Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
Vom Netzwerk:
komme ich schon allein zurecht, Sally«, erwiderte sie. »Aber kann ich irgendetwas für dich tun? Ich habe gehört, dass einfache Kekse helfen sollen. Vielleicht hat der Schiffskoch welche da.«
    Sally würgte und schüttelte leicht den Kopf, aber selbst diese Bewegung ließ sie aufstöhnen. »Ich kann unmöglich … etwas essen, Madam. Ich glaube, wenn ich mich ein bisschen hinlege, bin ich … wieder frisch wie ein Ostermorgen.« In Anbetracht des wächsernen Grünschimmers auf Sallys Gesicht schien das jedoch zweifelhaft.
    »Bitte«, beschwor London sie, »geh ins Bett. Ich kann mein Kleid selbst wegräumen.«
    »Danke … vielen Dank, Madam.« Sally sauste aus Londons Kabine hinaus und hinüber in ihre eigene, wo sie die Tür zuschlug. Die Tür zu Londons Kabine hatte sie offen gelassen. London erhob sich von dem kleinen Pult, das sie als Toilettentisch nutzte, und schloss sie selbst. Dabei hörte sie gerade noch, wie sich die arme Sally in den Nachttopf übergab. Dankbar, als Landratte dem Fluch der Seekrankheit doch irgendwie entgangen zu sein, zuckte London mitfühlend zusammen. Na ja, die arme Sally musste nicht mehr lange leiden. Morgen am späten Vormittag würden sie Delos erreichen.
    London erinnerte sich an die warnenden Worte ihres Vaters und verschloss die Kabinentür. Sie musste auf der Hut sein. Obwohl es unwahrscheinlich war, dass jemand an Bord des Dampfschiffes gelangte. Die Kanonen würden jedes Schiff wegpusten, das sich in ihre Nähe wagte, und auf dem Oberdeck patrouillierten bewaffnete Männer. London hatte die Gewehre der Wachen gesehen. Allerdings schienen ihr die Waffen nicht annähernd so einschüchternd wie die harten Gesichter und die kräftigen Körper der Männer selbst. Sie machten eher den Eindruck von Söldnern als Seeleuten.
    Wenn ihr Vater diese Maßnahmen für notwendig hielt, ahnte sie, welche Gefahr ihnen drohen mochte. Obwohl er sie oft wie eine empfindliche Gewächshausorchidee behandelte, wusste London, dass Joseph Edgeworth in allen anderen Belangen bestimmt und präzise handelte. Er war kein Mann, der sich von Fantastereien und Nichtigkeiten leiten ließ.
    Bald würden sie Delos erreichen, wo Arbeit auf London wartete. Die dunkle Bedrohung irgendwo dort draußen trübte ihre Vorfreude nicht. Sie durfte den sagenumwobenen Geburtsort von Apollo und Artemis kennenlernen und die Schriften auf den Ruinen entziffern. Das Leben war doch schön.
    Sie wandte sich dem Kleid zu, das auf ihrem schmalen Bett lag und das sie noch wegräumen musste. London hantierte an den Haken herum, denn Sally legte Wert auf Ordnung. Es schien ihr unnötig, sich hier draußen um Mode zu scheren. Schließlich befanden sie sich nicht auf einer Urlaubsreise. Das Schiff war in erster Linie auf Transport- und Kriegsdienste ausgerichtet und darüber hinaus nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Der Dampfer verfügte zwar über Passagierkabinen, doch waren sie klein und einfach. Vielleicht bot die Kabine des Kapitäns etwas mehr Luxus.
    London packte ihr Kleid in den Koffer, der in einer Ecke ihrer Kabine verstaut war, und widmete sich dann weiter ihrer Abendtoilette. Sie zog den Morgenrock fester um ihr Nachthemd und setzte sich wieder an das Pult. Wenn sie ihre dunkelblonden Haare nicht sorgfältig bürstete, drohten sie wie das Innere einer Matratze auszusehen. Als eine von nur zwei Frauen an Bord wollte sie zwar um Himmels willen keine Aufmerksamkeit erregen, aber ebenso wenig wollte sie ungepflegt aussehen.
    Während sie mit den Wildschweinborsten durch ihr Haar fuhr, betrachtete sie desinteressiert ihr Spiegelbild. Thomas Fraser war beim Abendessen sehr aufmerksam ihr gegenüber gewesen. Immer wieder hatte er sie gefragt, ob ihr das Essen munde oder ob es zu einfach sei für ihren erlesenen Geschmack. Dieses Scharwenzeln passte nicht zu ihm, zumal er die Stewards anbellte, als hätten sie keine Gefühle, die man verletzen konnte. London wusste, dass es sich nicht ziemte, Bediensteten gegenüber zu entgegenkommend zu sein, aber es missfiel ihr, wenn jemand sie niederträchtig behandelte.
    Ein plötzlicher Gedanke ließ sie mitten im Bürsten innehalten. Guter Gott, Fraser wollte ihr doch hoffentlich nicht den Hof machen! Ganz gewiss würde er niemals billigen, dass sie Sprachen studierte, und ebenso gewiss benutzte er schwere Bücher sicher lieber dazu, um Leute damit zu schlagen. Außerdem würde sie nicht noch einmal einen Mann heiraten, der denselben Beruf hatte wie ihr Vater. Wenn sie überhaupt

Weitere Kostenlose Bücher