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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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schaukelte und schwankte, doch er hatte es gut unter Kontrolle, sodass es nicht gegen die Felsen schlug. Athene wirkte etwas grün um die Nase. Womöglich lag das jedoch nicht an der Bewegung des Bootes, sondern an dem Anblick, der sich ihnen bot. Selbst Bennett pfiff leise durch die Zähne.
    Der Fels schoss senkrecht in die Höhe und streckte sich dem Himmel entgegen. Er war über hundert Fuß hoch und leuchtete weiß in der Sonne. Imposant und furchterregend zugleich. Auf der harschen Oberfläche wuchs nichts, noch nicht einmal Gräser ragten aus den Spalten und Rissen hervor. London legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Gipfel hinauf, wo winzige Seevögel ihre Kreise zogen. Genaues konnte sie jedoch nicht erkennen, ihr wurde nur schwindelig. Besorgnis ließ ihre Haut kribbeln wie von Millionen Insektenstichen.
    Lächelnd tat Bennett kund: »Also dann – auf geht’s zur Klettertour.«

15
    DER KOLOSS
    »Und du willst wirklich da hinaufklettern?« Mit runden Augen blickte London abermals an der hoch aufragenden Felswand empor.
    Bennett zog sein Jackett aus. Er schob die Arme durch die Riemen eines Rucksacks und testete das Gewicht. Den Inhalt hatte er bereits inspiziert. Es befand sich alles darin, was er brauchte. Er trug seinen Revolver an der Hüfte und steckte noch einen Patronengürtel in den Rucksack. Bald würde er ganz auf seine Hände angewiesen sein. Er bewegte die Finger und prüfte ihre Kraft.
    »Es geht doch einfach nur nach oben«, sagte er leichthin. Er empfand keine Angst, nur die übliche Erregung, die ihn immer dann erfasste, wenn er sich einer Gefahr gegenübersah.
    Sie hatten einmal die gesamte Insel umsegelt und festgestellt, dass sie ringsum nur aus Steilwänden bestand. Sie saß wie eine Säule auf einer gigantischen Schuppe. So etwas hatte Bennett noch nie gesehen, und es reizte ihn, diese Insel zu erforschen.
    »Ja, aber …« London blickte erneut nach oben und auf ihrem Gesicht zeichnete sich deutlich die Angst ab. »Ich wünschte nur, ich könnte dir irgendwie helfen.«
    Er trat zu ihr, nahm ihr Gesicht in seine Hände und blickte ihr in die Augen. Sie hatten die Farbe von dunkler Schokolade, kamen ihm aber viel süßer vor. Sie legte ihre Hände über seine und strich mit den Daumen über seine Handgelenke, als wollte sie seinen Pulsschlag fühlen. Als er sich vorbeugte, um sie zu küssen, richtete sie sich auf die Zehenspitzen auf und kam ihm entgegen. Wieder nahm er ihren köstlichen Geschmack wahr – Zimt und Orangen.
    »Näher komme ich nicht heran«, rief Kallas ihm vom Steuer aus zu.
    Widerwillig beendete Bennett den Kuss. Der Kapitän hatte das Boot näher an das Kliff herangelenkt. Mit gewohnter Geschicklichkeit war es Kallas gelungen, das Kaik dicht an die aufragende Felswand zu manövrieren, ohne dass das Boot dagegenkrachte.
    »Das reicht schon, kein Problem.« Bennett drückte zum Abschied Londons Hände und trat an die Reling. Er musste sich auf seine bevorstehende Aufgabe konzentrieren. Das fiel ihm leichter, wenn er sich nur um sich sorgen musste. Mit jedem Schritt spürte er, wie sich das Band zwischen ihm und London dehnte, ohne jedoch zu reißen.
    Das Boot schaukelte auf den Wellen. Er balancierte in der Hocke auf der Reling und atmete tief und gleichmäßig. Währenddessen suchte er an den Felsen nach Nischen und erkundete die Geheimnisse, die sie bargen. Dann … sprang er.
    Während er noch nach dem Fels griff und mit den Stiefeln Halt suchte, stieß er mit den Knien schon dagegen. Für den Sprung von einem Kaik auf einen Felsen gab es keine Belohnung. Seine Vorstellung war nicht preisverdächtig. Doch sie erfüllte ihren Zweck. Jetzt kam der spaßige Teil. Das Klettern. Noch nie hatte er eine Felswand von dieser Höhe erklommen. Wenn er fiel, hielt ihn kein Seil. Entweder stürzte er in das tosende Meer oder er krachte durch das Deck des Kaiks.
    Er durfte sich nicht zu hastig bewegen, damit er sich nicht zu schnell verausgabte. Immerhin hatte er über hundert Fuß vor sich, und wenn er sich zu sehr beeilte, war er auf der Hälfte schon erschöpft. Deshalb suchte er ganz bewusst und in ruhigem Rhythmus in der Oberfläche des Felsens nach kleinen Ausbuchtungen, wo er sich festhalten konnte.
    Auf den Ballen stehend, prüfte er Vorsprünge und nutzte sie anschließend als Stützen für seine Füße.
    Nicht hinuntersehen. Und auch nicht ängstlich die Entfernung bis zum Gipfel taxieren. Er durfte nur kontinuierlich nach Nischen für seine Hände und seine

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