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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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und Kissen verstaut. Sie tranken starken Kaffee aus kleinen Tassen und unterhielten sich leise in der Morgendämmerung.
    Während er den erfrischenden Kaffee trank, beobachtete Bennett, wie London an ihrer Tasse nippte, ins allererste Licht des Tages blinzelte und in der Morgenfrische gähnte. Nur selten verbrachte er eine ganze Nacht mit einer Frau. Er hatte nichts dagegen, das Bett oder die morgendliche Routine mit jemandem zu teilen. Diese Alltagsmomente erinnerten ihn an eine abgetragene, aber bequeme Strickjacke. Doch auch wenn eine Liebhaberin behauptete, keinen Anspruch auf sein Herz zu erheben, änderte sich das oft, nachdem er eine ganze Nacht lang das Bett mit ihr geteilt hatte. Dann glaubten die meisten Frauen, die Situation habe sich geändert. Dann wurde er mit Forderungen und Erwartungen konfrontiert, die er nicht erfüllen konnte. Und um sich und seinen Liebhaberinnen dieses Leid zu ersparen, zog er sich deshalb normalerweise nach dem Beischlaf in sein eigenes Bett zurück.
    Dies war das erste Mal, dass Bennett selbst mehr wollte.
    Er wollte wieder mit London in den Armen schlafen und ihr alberne Geschichten über erfundene Sternbilder erzählen. Er wollte mitten in der Nacht Sex mit ihr haben können. Er wollte ihr Gesicht sehen, wenn sie aufwachte. Er wollte mehr von ihr. Er wollte alles.
    Er spülte den Rest seines Kaffees hinunter. Bei dem bitteren Geschmack zog sich alles in ihm zusammen, doch das lenkte ihn ab. Etwas ging mit ihm vor. Etwas, das er nicht verstand und von dem er nicht wusste, ob er sich dem stellen wollte.
    Kallas blaffte alle an, sie sollten die Segel setzen, und sorgte damit für weitere Ablenkung. Murrend, aber pflichtbewusst kamen Bennett, London und Athene ihren Aufgaben nach. Während sie davonsegelten, schrumpfte die winzige Insel rasch zu einem Fleck zusammen. Bennett wollte Kallas später fragen, wo die Insel genau lag. Nur für den Fall, dass er noch einmal zu der Quelle und dem Tempel zurückkehren wollte. Beides zählte jetzt zu jenen wertvollen Erinnerungen, die ihm allein gehörten. Er fragte sich, ob er je zurückkehren würde. Und die Vorstellung, dass er nicht oder womöglich allein dorthin zurückkommen würde, stimmte ihn schwermütig.
    Als der Morgen deutlich am Himmel heraufzog, hatten sie die Insel hinter sich gelassen. Bennett beobachtete den Horizont und wartete auf die Sonne.
    Schließlich erschien sie als karmesinroter Halbkreis, trennte den Himmel vom Meer und tauchte die Segel des Bootes und ihre Gesichter in goldenes Licht. London, die an der Reling stand und ebenfalls den Sonnenaufgang verfolgte, bot einen Anblick faszinierender Schönheit.
    »Das ist berauschend«, flüsterte sie leise, als befände sie sich an einem heiligen Ort. »Aber ich sehe nichts, was auf die Quelle hindeutet.«
    »Vielleicht sollten wir den Spiegel befragen?«, schlug Athene vor.
    Bennett holte rasch den Spiegel, setzte sich wieder neben das Hauptsegel und betrachtete die spiegelnde Fläche. Die Sonne stieg weiter am Himmel empor, aus dem Halbkreis wurde eine Scheibe. Bald würde die Sonne hoch am Horizont stehen. Ihnen blieb keine Zeit mehr. Aber er wusste ja nicht einmal, wofür ihnen keine Zeit blieb.
    » Zieh weiter dann, im Spiegel dem Morgen entgegen. So findest du mich … und sollst sehen, was ich sehe «, zitierte er laut, was auf dem Spiegel stand. Auf einmal ergaben die Worte einen Sinn für ihn. Er stand auf und wandte der Sonne den Rücken zu.
    London begriff, was er vorhatte, und war sofort bei ihm. »Du glaubst …?«
    »Sieh doch.«
    Er hielt den Spiegel hoch, sodass er die aufgehende Sonne reflektierte. Zusammen mit London blickte er in den Spiegel.
    »Am Horizont«, stieß sie atemlos hervor.
    Kallas und Athene drängten zu ihnen. Gemeinsam schauten sie in den Spiegel.
    »Ein Riese.« Kallas runzelte ungläubig die Stirn.
    »Ein Koloss«, sagte Bennett.
    In dem Spiegel sahen sie, wie sich am Horizont aus dem Licht des Morgens eine riesige glänzende Gestalt herausschälte.
    Was oder wer das auch war, in jedem Fall handelte es sich um eine gigantische Männergestalt. Wie groß sie wirklich war, wusste Bennett nicht zu sagen. Das Meer ließ mangels Relationen keine Schätzung zu. Aber selbst wenn sich die Gestalt nur hundert Fuß entfernt von ihnen befand, war sie immer noch riesenhaft. Auf dem Meer stand ein nackter Titan. Lediglich über einem Arm hing ein Umhang. Auf seinem immensen Kopf saß eine Dornenkrone.
    Bennett blickte über seine Schulter zum

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