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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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saß Tweed schon früh hinter seinem Schreibtisch in dem großen Büro in der Park Crescent, von wo aus er einen schönen Blick auf den fernen Regent’s Park hatte. Hier war das eigentliche Hauptquartier des Special Intelligence Service, der hässliche Neubauklotz des SIS am Themseufer war nichts weiter als Fassade und beherbergte lediglich die Verwaltung.
    Paula, die gegenüber Tweed an ihrem Schreibtisch saß, unterdrückte gerade ein Gähnen, als Newman hereinkam.
    »Na, wie gefällt Ihnen Ihr neuer Schreibtisch, Tweed? Oder sollte ich lieber sagen: Ihr alter? Schließlich ist der Tisch ja eine Antiquität.«
    Paula und ihre Kollegen hatten Geld gesammelt und das georgianische Prachtstück in der Portobello Road erstanden. Paula hatte die Schreibunterlage aus grünem Leder herrichten und sogar neue Schlösser an den Schubläden anbringen lassen.
    »Ich glaube, langsam gewöhne ich mich daran«, erwiderte Tweed lächelnd. »Irgendwann gefällt er mir vielleicht sogar noch.«
    »Das will ich doch schwer hoffen«, meldete sich Monica, seine langjährige Sekretärin, zu Wort. Wie immer trug sie ihr graues Haar in einem strengen Knoten zurückgebunden. »Das gute Stück hat nämlich eine Stange Geld gekostet.« Dann ging sie rasch hinter ihrem Computer in Deckung, aus Angst, vielleicht doch etwas Falsches gesagt zu haben.

    »Aber ich bin Ihnen allen wirklich sehr dankbar dafür«, beeilte sich Tweed zu sagen.
    »Und Sie, Paula, haben Sie denn wenigstens etwas Schlaf bekommen? War ja gestern eine lange Nacht für Sie«, wandte Newman sich an Paula.
    Paula blickte zu ihrem Kollegen hinüber. Newman war knapp über vierzig, hatte ein markantes, glatt rasiertes Gesicht, einen durchtrainierten Körper, aschblondes Haar und ein energisches Kinn, das jeden Ganoven einen weiten Bogen um ihn machen ließ. Bevor Tweed ihn überredet hatte, zum SIS zu kommen - was sich im Nachhinein als ein echter Gewinn herausgestellt hatte -, war er einer der bekanntesten Auslandskorrespondenten der Welt gewesen.
    »Nicht viel«, musste Paula zugeben. »Dabei bin ich zu Hause nur noch kurz unter die Dusche gehüpft und dann sofort ins Bett gegangen. Ich bin auch auf der Stelle eingeschlafen, aber mitten in der Nacht hatte ich einen schrecklichen Albtraum, was bei mir eigentlich eher selten vorkommt.«
    »Um was ging es denn da?«, erkundigte sich Tweed.
    »Es war Nacht, ich war an einem Fluss und habe vor mir den Rücken einer schwarz gekleideten Gestalt gesehen, die sich über Holgate beugte, um ihm mit einer Kettensäge den Kopf abzuschneiden. Ich bin aufgeschreckt und habe geschrien: ›Aufhören, sofort aufhören.‹ Erst in dem Moment habe ich gemerkt, dass es nur ein schlimmer Traum war. Das war so gegen drei Uhr früh, und danach konnte ich nicht mehr richtig einschlafen. Noch im Traum habe ich mir gesagt, dass das mit der Kettensäge doch eigentlich gar nicht sein kann. Dafür war die Wunde an Holgates Hals viel zu glatt.«
    »Ach übrigens, Paula«, sagte Tweed, »kurz bevor Sie kamen, hatte ich Roy Buchanan an der Strippe. Er hat mir zu Ihrer hervorragenden Ermittlungsarbeit von gestern
Abend gratuliert und gemeint, dass er Sie jederzeit in sein Team aufnehmen würde.«
    »Das wäre ja schon das zweite Jobangebot innerhalb von vierundzwanzig Stunden«, sagte Paula und schob sich eine Strähne ihres schwarzen Haares aus der Stirn. »Ich weiß nicht, ob ich da noch lange widerstehen kann«, fügte sie augenzwinkernd hinzu.
    »Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie sich für eines der Angebote entschieden haben, dann kann ich mich schon mal nach einem Ersatz für Sie umsehen«, erwiderte Tweed.
    Er meinte es ebenso wenig ernst wie Paula. Schließlich hatte er nicht die geringste Absicht, sie gehen zu lassen, weil Paula von Fall zu Fall immer besser wurde. Eher hätte er seinen Job als stellvertretender Direktor des SIS an den Nagel gehängt.
    »Und dann hat mir Buchanan noch erzählt, dass er um drei Uhr morgens den Chief Constable aus dem Bett geklingelt hat«, fuhr er fort. »Colonel Crow war natürlich nicht sehr begeistert, aber Buchanan hat ihm nahe gelegt, noch ein zweites Polizeiteam zu den beiden abgesperrten Gebieten zu schicken und den Bereich um diesen improvisierten Richtblock von der Spurensicherung untersuchen zu lassen. Crow hat das Gespräch ziemlich barsch beendet und Buchanan darauf hingewiesen, dass ihm der Fall entzogen worden sei und dass er, Buchanan, sich gefälligst um seine eigenen Angelegenheiten kümmern solle.

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