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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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kannst, mich zu lieben. Wir kennen einander kaum.«
    »Das macht nichts.«
    »Natürlich macht es etwas. Um Christi willen, man muß einander doch wirklich kennen. Taxi!« schrie er einem vorbeifahrenden Schatten zu.
    »Ich meine, das Lieben. Es wird überschätzt. Ich mag dich einfach.«
    »Gott«, sagte er. Wieder schrie er und merkte, daß er heiser wurde. Wie ein Wunder blieb ein Taxi stehen, aber bevor er Liz von der Stelle rühren konnte, war ein listiger Exkorporal mit einer Mütze hineingesprungen und hatte die Tür zugeschlagen. Das Fahrzeug fuhr ab.
    Wieder kam ein Taxi in Sicht, glitt vorbei, aber dann blieb es stehen, drei Meter vor ihnen, und zwei Männer stiegen aus.
    »So komm doch«, sagte er und zog sie hinter sich her.
    »Bevor es uns entwischt.« Er rief nach dem Taxi, während sie ausrutschten und dahinschlitterten. Die beiden Männer waren jetzt ausgestiegen und kamen auf sie zu, und er sah, daß der eine Meomartino und der andere Dr. Longwood war. Der Alte sollte in einer solchen Nacht nicht ausgehen, dachte er.
    Er zog sie nicht weiter. Sie sackten einfach zusammen und warteten. Meomartino starrte sie an, als er sie erreichte, sagte jedoch nichts.
    »Wo bist du gewesen?« fragte Dr. Longwood. »Wir haben dich überall gesucht.« Er warf einen Blick auf Adam.
    »Wo haben Sie sie gefunden?«
    »Hier«, sagte Adam.
    Er wurde sich bewußt, daß ihr Arm noch immer um seinen Hals lag, daß er sie noch immer um die Taille hielt. Er machte sich los und übergab sie Meomartino, der stumm wie ein Fisch war und ihn anstarrte.
    »Ich danke Ihnen sehr«, sagte Longwood steif. »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Ihr Mann und ihr Onkel teilten sich die Last und brachten sie zum Taxi. Die Tür öffnete sich und schloß sich endlich, der Motor heulte auf, die Hinterräder drehten durch. Matsch flog zurück und traf ihn wie eine Strafe am rechten Hosenbein, aber das war schon naß, und es kümmerte ihn nicht, denn er erinnerte sich an den verklemmten Reißverschluß.
    »Taxi«, murmelte er hoffnungslos, als ein besetztes gelbes Taxi aus der Finsternis auf ihn zuschoß.
     
    In den folgenden Tagen wartete er, an einer schweren Erkältung leidend, daß Longwood Blitz und Donner auf den Verführer seines Fleischs und Bluts herunterprasseln lassen würde. Der Alte konnte ihn auf alle möglichen Arten vernichten. Aber zwei Tage nach der Katastrophe vor dem Hotel hielt ihn Meomartino im Aufenthaltsraum der Chirurgen auf. »Meine Frau erzählte mir, daß Sie, als ihr schlecht wurde, so freundlich waren, sich beträchtliche Mühe zu machen, um ihr ein Taxi zu verschaffen.« Seine Augen sahen ihn herausfordernd an.
    »Nun…«
    »Es war ein Glück, daß Sie sie zufällig getroffen haben. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken.«
    »Nicht der Rede wert.«
    »Sie wird Ihre Hilfe bestimmt nicht wieder brauchen.« Meomartino nickte und ging, irgendwie Sieger. Nie hatte Adam soviel Abneigung und soviel Respekt empfunden. Was war aus seiner Revanche geworden, fragte er sich.
    Longwoods Wut brach nicht über ihn herein. Adam arbeitete schwer, blieb im Krankenhaus und verbrachte seine dienstfreien Stunden in seinem Zimmer oder in der Pathologie oder im Tierlabor. Er erbte alle möglichen chirurgischer Fälle, einen Blinddarm, eine Gallenblase, mehrere Magenoperationen, weitere Hautverpflanzungen bei Mr. Grigio.
    Mrs. Bergstrom bekam ein Weihnachtsgeschenk: eine Niere. In der vorletzten Dezembernacht schmiß ein plötzlicher sonntäglicher Schneesturm vier Zoll reines Weiß auf die schmutzige Stadt herunter. Jenseits des Flusses, in Cambridge, stahl der sechzehnjährige, stockbesoffene Sohn eines berühmten Gelehrten einen Wagen, und als er vor dem Polizeifahrzeug davonsauste, das ihn vorsichtig über die Schneeglätte des Memorial Drive verfolgte, fuhr er an einen Betonpfeiler und war auf der Stelle tot. Seine kummervollen Eltern verlangten nur, nicht genannt zu werden, um der unbarmherzigen Publicity zu entgehen, und spendeten die Augenhornhaut des Jungen der Augenklinik und je eine Niere dem Bringham und dem Suffolk-County-Krankenhaus. Adam saß bei Kender und quälte sich mit dem Problem ab, welche Dosis immunounterdrückende Medikamente man Mrs. Bergstrom mit der neuen Niere geben sollte.
    Kender entschied sich für 130 mg Imuran.
    »Ihre Nierenfunktion ist sehr niedrig«, sagte Adam zweifelnd.
    »Wären 100 mg nicht genug?«
    »Das letzte Mal habe ich 90 mg gegeben«, sagte Kender, »und sie stieß die Niere entschieden ab. Ich

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