Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)
mit dem Ärmel seines Jacketts über die brennenden Augen zu wischen. Er schwor sich, dass die Klingen der Rose für das Leid seines Sohnes büßen würden. Jonas sollte ihm nachfolgen und eines Tages zur Führungselite der Erben von Albion gehören. Doch dieser Traum war gestorben, als sein Sohn entstellt und verbrannt aus der Mongolei zurückkehrte. Mehr noch als sein Körper hatte seine Seele gelitten.
Edgeworth kannte zwar die Gerüchte, verwahrte sich jedoch dagegen, dass Jonas’ Rückkehr ehrenrührig gewesen sei. Gut, Jonas mochte überstürzt geflohen sein, aber doch nur weil Lamb versagt hatte und weil die Klingen unverändert das ebenso lächerliche wie sentimentale Ziel verfolgten, den Erben die Magie der Welt vorzuenthalten.
»Er hat sich tapfer für sein Land geopfert«, beschwichtigte Fraser. »Jonas ist genau wie wir alle dem Glauben verhaftet, dass dem Vereinigten Königreich die Weltherrschaft zusteht. Unser Land und seine Menschen sind allen anderen überlegen.«
»Die Apotheose der Kultur und Souveränität«, pflichtete Chernock ihm bei.
Fraser bedachte Chernock mit einem knappen scharfen Blick. Erbeschwichtigte und umschmeichelte Edgeworth. Ganz gewiss würde Fraser nicht zulassen, dass dieses Gerippe sich an Edgeworth’ Rockzipfel klammerte. Er fuhr fort: »Für diese Überzeugung riskieren die Erben von Albion ihr Leben. Ich würde genauso handeln, sollte das Schicksal es verlangen.«
»Diese Klingen sind lästige Nervensägen.« Chernock grinste höhnisch. »Diese absurde Ansicht, dass keine Nation über eine andere herrschen sollte. Wie rührselig.«
Als Edgeworth seine Gefühle wieder besser unter Kontrolle hatte, wandte er sich Chernock und Fraser zu. »Wir werden sie bald bezwungen haben«, schwor er. »Unsere klügsten Köpfe entschlüsseln derzeit in England die Geheimnisse der Urquelle. Mit ihr und der Quelle hier in Griechenland werden wir die Klingen endgültig ausmerzen. Was eigentlich Lambs Aufgabe gewesen wäre.«
»Lamb war eitel und blutrünstig«, schnaubte Chernock. »Ohne ihn sind wir besser dran. Er war ein Klotz am Bein der Erben. Wir brauchen vertrauenswürdige Männer. Aber«, fügte er mit scharfem Blick auf Edgeworth hinzu, »anscheinend haben wir zum ersten Mal in unserer langen Geschichte eine Frau in unseren Reihen. Ich würde niemals wagen, an Ihnen zu zweifeln, Edgeworth, aber halten Sie das für klug? Frauen sind so schwach und emotional. Ihre weibliche Empfindsamkeit könnte sie in die Irre führen.«
»Zweifeln Sie nicht am Gehorsam meiner Tochter. Sie wird genau das tun, was man ihr sagt. Wir müssen sie lediglich wie ein Kind anleiten und sie vor unliebsamen Einflüssen schützen.«
»Und wenn sie ihre Aufgabe erfolgreich meistert«, Chernock ließ nicht locker, »nehmen die Erben künftig generell Frauen in ihre Gemeinschaft auf?«
»Natürlich nicht.« Edgeworth lachte freudlos auf. »Wenn sie sich als nützlich erweist und die Quelle geborgen werden kann, ohne dass diese verdammten Klingen uns allzu sehr in die Quere kommen, werde ich sie nach unserer Heimkehr verheiraten. Ja, Fraser – wenn Sie mich auf dieser Mission angemessen beeindrucken, gebe ich Ihnen vielleicht meine Tochter als Belohnung. Vermutlich hätten Sie London besser im Griff als Harcourt.«
Ein Lächeln erschien auf Frasers fleischigem Gesicht. »Danke, Mr Edgeworth.«
»Dieser Plan birgt aber sehr viele Unwägbarkeiten«, bemerkte Chernock, woraufhin Fraser ihn wütend anstarrte.
Edgeworth’ Blick war eisig. »Um dem entgegenzuwirken, haben wir ja Sie dabei, mein lieber Zauberer.«
»Sollten die Klingen auftauchen«, erwiderte Chernock mit einem finsteren Lächeln, »werde ich mit Vergnügen ein paar meiner neuesten Zaubersprüche an ihnen demonstrieren. Darunter ist ein ganz wunderbarer, der von einem Schamanen der Hopi stammt, Riesenspinnen mit giftigen Netzen. Sehr ekelhaft. Wie wäre es mit einer kleinen Kostprobe?« Er hob seine knochigen Hände, und der schwarze Ring glänzte wie ein fetter Käfer. Edgeworth und Fraser wichen einen Schritt zurück.
»Später vielleicht«, unterbrach Edgeworth ihn hastig. »Sie dürfen beide nicht vergessen, dass bei dieser Mission für die Erben einiges auf dem Spiel steht. Vor allem da wir jetzt im Besitz der Urquelle sind. Ich habe gute Gründe, eine Frau, mehr noch, meine eigene Tochter, mitzunehmen.« Er wandte sich an den Kapitän, der seinen Männern Befehle zurief. »Kapitän, in einer Stunde lichten wir den Anker. Keine
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