Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
Krankenwagen, und die Sanitäter und der örtliche Leichenbeschauer holten den Toten auf einer Bahre aus dem Zug und brachten ihn weg. Das war allerdings kein Pathologe vom Kaliber eines Dr. Zeitzler. Er hat nicht einmal Fotos gemacht. Ach, jetzt wird es auch mir hier draußen zu kühl. Wollen wir nicht reingehen und unten einen Tee trinken?«
    Paula stellte nach ihrem zweiten Glas Champagner fest, dass sie sich angenehm benommen fühlte. Sie warf einen
letzten Blick hinaus auf See und Berge, die jetzt vor dem dunkelvioletten Himmel eine rosa Farbe angenommen hatten. Tweed hatte Recht, die Temperatur war weiter gesunken.
    »Sehr gern«, antwortete sie. »Aber geben Sie mir fünf Minuten zum Umziehen. Sie können so lange im Zimmer bleiben, ich mache das im Bad. Unter die Dusche gehe ich später.« Tweeds blaugraue Augen musterten sie freundlich, als sie mit einem kleinen Lachen fortfuhr: »Ich frage mich, wen wir diesmal wohl antreffen werden. Wird bestimmt sehr interessant.«
     
    Als die beiden Paulas Zimmer verließen, gesellte sich Newman in einem eleganten, grauen Anzug mit winzigem Karomuster zu ihnen und fuhr im Lift mit nach unten. Als Tweed den Kollegen sah, fragte er sich, ob er sich vielleicht auch hätte umziehen sollen.
    »Na, geht es wieder? Ich habe Ihnen beiden absichtlich viel Zeit zum Turteln gelassen«, scherzte Newman.
    »Wie bitte?«, sagte Paula mit gespielter Entrüstung. »Was haben Sie eben gesagt?«
    »Keine Ahnung. Hab’s schon wieder vergessen.« Newman blickte starr hinauf an die Decke des Fahrstuhls.
    Tweed ging voran in die großzügige Lounge und blieb dann kurz am Eingang stehen. Paula spähte ihm über die Schulter und sah, was ihn dazu veranlasst hatte. In einem großen Sessel saß Roman Arbogast und aß ein Stück Sahnetorte. Als er Tweed erblickte, verharrte seine Hand mit der Gabel auf halbem Weg zwischen Teller und Mund. Das eine Auge fing zu zucken an. Er legte die Gabel auf den Teller und erhob sich, während Tweed auf ihn zuging.
    »Mein lieber Tweed, was für eine unerwartete, aber angenehme Überraschung. Sie hätte ich hier nun wirklich nicht erwartet.« Er hielt inne und lächelte, wobei seine Augen aber unverwandt an Tweed vorbeiblickten. »Ein
Zyniker würde sich allerdings fragen, ob Sie uns vielleicht verfolgen.«
    »Ich bin ein Zyniker.«
    Arbogast verschlug es die Sprache. Er suchte immer noch nach einer Antwort, als Marienetta Tweed am Ärmel zupfte und ihn erfreut anlächelte, ehe sie ihm um den Hals fiel und überschwänglich auf beide Wangen küsste.
    »So allmählich gefällt es mir in Lugano«, sagte sie und sah ihn aus ihren Katzenaugen herausfordernd an. Tweed war so überrumpelt, dass er sie ebenfalls auf beide Wangen küsste. »Lassen Sie uns irgendwo hingehen, wo wir allein sind«, flötete Marienetta. »Sobald sich eine Gelegenheit dazu ergibt.«
    »Ein verlockender Vorschlag, dem ich kaum widerstehen kann.«
    Paula, die jedes Wort mitbekommen hatte, bemühte sich, ein neutrales Gesicht zu machen, als Marienetta sich ihr zuwandte. Arbogasts Nichte trug ein eng anliegendes, sehr elegantes grünes Kleid mit Spaghettiträgern. Nun fiel sie auch Paula um den Hals und drückte sie fest an sich.
    »Ich glaube, ich bin mit meinen Nachforschungen ein gutes Stück weitergekommen«, flüsterte sie so leise, dass nur Paula es hören konnte. »Wir müssen unbedingt diese Langweiler loswerden und uns unter vier Augen unterhalten.«
    »Gute Idee«, sagte Paula trocken.
    Tweed führte Paula, Newman und Marler, der inzwischen auch zu ihnen gestoßen war, an einen Tisch, der an der Wand stand. Paula merkte sofort, weshalb Tweed ausgerechnet diesen Tisch gewählt hatte. Von hier aus hatte er die Arbogasts, die sich nicht weit entfernt niedergelassen hatten, gut im Blick. Tweed setzte sich so, dass er Roman Arbogast im Profil hatte, Arbogast ihn jedoch nur sehen konnte, wenn er sich in Tweeds Richtung drehte.

    Marienetta und Sophie saßen bei Arbogast am Tisch, sprachen aber nicht miteinander. Die Atmosphäre schien mehr als frostig zu sein. Ein Kellner brachte Tee und Kuchen, und als Paula ihre Tasse hob, bemerkte sie, dass Sophie sie ansah. Noch mehr staunte sie, als Arbogasts Tochter, die ihr braunes Haar wieder einmal zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, ihr auch noch ein freundliches Lächeln schenkte und sie mit leuchtenden Augen anstrahlte.
    Nield und Butler kamen herein, blieben kurz stehen und suchten sich dann einen Tisch in der Nähe der Tür, von

Weitere Kostenlose Bücher