Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)
Gabriel sich wieder nach unten beugte, um Munition nachzuladen. Als er nickte, lächelten sie sich an. Neben ihrem Mann unter dem eisigen azurblauen Himmel im funkelnden Schnee zu kämpfen, war wunderbar. Sie liebte ihr Leben. Sie liebte ihn. Jeden Tag mehr.
Sie ignorierte die scharfen Winde, die ihr Bestes gaben, ein Stück ungeschützter Haut zu finden. Ihr mit Fell gefütterter Del und die dicke Wollmütze sorgten dafür, dass sie nicht fror. Sie ließen ihr jedoch genügend Freiraum, den Rubin zu verteidigen, wenn Idioten wie diese Russen auftauchten und es auf den Edelstein des Stammes abgesehen hatten. Schatzsucher tauchten häufig genug auf, dass Gabriel und sie ausreichend zu tun hatten.
»Ich habe ganz vergessen, dich zu fragen«, sagte Gabriel zwischen zwei Salven. »Ist mit Oyuun alles in Ordnung?«
»Sie ist davon überzeugt, dass ihre Nichte nächstes Jahr am Nadaam teilnehmen wird. Danke«, fügte sie hinzu, als er auf einen vorrückenden Russen schoss, der daraufhin zur Vernunft kam und zu seinen Kameraden hinter ein leeres Ger lief.
Gabriel verzog amüsiert den Mund. »Wirklich?«
»Wenn sie teilnimmt, wird sie nicht die einzige Frau beim Turnier sein. Ich habe von drei anderen gehört, dass die Mädchen der benachbarten Stämme bereits üben.«
»Das Nadaam ist im Oktober«, bemerkte er.
Weitere Schüsse. Sie verdrehte die Augen. »Das fängt an, lästig zu werden. Mir ist kalt.«
»Dann los.« Gabriel zählte bis drei, dann griffen sie die Russen an. Die Möchtegerndiebe hatten nicht mit einem Frontalangriff gerechnet und waren nicht darauf vorbereitet. Thalia wandte etwas von dem Kung Fu an, das Lan Shun ihr beigebracht hatte, trat einem Mann gegen die Brust und einem anderen in den Bauch. Beide brachen im Schnee zusammen.
Gabriel bediente sich traditionell seiner Fäuste und hieb mit ihnen auf Kiefer und Brustkörbe ein. »Bist du sicher, dass keiner von diesen Kerlen Sergej ist?«, keuchte er, während er mühelos dem Schlag eines Russen auswich.
Sie blickte sich kurz um. »Tut mir leid. Er ist nicht hier.«
Gabriel packte einen Mann am Mantel und hämmerte ihm die Faust ins Gesicht, sodass der Mann stöhnte und bewusstlos zusammenbrach. »Verdammt.«
»Genug! Genug!«, schrien die Russen voller Angst. »Wir ergeben uns!« Sie hielten sich schützend die Arme vor das Gesicht.
»Verschwindet«, sagte Gabriel und benutzte das bisschen Russisch, das Thalia ihm beigebracht hatte.
»Und erzählt niemand von dem Rubin«, fügte Thalia hinzu, »oder denen wird es ähnlich ergehen.«
Wimmernd und stöhnend versprachen es die Russen. Sie taumelten zu ihren Pferden, zogen dabei ihren leblosen Kameraden hinter sich her und stiegen ungeschickt zurück in ihre Sättel. Thalia und Gabriel hielten sich an den Händen, während sie zusahen, wie die Russen davonritten. Sobald die besiegten Russen am Horizont verschwunden waren, drehte sich Gabriel zu ihr um. Bei seinem Anblick hielt sie die Luft an. Jedes Mal aufs Neue bewunderte sie seine goldene Männlichkeit. Unter dem Del zeichneten sich seine breiten Schultern ab, die hellen Haare trug er jetzt etwas länger. Er schenkte ihr ein sinnliches Lächeln, das nur für Thalia bestimmt war. Ihr Ehemann war ein Bild rauer Männlichkeit, und sie würde nie aufhören, ihn zu begehren.
»Bringen wir dich ins Warme«, brummte er.
Sie gingen zurück zu ihrem Ger . Sie lächelte vor sich hin, als sie sah, wie die kräftigen Pferde von den karmesinroten Blumen fraßen, die durch die Schneedecke lugten. Der Kessel befand sich längst wieder in China, doch seine Magie lebte in den Menschen fort, die ihn für Jahrhunderte bei sich aufbewahrt hatten.
Eine fröhliche Rauchsäule stieg von ihrem Ger auf. Sie traten in das Zelt und schlossen schnell die Tür hinter sich. Während Thalia darauf wartete, dass ihre Augen sich an das gedämpfte Licht im Zelt gewöhnten, spürte sie, wie zwei Hände sie von ihrem schweren Del befreiten und ihr die Mütze vom Kopf nahmen. Dann bekam sie einen warmen Kuss auf ihre eiskalte Nase.
»Wärm dich auf«, sagte Gabriel. Thalia nickte und ging zu dem glühenden Ofen in der Mitte des Gers . Sie seufzte, als die Wärme des Feuers ihre tauben Finger auftaute.
»Sie veranstalten das Nadaam im Oktober«, sagte sie und nahm ihre Unterhaltung wieder auf, als wäre der Kampf mit den Russen nur eine kleine Unterbrechung gewesen. »Das heißt, dass wir noch monatelang bei dem Stamm bleiben und auf den Rubin aufpassen.«
»Dein Vater
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