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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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unheimlichen Haus gefahren wäre. Sie besah sich noch einmal das Bild an der Wand und hatte wenig Lust, dem Ort einen Besuch abzustatten.
    »Kommen Sie mit?«, fragte sie so beiläufig wie möglich.
    »Ich würde gern, aber es geht nicht. Roman würde meine Abwesenheit bemerken, und das könnte gefährlich werden.
Wenn ich jetzt zurück in die Lounge gehe, wird er wohl annehmen, dass Sie auf Ihr Zimmer gegangen sind. Komisch, dieses Bild muss schon vor langer Zeit entstanden sein. Haben Sie ein Auto?«
    »Ja.«
    »Dachte ich mir’s doch. Ich habe gesehen, wie Nield draußen mit ein paar Fahrern gesprochen hat, die eine ganze Flotte von Leihwagen abgeliefert haben.«
    Dir entgeht aber auch gar nichts, dachte Paula. Jemand war aus der Lounge gekommen und hatte das Hotel durch den Haupteingang verlassen. Paula war so ins Studium von Black Jacks provisorischer Karte vertieft gewesen, dass sie nicht mitbekommen hatte, wer es war. Black Jack kehrte in die Lounge zurück und ließ sie allein. Paula wusste nicht so recht, was sie von der Sache halten sollte. Kurz darauf kam Newman herausgeschlendert, und holte sich an der Rezeption ein paar Fremdenverkehrsprospekte. Paula nickte ihm kaum merklich zu, bevor sie nach draußen ging und ihren Peugeot suchte.
    Trotz ihres warmen Mantels empfand sie die Luft als extrem kalt. Als sie in den Peugeot stieg, bemerkte sie einen anderen Wagen, einen Audi, der gerade in diesem Moment losfuhr. Die Person am Steuer hatte den Kopf in einen dicken Schal gehüllt, sodass ihr Gesicht nicht zu sehen war. Paula konnte nicht einmal erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war. Im Rückspiegel sah sie Newman, der in einen weiteren Audi stieg. Das bekräftigte sie in ihrem Entschluss loszufahren. Newman würde ihr Rückendeckung geben.
    Auf der Fahrt die steile Auffahrt hinunter sah sie, dass der erste Audi nach rechts abbog, also in dieselbe Richtung, in die auch sie fahren wollte. Es war eine pechschwarze Nacht, die nur von wenigen Straßenlaternen an der Seepromenade erhellt wurde. Noch immer fuhr der Audi mit mäßiger Geschwindigkeit vor ihr her. Paula hielt Abstand
und blickte in den Rückspiegel, ob dort die Scheinwerfer von Newmans Wagen zu sehen waren, aber sie konnte nichts erkennen.
     
    Vor dem Hotel versuchte Newman verzweifelt, den Audi zu starten, aber der Wagen wollte einfach nicht anspringen. Newman probierte es so lange, bis die Batterie leer war. Dann sprang er aus dem Wagen und eilte ins Hotel, um sich von Nield den Schlüssel für einen der anderen Leihwagen geben zu lassen. In der Halle verlangsamte er seine Schritte und nahm eine Zigarette aus dem Päckchen, das er aus seiner Jacketttasche gezogen hatte. Neben dem Sessel, in dem Butler saß, ließ er die Zigarette absichtlich fallen und bückte sich, um sie aufzuheben. Dabei flüstere er Butler zu: »Harry, wo ist Pete?«
    »Mal eben auf die Toilette gegangen.«
    Newman fluchte leise vor sich hin. Nun würde er Paulas Peugeot wohl nicht mehr einholen, und er hatte keine Ahnung, wo sie hinwollte. Einerseits ärgerte er sich über sein Pech, andererseits machte er sich große Sorgen wegen Paula.
     
    Paula fuhr mit mäßiger Geschwindigkeit hinter dem Audi die Seepromenade entlang. Sie wusste zwar nicht, warum sie das tat, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass es richtig sei, und Paula hatte gelernt, auf ihren Instinkt zu vertrauen.
    Es herrschte nicht viel Verkehr. Die wenigen Autos, die unterwegs waren, fuhren nach Lugano hinein, nicht aus der Stadt hinaus. Als Paula aus dem Hotel gegangen war, hatte der Mond geschienen, aber jetzt versteckte er sich hinter Wolken. Ein dichter, blasser Dunst lag über dem See und begann, auch die Promenade einzuhüllen. Bald waren die Bäume am Ufer nur noch schemenhaft zu erkennen. Das hat mir gerade noch gefehlt, dachte Paula.

    Hoffentlich verpasste sie in dem Nebel nicht die Abzweigung hinauf in die Berge. Auf einmal sah sie, dass der Audi vor ihr nach rechts abbog. Bevor sie ihm folgte, schaute sie in den Rückspiegel. Noch immer keine Spur von Newman.
     
    Die Straße war schmal, aber gut asphaltiert und wand sich in engen Serpentinen den Berg hinauf. Hin und wieder sah Paula in einer Kehre vor ihr die Rücklichter des Audis, der jetzt viel schneller fuhr als zuvor und auch die gefährlichsten Kurven mit viel Geschick meisterte. Höher und immer höher führte die Straße hinauf in die Berge, und nirgends waren ein Haus oder ein Mensch zu sehen. Nebelschwaden zogen über die Fahrbahn, und

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