Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)
bestand immer noch die Möglichkeit, dass keine direkte Verbindung zwischen Griff und der darüber befindlichen Öffnung bestand. Das schien sogar sehr wahrscheinlich. Damit riskierte man also sein Leben, wenn man den Teich ablaufen ließ.
»Und woher wissen wir, welche Sperre die richtige ist?«, fragte sie.
Bennett runzelte konzentriert die Stirn und überdachte die Situation. »Nehmen wir an, es gibt nur eineSperre. Der Koloss hat gesagt, dass wir beide in den Schwarzen Tempel gehen müssen. Das heißt, es braucht zwei Mann, um die Sicherung zu umgehen und an das Auge heranzukommen.«
»Ich bin aber kein Mann«, bemerkte London trocken.
Er wärmte sie mit seinem Lächeln. »Glaub mir, Liebes, das habe ich keineswegs vergessen.«
Sie versuchte das Flattern in ihrem Bauch zu ignorieren. Es erstaunte sie, dass er selbst an einem solchen Ort und angesichts der Gefahr, bei lebendigem Leib gekocht zu werden, mühelos ihre Lust zu wecken verstand. Sie hatte so wenig gemein mit der Frau, die sie noch vor wenigen Wochen gewesen war. London kannte sich kaum wieder, aber ihre Metamorphose gefiel ihr genauso wie der Mann neben ihr.
»Wir sollten herausfinden, welche beiden Sperren geöffnet werden müssen«, sagte sie um Konzentration bemüht.
»Unser Freund, der Koloss, hat eindeutig gesagt, dass der Rätsellöser – also ich – und die Tochter des Orakels – das bist du – gemeinsam in den Tempel gehen müssen. Es gibt hier also etwas, das du übersetzen musst.« Aufmerksam durchschritt Bennett die Höhle und untersuchte die Felsoberflächen aus der Nähe. London folgte seinem Beispiel und versuchte, eine Inschrift zu finden, die einen Hinweis darauf gab, welche der Wassersperren sie zu öffnen hatten.
»Nichts«, sagte sie etwas später mit einem Seufzer der Verzweiflung. »Nicht ein einziger Buchstabe oder auch nur ein Piktogramm. Ich habe keine Ahnung, was der Koloss von mir oder von uns will.«
Bennett strich sich durch die feuchten Haare und dachte nach. »Er hat gesagt, dass die Zukunft der Erde in unseren Händen liegt. Vielleicht steckt darin die Antwort.«
Sie kramte in ihrem Gedächtnis. »Er hat auch gesagt, wir müssten gemeinsam durch den Tempel ›navigieren‹.«
Zu ihrer Überraschung lachte Bennett auf. »Natürlich!« Er wühlte in seinem Rucksack und holte den Kompass hervor. Er klappte den Deckel auf und hielt ihn hoch. Nachdem er seine Position bestimmt hatte, nickte er. »Da ist Norden«, sagte er und wies in eine Richtung. »Jede der Wassersperren entspricht einer Himmelsrichtung auf dem Kompass. Das ist die nördliche Sperre, das die südliche.« Er deutete auf die Sperre genau gegenüber. »Und so weiter.« Er lachte abermals, begeistert von seiner Entdeckung. Er freute sich, ein weiteres Rätsel gelöst zu haben, und ihr ging es ebenso.
»Die Richtung der Zukunft ist der Westen«, sagte London. »Die Sonne geht im Osten auf, aber im Westen unter.«
Er schritt zu der westlichen Sperre und fluchte, als sein Blick nach unten schweifte.
»Was ist los?« London trat rasch zu ihm und schrie erschrocken auf.
Neben der westlichen Sperre lagen menschliche Knochen, die von kochend heißem Wasser verbrüht worden waren. Sie lagen noch in genau der Stellung da, in der das unglückliche Opfer die falsche Sperre gewählt hatte. Das hätte auch Bennett sein können, wäre er den Anweisungen des Kolosses gefolgt.
London schluckte schwer, doch es stürmten weiterhin unverändert grauenhafte Bilder durch ihren Kopf.
»Aber dieser arme Kerl war allein«, stellte Bennett grimmig fest. »Die Lösung besteht darin, dass man zwei Sperren gleichzeitig öffnet. Die Preisfrage lautet: Welche ist die zweite richtige Sperre?«
Plötzlich nahm ein unklarer Gedanke in Londons Kopf Gestalt an. Mit klopfendem Herzen hob sie den Blick zu Bennett. »Im samalisch-thrakischen Dialekt sind die Begriffe für › Erde ‹ und › Süden ‹ identisch.«
»Und der Koloss hat gesagt, die Zukunft der Erde liege in unseren Händen.«
»Das heißt, ich muss die südliche Sperre öffnen«, folgerte London.
Bennett küsste sie kurz und heftig. »Ich möchte nie mehr von dir getrennt sein«, raunte er.
Ihr Puls beschleunigte sich, doch sie bemühte sich um einen leichten Ton: »Weil ich verhindert habe, dass du dir den Hintern verbrühst?«
»Weil du bist, wie du bist.« Er sprach leise und eindringlich. »Über meinen oder deinen Hintern reden wir später«, fügte er grinsend mit einer besitzergreifenden Geste nach
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