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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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nur träumte.
    Doch das waren müßige Gedanken. Das Kaik glitt neben das Kanu. London schloss fest die Augen.
    »Na, du weißt ja, wie man eine Dame behandelt«, sagte eine weibliche Stimme mit trockenem Spott und leichtem Akzent. »Das arme Ding ist völlig verängstigt.«
    »Ist ja schon gut, Athene«, erwiderte Drayton ungeduldig. »Geben Sie mir Ihre Hand, Kallas«, fügte er auf Griechisch hinzu.
    London spürte, wie sie weitergereicht wurde, bevor man sie auf die Füße stellte. Als sie die Augen öffnete, fand sie sich an Deck des Kaiks wieder. Zwei griechische Matrosen starrten sie an, dann trollten sie sich und brachten das Kanu weg. Ein weiterer Seemann blieb zurück. Er war nicht besonders groß, besaß jedoch die Statur eines Bullen. Während er das Mundstück seiner Pfeife zwischen den Zähnen hin und her schob, musterte er London mit undurchdringlicher Miene. Eine dunkle, anmutige Frau, die eher für einen Nachmittag im Salon gekleidet war als für eine nächtliche Entführung mitten auf dem Ägäischen Meer, trat auf sie zu. Als die Frau eine Hand nach ihr ausstreckte, zuckte London zurück.
    »Kommen Sie schon, ich will Sie doch nur losbinden«, erklärte die Frau sanft auf Englisch. »Aber versuchen Sie ja nicht, über die Reling zu springen. Das Schiff Ihres Vaters ist längst fort und die Küste weit entfernt. So weit können Sie nicht schwimmen. Verstanden?«
    London sah ein, dass die Frau recht hatte, und nickte. Rasch löste sie ihr die Fesseln von den Handgelenken, bis London ihre Hände frei bewegen konnte. Sie riss sich das Tuch aus dem Mund und hustete, weil ihr Hals trocken geworden war.
    Schließlich krächzte sie: »Wer sind Sie? Was haben Sie mit mir vor?«
    »Das werden Sie bald erfahren«, erklärte Drayton und trat zu ihr. Als London zurückwich, hob er beschwichtigend die Hände. »Wir möchten uns nur mit Ihnen unterhalten.«
    »Unterhalten?«, wiederholte London ungläubig. Sie war sicher, dass man gleich über sie herfallen oder sie umbringen würde.
    »Ja, unterhalten«, sagte Drayton noch einmal und ganz ruhig. »Weiter nichts.«
    Londons Angst verwandelte sich erneut in heiße unkontrollierte Wut. So etwas hatte sie noch nie empfunden, doch es verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Als die Frau und Drayton ein paar Schritte auf sie zukamen, schnappte sich London eine Flasche, die auf einer Kiste stand, und schwang sie wie eine Keule. Fast schon zu ihrem Erstaunen blieben Drayton und die Frau stehen.
    »Sie haben mich mitten in der Nacht aus meiner Kabine entführt, mich gegen meinen Willen von Bord geschafft, mich in ein winziges Boot gequetscht und mich dann hierhergebracht«, sagte London, selbst überrascht von der Kraft in ihrer Stimme. »Wenn Sie sich also wirklich nur mit mir unterhalten wollen, dann will ich hoffen, dass das ein verdammt gutes Gespräch wird.«

4
    DIE KULTIVIERTE MRS HARCOURT
    Man bot ihr zu essen und zu trinken an, aber sie wies alles zurück. Sie wollte weder Kaffee noch Wein oder Feigen. Sie wollte es sich nicht unter Deck des Schiffes auf irgendwelchen Kissen bequem machen. Bis man ihr erklärte, wer diese Leute waren und was sie mit ihr vorhatten, würde sie sich mit dieser Weinflasche in der Hand nicht von der Stelle rühren.
    Eines sprach für die anderen: Weder Drayton noch die Frau namens Athene oder einer der Seemänner bedrohten sie mit irgendwelchen Waffen. Allerdings hatte die Nacht auch gerade erst begonnen.
    Als er einsah, dass London nur mit Gewalt vom Fleck zu bewegen wäre, besorgte Drayton einen Klappstuhl für Athene. Er selbst schlenderte gemächlich auf dem Deck hin und her. Der schwache Lichtschein der Laternen betonte seine makellosen Gesichtszüge. Seine Stiefel schlugen auf dem Holzboden ein leises hartes Stakkato, doch sein Gang wirkte leicht und gewandt. Nachdem er sie unbemerkt von einem Schiff voll bewaffneter Männer entführt hatte, begriff London erst richtig, wiebehände er war. Tief im Innern beeindruckten sie die Kraft und die Geschicklichkeit seines Körpers. Er war gut gebaut und so durch und durch männlich.
    Sie machte sich Vorwürfe, dass sie an derlei Dinge dachte, nachdem dieser Mann sie doch entführt hatte und zweifellos ein Feind ihres Vaters war. Was ihn zugleich zu ihrem Feind machte.
    »Was wissen Sie über die Arbeit Ihres Vaters?«, fragte Drayton, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    »Genug«, gab London zurück. Sie würde weder Drayton noch seiner vornehmen Begleiterin wirkliche Informationen

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