich so früh am Tag schon zu betrinken?
     
    Als Paula mit der Zeitung unter dem Arm das Sprüngli verließ, schaute sie sich nach Newman um. Und da stand er auch schon neben ihr. Sie gab ihm die Zeitung.
    »Sie können doch Deutsch lesen, nicht wahr?«, fragte sie. »Ich gehe jetzt noch mal in die Bar, in der Snyder sich häufig aufhält. Dabei könnte ich ein bisschen Verstärkung gebrauchen.«
    »Das bin wohl ich, diese Verstärkung. Warten Sie kurz, ich will mir nur schnell den Artikel durchlesen.« Nachdem er Snyders Zeilen überflogen hatte, wandte er sich wieder an Paula. »Ich finde, wir sollten Mr. Snyder ein paar ernste Fragen stellen. Der Kerl hat vor nichts und niemandem Respekt, wenn er nur einen journalistischen Coup landen kann. Beck ist bestimmt wütend wegen der vielen Einzelheiten, die in dem Artikel erwähnt werden.«
    »Und nach dem Gespräch mit Snyder gehen wir so schnell wie möglich zu Tweed zurück. Ich habe ihm viel zu erzählen, weil ich einige in den Fall verwickelte Leute zum Reden bringen konnte.«
    Als sie die Bar betraten, saß Sam Snyder an seinem gewohnten Tisch und las in einer aufgeschlagenen Zeitung, neben der ein Glas Bier stand. Paula erwiderte
die freundliche Begrüßung des Journalisten eher halbherzig. Sie und Newman nahmen ihm gegenüber Platz.
    »Na, haben Sie meinen Artikel schon gelesen?«
    »Jedes einzelne Wort. Ziemlich interessant.«
    »Vielen Dank, junge Dame. Was wollen Sie trinken?«
    »Nichts. Ihr Artikel hat mir übrigens nicht gefallen. Er ist dazu angetan, ganz Zürich in Panik zu versetzen.«
    »Das haben Artikel von Starreportern manchmal so an sich«, erwiderte Snyder und grinste Newman an, der aber keine Miene verzog. »Solche Artikel werden von den so genannten anständigen Bürgern doch geradezu verschlungen. Und warum? Weil sie ihnen das wohlige Gefühl vermitteln, den eigenen Kopf noch immer auf den Schultern zu tragen.«
    »Warum haben Sie diese Zeichnung von Elena Brucan verwendet?«, fragte Paula.
    »Weil ich die Kamera nicht benützen konnte. Der Blitz hätte die Polizei auf mich aufmerksam gemacht. Für solche Fälle habe ich immer einen kleinen Skizzenblock bei mir. Ich habe noch eine zweite Zeichnung angefertigt, als Zeitzler - so heißt der Leichenbeschauer doch, nicht wahr? - den Kopf von den Schultern gehoben hat, um sich die Schnittfläche anzuschauen. Aber die hat sich der Redakteur nicht zu verwenden getraut, obwohl sie viel interessanter war.« Er griff in seine Gesäßtasche. »Sie wollen sie doch bestimmt sehen.«
    »Lassen Sie sie lieber stecken. Ich möchte mir Ihr Machwerk nicht anschauen.«
    »Die junge Dame hat aber keine gute Meinung von mir.«
    »Sie hält Sie für eine Kanalratte«, platzte es aus Newman heraus. »Ich übrigens auch.«
    »Beruhigen Sie sich, Bob«, sagte Paula. »Aber jetzt wüsste ich trotzdem gern von Ihnen, wie Sie zu diesen Skizzen
gekommen sind, Mr. Snyder. Ich habe Sie am Tatort nirgends gesehen. Und der Polizei sind Sie offenbar auch nicht aufgefallen.«
    »Eigentlich ist das ja ein Geschäftsgeheimnis«, entgegnete Snyder. »Aber weil Sie mich so nett gefragt haben - von ihr könnten Sie sich eine Scheibe abschneiden, Newman -, werde ich es Ihnen verraten. Ich war auf der anderen Seite der Sihl. Das Flüsschen ist ja ganz schmal, sodass ich jedes Wort, das gesprochen wurde, verstehen konnte. Nur als ich die Skizzen angefertigt habe, musste ich aufpassen, dass man mich nicht sieht. Und dann hat es sich noch ergeben, dass der verantwortliche Redakteur der Zeitung gerade im Urlaub ist. Besser hätte es für mich nicht laufen können, sein Stellvertreter nämlich, der nur für ein paar Tage aushilft, war darauf erpicht, sich einen Namen zu machen, und hat die Zeichnung gebracht. Übrigens glaube ich, dass ich den Mörder gesehen habe, kurz bevor die Polizei an den Tatort kam.«
    »Wie hat er ausgesehen?«, fragte Paula und zündete sich eine Zigarette an, was bei ihr nicht allzu häufig vorkam.
    »Groß, langer schwarzer Mantel, seltsamer Hut. Ging irgendwie steif. Aber verlassen Sie sich nicht auf meine Beschreibung, schließlich habe ich ihn

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