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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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sehe nicht mehr als vorher.«
    Er legte seine Hände auf ihre Schultern und schob sie dichter auf die Säulen zu. Sie erstarrte. »Ganz ruhig«, raunte er. »Ich tu Ihnen ja nichts.« Mit einem gewissen Unterton fügte er hinzu: »Obwohl …« Er stand hinter ihr und ließ seine Hände auf ihren Schultern ruhen. Durch den Baumwollstoff ihrer Kleidung spürte sie seine Wärme. »Jetzt sehen Sie es, oder?«
    Tatsächlich! Sie schnappte unwillkürlich nach Luft. Die Worte hatten sich wie von selbst in die richtige Reihenfolge gefügt!
    »Ich dachte, Sie verstehen diesen Dialekt nicht « , sagte sie.
    »Das stimmt. Aber ich erkenne einen entschlüsselten Code, wenn ich einen sehe. Lesen Sie mir die Inschrift vor.«
    Sie tat es. » Begib dich auf die Insel, die von der Gestalt eines Delfins ist. Suche dort nach dem singenden Fluss. Seine Stimme führt dich hin zu des goldenen Gottes schrecklichem Geschenk aus dem Wasser. «
    »Ein schreckliches Geschenk«, wiederholte er und schnitt eine Grimasse. »Natürlich. Nie geht es einfach nur um hübsche Kinkerlitzchen.«
    »Es stand die ganze Zeit dort«, staunte London. Sie drehte sich halb zu ihm um, gegen ihren Willen beeindruckt. »Sie sind eindeutig klüger, als Sie aussehen.«
    »Das höre ich oft.« Er lachte, dann wurde er nachdenklich. »Aber Sie haben die Worte entschlüsselt. Wir zwei sind ein tolles Gespann.«
    Das stimmte. Nicht nur, weil er auf den Trick mit der Perspektive gekommen war und sie die Worte übersetzt hatte. Ihr Gedankenaustausch fand auf einer gemeinsamen Ebene statt, auf der keiner dem anderen überlegen war. Im Gegensatz zu ihrem Vater und Fraser behandelte Day sie nicht wie ein zerbrechliches Schmuckstück, betrachtete er ihr Talent für Sprachen nicht als unverdienten Irrtum der Natur. Dennoch hatte sie nicht das Gefühl, dass er sie respektierte. Er enthielt ihr Wissen vor. Obwohl er die Wahrheit über Lawrence’ Tod kannte, hatte er nichts gesagt. Und er war ein Mörder, daran gab es nichts zu beschönigen. Ein Mensch, der andere tötete.
    »Gelegentlich«, gestand sie ihm zu.
    Auf einmal runzelte Day die Stirn. Er zog ein schweres Stück Stoff aus seiner Tasche und wickelte es um den leuchtenden Messingzylinder. Dunkelheit umfing sie. London konnte nichts mehr sehen. Sie spürte, wie Day ihr Handgelenk ergriff und sie mit sich zog. Sie verstand nicht, was los war.
    Dann hörte sie es auch. Schritte. Jemand bewegte sich in ihre Richtung. Über den Rand fiel Lichtschein in die Grube. Dann tauchte Thomas Fraser auf, der in der einen Hand eine brennende Fackel, in der anderen einen Revolver hielt.
    »London! Wir haben Sie überall gesucht!« Fraser starrte auf Bennett Day. »Ach, sieh einer an: Bennett Day.« Er grinste höhnisch. »Ich hätte mir denken können, dass Sie Witterung aufnehmen, sobald eine Frau im Spiel ist.« Er zielte mit der Waffe auf Day.
    London versuchte ihn an den Rand der Grube zu ziehen, damit er nach oben klettern und sich in Sicherheit bringen konnte. Da ließ er ihr Handgelenk los. Sie stürzte hinter ihm her, fasste jedoch ins Leere. Er schlängelte sich zwischen den Säulen hindurch auf Fraser zu. Der schoss auf ihn. Marmor- und Granitsplitter flogen durch die Luft. Um sich vor dem schrecklichen Lärm zu schützen, hielt London sich mit den Händen die Ohren zu. Die Schüsse klangen ganz anders als das gedämpfte Knallen der Jagdgewehre, wie sie es von ihrem Familiensitz in Somerset kannte. Als ein Geschoss dicht an ihrem Kopf vorbeipfiff, kauerte sie sich auf den Boden und hielt schützend die Arme über sich. Schotter regnete auf sie herab.
    »Denken Sie doch an die Querschläger, Sie Idiot«, knurrte Day. Er zog seinen Revolver und feuerte zurück. Fraser musste sich ducken und das Schießen einstellen. Day rannte geradewegs auf die Wand der Grube unterhalb von Fraser zu. So schnell, dass London mit dem Blick kaum folgen konnte, sprang er an der Wand nach oben und packte Frasers Knöchel. Bevor Fraser seine Hand wegtreten konnte, riss Day den Mann an den Beinen in die Grube. Fackel und Waffe flogen hinterher.
    Im flackernden Feuerschein sah sie, wie Day und Fraser miteinander rangen. Sie kämpften um Days Revolver, der schließlich davonwirbelte. Beide Männer teilten Schläge aus, rammten einander die Ellbogen in den Bauch und versuchten, die Oberhand zu gewinnen. London schaute mit offenem Mund zu. Noch nie hatte sie zwei Männer so kämpfen sehen. Einmal hatte sie ihren Bruder heimlich beim Boxtraining

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