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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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er es geschafft. Er gab dem gierigen Reißen des Windes nicht nach. Sechs Fuß. Noch fünf.
    Dann streckte er die Hand aus. Seine Finger berührten Steine und Gras. Der Gipfel. Noch ein Schub mit seinen Beinen. Und noch einer. Jetzt!
    Er zog sich über die Kante und streckte sich mit geschlossenen Augen samt Rucksack auf dem Rücken aus. Seine Brust hob und senkte sich schwer, während er seinen Armen und Beinen die lang verdiente Pause gönnte. Er kam nicht an seine Taschenuhr heran. Wie lange hatte er gebraucht? Eine Ewigkeit? Eine Minute? Egal. Er hatte den Gipfel erreicht. Er fühlte sich wie ein Gott. Ein heiseres, atemloses Lachen löste sich aus seiner Kehle und verstärkte sich, bis er sich schließlich vor Lachen schüttelte.
    Verdammt, er liebte seine Arbeit!
    Nach ein paar Minuten hatte er das Gefühl, dass seine Glieder nicht mehr wie nasse Handtücher unter ihm nachgeben würden. Er rollte sich auf den Bauch und kroch auf Händen und Knien an die Kante der Felswand. Ihm bot sich tatsächlich ein berauschender Anblick. In endlosem azurblauen Glanz erstreckte sich vor ihm das Meer, darauf spiegelte sich golden das Sonnenlicht. Der Himmel strahlte blitzblank und beinahe wolkenlos in der Mittagssonne. Wie ein Blatt tanzte weit unten das Kaik auf dem Wasser. Von hier oben konnte er London, Athene und den Kapitän kaum ausmachen.
    Er zog den Kompass aus der Vordertasche des Rucksacks und drehte ihn so, dass er das Licht reflektierte und ein Signal nach unten warf. Kurz darauf antwortete Athene ebenfalls mit einem Zeichen. Er hatte es geschafft und sie wussten Bescheid.
    Er steckte den Kompass wieder in den Rucksack. Als er aufstand, fürchtete er einen kurzen Moment lang, seine erschöpften Beine würden ihm trotzdem noch den Dienst versagen, doch dann gewann er seine Kraft zurück. Er trank einen Schluck aus einer Feldflasche und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht. Erfrischt atmete er noch einmal tief durch und verstaute die Feldflasche. Nun war es an der Zeit, sich seiner eigentlichen Aufgabe zu widmen. Er wusste zwar nicht genau, worin diese bestand, aber er hatte ja Köpfchen. Er würde es schon herausfinden.
    Bennett drehte sich um – und verhinderte mit knapper Not, dass er rücklings über den Rand der Steilwand stürzte.
    Als Klinge hatte er schon eine Menge seltsamer und wunderlicher Dinge gesehen. Aber hier präsentierte sich ihm eine wahre Premiere.
    Er stand einem gewaltigen Menschenkopf aus Gold gegenüber, Schultern und Hals ragten aus dem Boden, als stecke ein gigantischer Körper in dem Felsen. Der Kopf war dreimal so groß wie er selbst, wenn nicht noch größer. Die Stirn säumte eine riesige Dornenkorne. Ein Auge fehlte, dort klaffte eine dunkle Höhle. Das andere Auge starrte Bennett finster an.
    Der Koloss schien nicht erfreut zu sein, ihn zu sehen.
    * * *
    Wie näherte man sich einem Riesen? Bennett blickte auf den bedrohlichen Mund, mit dem der Gigant ihn mühelos verschlingen konnte. Er hoffte, dass der Koloss kein Menschenfresser war.
    Vorsichtig trat er näher, hielt sich jedoch außer Reichweite der Zähne.
    »Du bist allein gekommen.« Der Koloss sprach klassisches Griechisch. Seine Stimme dröhnte wie ein Dutzend riesiger Bronzeglocken. Der Boden unter Bennetts Füßen rumpelte und bebte.
    Bennett fasste sich und senkte respektvoll den Kopf. Es war nie verkehrt, jemandem voller Ehrerbietung gegenüberzutreten.
    Der Koloss wartete auf eine Antwort.
    »Ich bin von weither gekommen, um in Eurer Gegenwart zu sein«, erwiderte Bennett ebenfalls in klassischem Griechisch. »Vom singenden Fluss durch die überwältigende Meeresenge, und immer war mir der Feind auf den Fersen.«
    Das schien den Koloss neugierig zu machen. Zwischen seinen Brauen bildeten sich gewaltige Furchen, die wie zusammengeknüllte Decken aussahen. Aber er sagte nichts. Also fuhr Bennett fort: »Sie wollen das Griechische Feuer erbeuten, um andere Menschen zu versklaven. Doch meine Freunde und ich wollen das Geheimnis des Feuers schützen. Ich ersuche Euch demütig, mir einen Rat zu geben, damit ich die Quelle finden und verteidigen kann.«
    Bennett legte eine Hand auf seine Brust und neigte den Kopf. Sein Herz hämmerte heftig gegen seine Rippen. Der Koloss schwieg. Bennetts Gedanken rasten. Verlangte der Koloss ein Opfer oder irgendeine Gabe? Er hatte nichts bei sich, noch nicht einmal Wein. Griechische Gottheiten und Unsterbliche verlangten keine menschlichen Opfer, oder? Oder doch? Verflucht, wenn dem so war,

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