Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
Vom Netzwerk:
nach oben. Als er sein Gewehr hervorholte, sahen ihn ihre vier übrig gebliebenen Begleiter mit fragendem Blick an. »Da kommt jemand.«
    »Die Erben?«, fragte Thalia. Sie lief bereits zu ihrem Sattel, um ebenfalls ihre Waffe zu holen.
    Er hielt den Kopf schief und lauschte. »Es sind nicht genug. Sie kommen nicht auf Pferden. Das ist etwas anderes.«
    Schließlich hörte Thalia es auch. Es kam näher. Aber die Felsen machten es beinahe unmöglich, Ursprung und Entfernung des Geräusches zu bestimmen. Gabriel klemmte sich das Bündel mit dem Kessel unter den Arm und steckte den Rubin in seine Tasche. Er bedeutete allen, sich mit dem Rücken zueinander im Kreis aufzustellen und die Waffen bereitzuhalten. Thalias Herz schlug heftig gegen ihre Rippen. Vielleicht hatten die Erben einen Weg gefunden, noch mehr Männer zu bestechen, die sie verfolgten.
    Der Wind frischte auf und trieb Staubwolken vor sich her. Thalia blinzelte. Stimmen. Schwere Schritte ertönten. Sie umfasste ihre Waffe fester, die Finger dicht über dem Abzug. Dann tauchten riesige dunkle Schatten auf. Sie machten einen scheußlichen Lärm, stießen ein fürchterliches, heiseres Bellen aus.
    »Halt!«, schrie Thalia auf Mongolisch. »Wir sind bewaffnet und besitzen nichts Wertvolles.«
    » Du bist wertvoll, englischmongolische Frau«, erwiderte eine Stimme oberhalb eines der riesigen Schatten. Der aufgewirbelte Staub setzte sich, und zum Vorschein kamen zehn Männer auf zotteligen, kurzbeinigen Kamelen. Eines der Kamele stieß erneut einen schrecklichen Schrei aus. Erschrocken bemerkte Thalia, dass die Männer ebenfalls Waffen bei sich trugen und mit russischen Gewehren auf ihre Gruppe zielten.
    »Du musst ziemlich wertvoll sein«, fuhr derselbe Mann fort. Er trieb sein Kamel vorwärts, sodass sie nur noch wenige Schritte von dem unbekannten Mann trennten. Gabriel stellte sich sofort vor sie, biss die Zähne zusammen, um seine Wut zu zügeln, und zielte mit dem Gewehr auf den Mann. »Siehst du, wie du bewacht wirst?«, fragte der Mann. »Und fast eine Armee ist hinter dir her.«
    »Haben die euch geschickt?«, fragte Thalia zurück.
    Der Mann schüttelte den Kopf, doch das beruhigte sie nicht. Sie und ihre Männer befanden sich in der Unterzahl. Und als einige der Banditen ihre Pistolen zückten, bemerkte sie, dass sie ihnen auch waffenmäßig unterlegen waren. »Sag deinem englischen Freund, wenn er nicht die Waffe herunternimmt, erschießen wir erst ihn und dann dich.« Thalia blieb nichts anderes übrig als die Nachricht zu übersetzen.
    Gabriel fluchte, doch auch ihm war klar, dass es keinen anderen Ausweg aus der Situation gab. Ihre Gruppe war erschöpft und durstig und konnte nur geringen Widerstand leisten. Mit einem weiteren Fluch senkte er die Waffe. Einige der Männer stiegen von ihren Kamelen, kamen auf sie zu, nahmen ihnen die Waffen ab und blickten zu dem Mann, der offensichtlich ihr Anführer war.
    »Uns hat niemand geschickt. Uns interessiert«, erklärte der Mann und beugte sich mit forschendem Blick über seinen Sattel nach vorn, » was dich so wertvoll macht, dass man hinter dir her ist.«
    Das Lager befand sich inmitten eines Felsenlabyrinthes, überall um sie herum schimmerte es rot und golden. Der Wind hatte Schneisen in die Felsen gefräst und jaulte unheimlich und traurig über den Bergkamm hinweg. Während Gabriel, Thalia und die Stammesmitglieder, gedrängt von den Banditen, langsam voranritten, bemerkte Thalia, dass weitere Männer wie Bergziegen in den Felsen hockten. Bewaffnete Ziegen. Sie wandte den Blick wieder dem vor ihnen liegenden Lager zu.
    »Sie wissen nicht, was es mit dem Kessel auf sich hat«, sagte Gabriel leise und blickte zu seiner Satteltasche. »Vielleicht können wir ihnen etwas anderes geben.«
    »Aber was?«, fragte Thalia und bemühte sich ebenfalls, leise zu sprechen. »Das einzig Wertvolle, das wir bei uns haben, ist der Rubin.« Als sie zu ihm hinüberblickte, bemerkte sie, dass er genau daran gedacht hatte. »Das können wir nicht tun! Wir haben geschworen, auf ihn aufzupassen«, zischte sie.
    »Die Quelle und unser Leben gehen vor«, erklärte er mit ausdrucksloser Miene. Thalia bedachte ihn mit einem finsteren Blick, doch er ließ sich dadurch nicht einschüchtern. »In der Armee musste ich beinahe täglich solche Entscheidungen treffen. Prioritäten setzen. Das geringere Übel und der ganze Unsinn. Aber«, fügte er hinzu, »wie du ganz richtig erklärt hast, besitze ich die Muskeln und du trägst

Weitere Kostenlose Bücher