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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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Wollten die Götter einen Menschen strafen, erhörten sie seine Gebete.
    * * *
    Er hatte sich schon auf schärfer bewachtes Gelände geschlichen. Die Erben ließen zwar ein Dutzend Männer durch das Lager patrouillieren, doch handelte es sich bei ihnen nur um Söldner, die für Geld alle möglichen Verbrechen begingen. Keiner von ihnen war richtig ausgebildet. Sie leisteten nur ihren Dienst ab. Ohne jeden Stolz. Erbärmlich.
    Bennett musste lediglich warten, bis es dunkel war. Hinter einem Granitblock verborgen, beobachtete er die Wachen und kundschaftete ihr System aus. Zum ersten Mal, seit er seinen Posten bezogen hatte, verließ nun die Zofe das Zelt. Er fragte sich, wie London das geschafft hatte.
    London war wertvolles Gut für die Erben. Sie wurde durchgängig bewacht. Und auch seine Augen folgten ihr auf all ihren Wegen.
    Es war ihm schwer genug gefallen, London in dieses Boot zu setzen und zu ihrem Vater zurückzuschicken. Dass sie nun so nah und doch unerreichbar war, trieb ihn fast vollends in den Wahnsinn. Das passte eigentlich nicht zu ihm. Normalerweise zögerte er sein Vergnügen gern etwas hinaus. Nicht endlos, aber so lange, dass sich der Genuss dadurch deutlich steigerte.
    Seit er sie geküsst und sie seinen Kuss erwidert hatte, war er wie besessen von ihr. Er sehnte sich nach ihren Lippen, wollte die Haut unter ihrer Kleidung berühren und ihre tiefe klangvolle Stimme hören. Noch seltsamer war, dass er sich wünschte, mit ihr zu reden. Er hatte nichts gegen Bettgeflüster und ein bisschen Flirten, aber nichts kommunizierte so perfekt miteinander wie zwei Körper. Die Gespräche mit London Harcourt bescherten ihm allerdings eine völlig neue Art von Genuss.
    Inzwischen hatte sie von Edgeworth sicher schon die Wahrheit erfahren.
    Darum würde er sich später kümmern. Die Nacht brach herein. In Londons Zelt brannte kein Licht, aber sie hatte es auch nicht verlassen. Sie musste eingeschlafen sein. Als Edgeworth und Fraser ins Lager kamen, war die Zofe noch nicht zurückgekehrt. Nachdem Edgeworth den Kopf in Londons Zelt gesteckt und sich von ihrer Anwesenheit überzeugt hatte, versammelten sich die Erben einschließlich ihres abscheulichen Zauberers zum Abendessen um einen Tisch. Ihre Stimmen wehten zusammen mit dem Klappern des Bestecks auf den emaillierten Blechtellern zu ihm herüber. Er hörte seinen eigenen Namen sowie den einiger anderer Klingen, darüber hinaus verstand er jedoch kaum etwas. Catullus Graves bastelte zu Hause in Southampton zwar an einer Abhörapparatur, aber das nutzte ihm jetzt nichts. Athene konnte ihm auch nicht helfen, denn sie brauchte ihre Zauberkräfte, um das in der Nähe ankernde Boot zu verschleiern. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als auf den richtigen Augenblick zu warten.
    Bennett fand sich in der Dunkelheit hervorragend zurecht. Während die meisten Menschen helles Tageslicht bevorzugten, hatte er sich schon als kleiner Junge in den Schatten am wohlsten gefühlt. In der Dunkelheit entdeckte er Hohlräume und Nischen, durch die sein Körper perfekt hindurchpasste. Vielleicht war das seine ganz eigene Form der Magie. Ganz bestimmt sogar. Als die Zeit schließlich reif war, tauchte er ein in die Nacht.
    Geräuschlos näherte er sich Londons Zelt. Die Wachen gingen mit schussbereiten Waffen auf und ab und ließen den Blick durch die Dunkelheit schweifen. Nur ein Atemzug, eine einzige Lücke genügte, und Bennett schlich an den Wachen vorbei und kroch unter der schweren Zeltwand hindurch. Er glitt hinein, atmete aus und lächelte. Dieses Gefühl war fast so herrlich, wie in einen weiblichen Schoß hineinzugleiten.
    Die drückende Luft im Zelt roch nach schlafender Frau. Nach London. Süß und würzig. Sie in seiner Nähe zu wissen, erregte ihn.
    Seine Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt, sodass er alles deutlich sehen konnte. Den Tisch, die Koffer, die Bücher. Und zwei Feldbetten. Eines war leer, auf dem anderen lag London.
    Sie atmete tief und gleichmäßig. Bennett pirschte sich an ihr Bett heran und blickte auf sie hinab. Sie träumte und zuckte kaum merklich mit den Wimpern. Sie schürzte die Lippen und entspannte sie. Seine Kehle wurde eng. Er war ein echter Glückspilz. Nichts im Leben hatte ihm das Privileg eingetragen, die schlafende London Harcourt beobachten zu dürfen. Sie wirkte reizend und verführerisch wie ein Luftgeist.
    Bennett sank auf die Knie nieder.
    Sie lag auf dem Rücken, in seidigen Wellen fiel das Haar über ihre

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