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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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kleinen, von Hecken gesäumten Feldweg ab. Nirgends war ein Haus zu sehen, nur dunkle Felder und Wiesen. Als Buchanan den Wagen am Wegrand anhielt, fiel Paula sofort auf, wie still es war. Die einzigen Geräusche waren das leise Gurgeln des Flusses und die Regentropfen, die von den Ästen der Bäume auf den Erdboden fielen. Es war richtig unheimlich.
    »Ich gehe voran«, sagte Buchanan, nachdem alle ausgestiegen waren, und schaltete seine Taschenlampe an. Kaum hatten sie ein paar Schritte über die Wiese zurückgelegt, tauchte plötzlich ein uniformierter Polizist vor ihnen auf. Hinter ihm flatterte ein Absperrband aus Plastik im Wind, das man zwischen in die Erde gesteckten Ästen aufgespannt hatte. Paula war froh, dass sie ihre kniehohen Stiefel angezogen hatte, weil der Boden hier vom Regen ganz aufgeweicht war.
    »Stehen bleiben!«, raunzte der Polizist übellaunig. »Hier darf keiner durch.«
    »Wir schon«, gab Buchanan im gleichen Ton zurück. »Ich bin von Scotland Yard und derjenige, der die Leiche hat abholen lassen. Sehen Sie sich das hier mal an.«
    Mit diesen Worten hielt Buchanan dem Polizisten seinen Ausweis vor die Nase und richtete den Strahl seiner Taschenlampe darauf. Der Polizist wollte den Ausweis in die Hand nehmen, aber Buchanan ließ ihn nicht los.

    »Aber mir hat keiner gesagt, dass Sie kommen«, maulte der Polizist.
    »Geben Sie den Weg frei, und heben Sie der Dame gefälligst das Absperrband hoch. Na, wird’s bald, Mann? Wir haben nicht ewig Zeit.«
    Nachdem der zerknirschte Polizist sie durchgelassen hatte, ging Buchanan sofort zum Fluss hinunter, der Hochwasser führte und laut rauschte. Tweed, der die Hände in die Taschen seines alten Regenmantels gesteckt hatte, trat neben Buchanan ans Ufer.
    »Wer hat gleich noch mal die Leiche gefunden?«, fragte er.
    »Ein Rentner namens Weatherspoon, der seinen Hund hier Gassi geführt hat. Er wohnt in Bray. Ich habe den Mann überprüfen lassen, er ist völlig unverdächtig.«
    »Wo genau lag denn der Tote?«, fragte Paula und ging in die Hocke.
    »In dem flachen Altwasser dort rechts. Aber wahrscheinlich hat man ihn irgendwo flussaufwärts ins Wasser geworfen. Wo genau, ist allerdings fraglich.«
    »Haben Sie was dagegen, dass ich ein kleines Experiment mache?«, fragte Paula und richtete sich wieder auf.
    »Nur zu«, erwiderte Buchanan mit einem schiefen Lächeln.
    Paula sah sich um. Ringsum lagen mehrere in viele Stücke zersägte Bäume herum, aus denen vermutlich Brennholz gemacht werden sollte. Paula ging ein paar Schritte flussaufwärts und suchte sich ein Stück Baumstamm, das sie gerade noch hochheben konnte. Der Block war bestimmt nicht so schwer wie Holgates Leiche, aber annähernd kam er hin. Rasch streifte sie sich ein Paar Autofahrerhandschuhe über, hob dann das Holzstück in die Höhe und schleppte es ans Ufer. Nun kam der schwierige Teil. Paula holte tief Luft und schleuderte das schwere Holz, so weit sie konnte, hinaus in den Fluss.

    Gut einen Meter vom Ufer entfernt schlug es auf das Wasser auf, wo es sofort von der starken Strömung erfasst und in die Mitte des Flusses getragen wurde. Kurze Zeit später war es aus ihrem Gesichtskreis verschwunden. Es war nicht einmal in die Nähe des Altwassers gekommen.
    Als Paula zurück zu Tweed und den anderen ging, spürte sie, wie ihr der Schweiß den Rücken und die Arme hinabrann.
    »Hat da vorhin jemand was gerufen?«, fragte sie.
    »Ja, das war ich«, erwiderte Buchanan und musterte sie mit einem kritischen Blick. »Ich hatte Angst, Sie könnten ins Wasser fallen.«
    »Tut mir Leid«, sagte Paula und rieb ihre Handschuhe aneinander, um sie von den anhaftenden Rindenstückchen zu befreien, »aber ich glaube nicht, dass jemand die Leiche flussaufwärts ins Wasser geworfen hat. Viel wahrscheinlicher ist, dass man sie direkt zu dem Altwasser gebracht hat, wo sie früher oder später gefunden werden musste. Das Stück Baumstamm, das ich gerade ins Wasser geworfen habe, war ganz schön schwer - fast so schwer wie ein Körper ohne Kopf -, aber es ist nicht mal in die Nähe des Ufers getrieben worden.«
    »Sie hat Recht«, bemerkte Tweed.
    »Dann ist der Mord womöglich hier in der Nähe begangen worden«, sagte Buchanan nachdenklich. »Aber wo?«
    »Bin gleich wieder da«, sagte Paula.
    Sie schlüpfte unter dem Plastikband hindurch und suchte mit der Taschenlampe die Wiese jenseits des von der Polizei abgesperrten Gebietes ab. Auch hier hatte man Bäume abgesägt, deren Stümpfe nun wie

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