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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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er sich und prostete seinem Gast zu. »Zum Wohl!«
    »Wie kommen Sie auf die Idee, ich könnte Sorgen haben?«, fragte Straub entrüstet.
    »Sie sind bekannt dafür, dass Sie ständig ein freundliches Gesicht machen. Sie stellen sich jedem Publikum und allen Fragen - selbst den feindseligsten - mit einem Lächeln. Aber gerade sind Sie hier hereingestürmt, als ob Ihr Stern am Sinken wäre. Ist das so?«
    »Das geht Sie überhaupt nichts an.« Straub starrte Tweed böse an. »Und wenn dem so wäre, so sind nur diese verfluchten Serienmorde daran schuld. Sie stehen auch schon in den Staaten in allen Zeitungen. Ganz zu schweigen von Europa. Und in jedem dieser Artikel werde ich erwähnt.«
    »Wahrscheinlich deshalb, weil Sie zufälligerweise immer in der Nähe sind, wenn der Täter wieder zuschlägt. Aber in einem muss ich Ihnen widersprechen. Der Ausdruck ›Serienmorde‹ geht davon aus, dass die Opfer zufällig ausgesucht werden. Ich glaube jedoch, dass zwischen allen Opfern eine Verbindung besteht.«
    »Eine Verbindung?« Straub, der normalerweise immer robust und gesund wirkte, wurde bleich. Er schluckte, ehe er weitersprach. »Was meinen Sie damit?«
    »Ich will damit ausdrücken, dass wir hinter allen diesen Gräueltaten ein sehr persönliches Motiv finden werden, wenn der Täter erst einmal identifiziert ist.«

    »Das ist doch absurd und lächerlich«, erwiderte Russell Straub heftig.
    »Aus Ihrer Reaktion kann ich nur schließen, dass es genau dieser Punkt ist, der Ihnen Sorgen macht. Waren Sie eigentlich auf Ihrem Anwesen in Pinedale, als das Sanatorium dort bis auf die Grundmauern niederbrannte?«
    »Ich bin nicht hergekommen, um von Ihnen verhört zu werden.«
    »Nein, Sie sind zu mir gekommen, um herauszufinden, wie weit meine Ermittlungen gediehen sind. Na schön, ich werde es Ihnen verraten. Seit meiner Ankunft hier in Zürich setze ich immer mehr Bausteine dieses Falles zusammen. Von größter Bedeutung in diesem Zusammenhang ist wieder einmal das Auftauchen der Familie Arbogast in der Nähe des Tatorts. Ich nehme an, dass Sie diese Familie gut kennen.«
    »Da täuschen Sie sich. Und wenn es Ihnen nichts ausmacht, hätte ich gern noch einen Drink.«
    Tweed füllte nach, ließ Straub dabei aber nicht aus den Augen. Als der Vizepräsident sein Glas hob, gelang es ihm nicht, ein verräterisches Zittern seiner Hand zu verbergen. Er leerte es auf einen Zug, obwohl Tweed ihm reichlich eingegossen hatte.
    »Wenn Sie vor Gericht stünden und ich der Staatsanwalt wäre, würde ich Ihnen als Nächstes Fragen zu Ihrem Besuch bei Roman Arbogast in der ACTIL-Zentrale in London stellen. Ich würde Beweise vorlegen.«
    Tweed war ruhig, aber unerbittlich. Vor dem Vizepräsidenten stand ein kleiner Beistelltisch, auf den Tweed jetzt einen Umschlag legte, den er vor Straubs Kommen unter einem Kissen versteckt hatte. Er entnahm dem Umschlag ein Foto, das Straub beim Betreten der ACTIL-Zentrale zeigte.
    Straub betrachtete mit stierem Blick die Aufnahme, auf der im Hintergrund auch die Limousine zu erkennen war,
die ihn dorthin gebracht hatte. Es dauerte lange, ehe er wieder zu Tweed aufsah.
    »Selbstverständlich kenne ich Roman Arbogast. Allerdings nur flüchtig. Er besitzt schließlich eine Fabrik mit mehreren tausend Beschäftigten in der Nähe von Boston.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Politiker müssen an ihre Wähler denken.«
    Straub sprach schnell, so wie viele Amerikaner. Tweed hatte ihn einmal im Fernsehen gehört und Mühe gehabt, jedes Wort genau mitzubekommen.
    »Und was ist mit Pinedale?«, fuhr Tweed ruhig fort.
    »Diesen Hank Foley habe ich nicht gekannt …«
    Straub verstummte. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er seine überhastete Antwort bereute. Er führte sein Glas noch einmal an den Mund, obwohl es bereits leer war.
    »Es überrascht mich, dass Sie sich an den Namen eines Hausmeisters erinnern«, bemerkte Tweed. »Dieses Foto von Ihnen hat übrigens Elena Brucan gemacht, deren Leiche gestern Abend in der Nähe dieses Hotels entdeckt wurde.« Er sprach sehr langsam und deutlich. »Die arme Elena Brucan. Es stand heute Morgen in der Zeitung. Man hat sie enthauptet und ihr anschließend den Kopf wieder auf den Hals gesetzt. Wirklich abscheulich.«
    »Von der Frau habe ich nie gehört.«
    Wieder verstummte er. Wieder schien er seine voreilige Reaktion auf den Namen zu bereuen.
    »Lesen Sie denn keine Zeitung? Wie ungewöhnlich für einen Politiker …«
    »Natürlich lese ich Zeitung. Aber ich

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