Die Klinik
Kender und Longwood zu werden, und diese Verwandlung würde sich nicht in Cuernavaca oder sonst irgendwo mit Liz Meomartino vollziehen.
In der Früh rief er sie an und sagte es ihr so taktvoll wie möglich.
»Bist du sicher?«
»Ja.«
»Treffen wir uns, Adam.«
Er wußte, sie glaubte seinen Entschluß ändern zu können. »Lieber nicht, Liz.«
»Rafe ist heute abend zu Hause, aber ich werde wegkommen. Ich will dir nur Lebewohl sagen.«
»Lebewohl, Liz. Alles Gute«, sagte er.
»Sei dort. Bitte.« Sie hängte ein.
Er arbeitete den ganzen Tag wie ein freigelassener Sklave, der jetzt auf eigene Rechnung werkte. Er war um sechs dienstfrei, aß mit gutem Appetit sein Abendessen und schaltete einige Stunden im Tierlabor ein.
Als er in den sechsten Stock kam, duschte er, lag in der Unterhose auf dem Bett, las drei Zeitschriften und zog dann den Straßenzug an. Er suchte ein frisches Taschentuch, als sich seine Hand um etwas in der Schreibtischlade schloß, es aufhob, hin und herdrehte und untersuchte, als hätte er den schwarzen Ziegenlederhandschuh noch nie im Leben gesehen.
Diesmal war das Regent vollgestopft von Legionären und ihren Frauen, und er mußte sich mühsam durch die Halle drängen.
»Felix, hast du die Karten?« kreischte eine dicke Frau in einer zerknitterten Hilfskräfteuniform.
»Sicher«, sagte ihr Mann und stupste Adam plötzlich aus Jux mit einem Stachelstock in das Gesäß.
Adam fuhr hoch, erregte allgemeines Gelächter, wurde jedoch in den Lift geschoben.
Sie waren in den Gängen, auf den Treppen; er hatte das Gefühl, als säßen sie selbst unter seinen Fingernägeln.
Er steckte den Schlüssel ins Schloß, und als er die Tür von 314 öffnete, blitzte draußen das elektrische Schild auf und knipste ein weiteres psychedelisches Photo, in dessen Brennpunkt die blaugoldene Soldatenmütze des Überseeeinsatzes auf dem Toilettetisch lag. Adam hob die lächerliche Kopfbedeckung auf. Der Mann im Bett sah ihn unsicher an. Nicht Vietnam. Sogar für Korea zu alt. Jahrgang Zweiter Weltkrieg, dachte Adam. Alte Soldaten scheinen, ich weiß nicht warum, unansprechbarer zu sein als alte Seeleute. Hawthorne.
Der Mann war ganz offensichtlich sehr erschrocken.
»Was wollen Sie? Geld?«
»Hinaus.« Adam reichte ihm die Mütze und hielt die Tür auf, während der Mann in seine Hose schlüpfte und dankbar entfloh.
Sie sah ihn an. Sie war betrunken. »Du hättest mich retten können«, sagte sie.
»Ich bin nicht einmal sicher, ob ich mich selbst retten kann.«
Er hob ihre Strümpfe auf und legte sie und den schwarzen Handschuh in ihre Handtasche.
»Geh«, sagte sie.
»Ich muß dich heimschicken, Liz.«
»Es ist viel zu spät.« Sie lächelte. »Ich sagte, daß ich nur Zigaretten holen gehe.«
Sie hatte ihr Unterkleid an, aber das Kleid machte Schwierigkeiten. Sie half ihm nicht, und es dauerte eine Weile, alles an Ort und Stelle zu bringen. Der Reißverschluß klemmte auf halbem Weg. Schwitzend kämpfte Adam mit ihm, aber es nützte nichts, der Reißverschluß kam weder vor noch zurück.
Der Mantel würde es verdecken, sagte er sich.
Als er ihr die Schuhe anzog und sie auf die Beine stellte, schwankte sie. Seinen Arm um ihre Taille, ihren um seinen Hals gelegt, führte er sie wie eine Patientin zur Tür.
Im Flur reichten die Generale Bier und Whisky-Soda herum.
»Nein, danke«, sagte Adam höflich und drückte mit dem Rücken auf den Liftknopf.
Als er sie unten in die Halle brachte, sah er, daß der Mann mit dem Viehstock zu einem neuerlichen Spaß ansetzte.
»Wenn Sie mit diesem Ding einen von uns berühren, Felix«, sagte er, »wickle ich es Ihnen um Ihren gottverdammten Hals.«
Felix sah verletzt drein. »Hast du diesen Schweinehund gehört?« fragte er die dicke Frau.
»Ich habe dir ja gesagt, die Leute hier sind genauso kalt wie ihr Wetter«, sagte sie, als Adam mit seiner Last weiterging. »Das nächste Mal wird man auf uns hören und es in Miami abhalten.«
Draußen fiel Schnee wie dünner Haferschleim. Adam wagte nicht, sie gegen die Hauswand zu lehnen; aneinandergeklammert schwankten sie in den nassen Matsch hinaus.
»Taxi!« schrie er.
Spritzend fuhren die Autos vorbei, unter ihnen mehrere Taxis.
»Taxi!«
»Du hast mich im Stich gelassen«, sagte sie.
»Ich liebe dich nicht«, sagte er. »Verzeih.«
Sein Haar war bereits triefnaß; in seinem Nacken schmolz der Schnee und durchweichte seinen Hemdkragen. »Außerdem sehe ich nicht ein, wieso du das Gefühl haben
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