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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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und des Mordens ihr müdes Haupt zur Ruhe betten können.«
    Sie wandte sich ab. Ein Punkt für ihn. Doch er empfand keine Genugtuung.
    Auf dem Tisch entdeckte er den goldenen Schal, den er ihr in Monastiraki um die Taille gebunden hatte. Sie hatte ihn behalten.
    Sie folgte seinem Blick und errötete.
    »London …«, begann er.
    »Mein Vater und seine Kollegen haben sich geirrt.« Sie legte die Bücher auf dem Tisch in einer Reihe nebeneinander. »Sie haben geglaubt, ich könnte die Inschrift übersetzen. Nur deshalb haben Sie mich nach Griechenland gebracht. Aber ich kann es nicht.« Sie deutete auf die ausgebreiteten Papiere. »Ich kenne die Bedeutung der einzelnen Worte, aber sie ergeben keinen Sinn.« Sie ließ einen rauen Laut hören, der vielleicht ein bitteres Lachen sein sollte. »Wir haben uns alle lächerlich gemacht, vor allem aber ich.«
    Er unterdrückte den Drang, tröstend die Hände auf ihre Schultern zu legen. Stattdessen fragte er: »Darf ich mal sehen?«
    Sie reichte ihm die Papiere, verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich gegen den Tisch und beobachtete ihn.
    Für eine Weile drangen lediglich von außen Geräusche in das Zelt. Seine verhassten Feinde verspeisten gegrilltes Lamm zum Abendessen und unterhielten sich über Astronomie. An Bennetts Gürtel hing ein Revolver. Er konnte einfach hinausgehen und das Feuer eröffnen. Die Wachen würden ihn natürlich umbringen, aber erst nachdem er zumindest Edgeworth und Fraser erschossen hatte. Ohne sie, vor allem ohne Edgeworth, wären die Erben handlungsunfähig. Das hätte den Klingen einen dringend notwendigen Vorteil verschafft.
    Aber er hatte London die Wahrheit gesagt. Die Klingen besaßen einen Ehrenkodex. Dazu gehörte, dass sie nicht vorsätzlich und brutal mordeten. Egal, was London Harcourt glaubte.
    Er studierte die Papiere und die zwar eindeutig weibliche, aber doch energische Handschrift. Sie hatte Sätze übersetzt, die allerdings keinen Sinn ergaben. Stimmen spalten Zypressen. Ein alter Chor holt Wasser. Der Weg des Delfins singt.
    »Ein Rätsel«, meinte er. Er reichte ihr die Papiere zurück. »Darauf stoßen die Klingen auf der Suche nach Quellen sehr oft. Diese verdammten Alten hatten ein ausgesprochenes Faible für Rätsel. Offenbar wussten sie nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen.«
    »Dann können die Klingen das Rätsel vielleicht lösen. Ich kann es jedenfalls nicht.« Sie legte die Papiere auf den Tisch und sah Bennett mit abweisender Miene an. »Sie können nicht bleiben. Sally wird jeden Augenblick zurückkommen. Wenn sie Sie hier findet, alarmiert sie meinen Vater.«
    »Bringen Sie mich zu den Ruinen«, bat er.
    Ihr Blick flog zu ihm. »Warum? Sie haben alles gesehen.«
    »Ich muss die Ruinen selbst sehen.«
    Sie starrte ihn an, verschlossen und unerreichbar. Er rechnete damit, dass sie sich weigerte. Nach einer Pause sagte sie jedoch: »Überall sind Wachen postiert. Ich weiß nicht, wie Sie es hierher geschafft haben, aber es ist unmöglich, zu zweit unbemerkt an ihnen vorbeizugelangen.«
    »Ich nehme die Herausforderung an.« Er lächelte. Es war kein herzliches Lächeln, aber es bewies ihm, dass er immer noch er selbst war. Ein Mann, der über das Unmögliche nur lächeln konnte.
    * * *
    Er war so zuversichtlich. Sie weit weniger. Damit sie sich nicht durch ihre weiße Hemdbluse verriet, zog London ihre dunkelgraue Jacke über. Sie tat ihm nicht den Gefallen, sich vor seinen Augen die Haare hochzustecken, sondern ließ sie offen über Schultern und Rücken fallen. Sie achtete schon länger nicht mehr auf schickliches Verhalten. Auf diesem einsamen Flecken steiniger Erde, umgeben von Mördern und Schurken, spielte das nun wirklich keine Rolle.
    Sie kauerten gemeinsam in ihrem dunklen Zelt. Day lauschte, den Kopf zur Seite geneigt, in die Nacht. Sein Blick war in die Ferne gerichtet, wirkte aber hoch konzentriert. Er hob die Hand, um ihr zu signalisieren, dass sie sich bereit machen sollte. Sie erinnerte sich, wie sie diese raue Hand beim Aufwachen auf ihren Lippen gespürt hatte. Sie hatte sich nicht gefürchtet, denn sie hatte ihn sofort an seinem Geruch erkannt. Vielmehr erklärte sie sich selbst für verrückt, weil sie seine Gegenwart als tröstlich empfand. Und jetzt hockte sie hier mit ihm in ihrem Zeit und wartete auf den richtigen Augenblick, um ihrem Gefängnis zu entkommen.
    London konnte nicht erklären, was sich von einer Sekunde auf die andere veränderte, aber Day nickte ihr plötzlich zu,

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