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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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will sie nicht wieder das Ganze durchmachen lassen.« Sie operierten nach Mitternacht, und als man Mrs. Bergstrom aus dem Operationssaal brachte, gab die neue Niere Urin ab.
    Am Silvesterabend war Adam wieder im Operationssaal und bereitete sich auf eine Milzoperation bei dem ersten betrunkenen Fahrer vor, der so vernünftig gewesen war, sich die Milz nur zwei Wohnblöcke vom Krankenhaus entfernt auf der Autobahn zu zerreißen. Adam wartete, die behandschuhten Hände auf der Brust gekreuzt, mit Harry Lee als Assistenten. Norm Pomerantz gab die allgemeine Anästhesie, wobei die Dosierung nicht einfach war, weil sich der Mann bereits mit Alkohol betäubt hatte. Es war sehr still im OP.
    »Es ist zwölf Uhr, Adam«, sagte Lee.
    »Ein glückliches Neues Jahr, Harry.«
     
    Am folgenden Abend studierte Adam, besorgt über die Medikamentendosierung, die Kender Mrs. Bergstrom gegeben hatte, ihre Aufzeichnungen stundenlang, fand jedoch keine Beruhigung in ihnen, gab schließlich auf und schlief über seinem Heft ein, den Kopf auf den Armen. Er träumte von Zimmer 314 und der Frau; die Gestalt, die sich ihm anbot, verschmolz mit einer anderen, wurde schlanker, fester und weniger reif, bis er Gaby liebte, statt einen Ritus mit Liz Meomartino durchzuführen.
    Als er erwachte, lachte er sich aus.
    Irgendwie aber wußte er, daß der Mann, der schließlich bei Gaby Pender landete, sich nie sorgen müßte, wenn er einen anderen Arzt heimsandte, um einige Glasplättchen abzuholen.
    Bei ihr gab es andere Probleme. Gut, daß er das verrückte kleine Weibstück los war, sagte er sich.
    Eine Stunde später ging er zum Telephon und wählte ihre Nummer.
    Er erwartete Susan Haskell, aber statt der Stimme der Zimmergenossin war es ihre, die Hallo sagte.
    »Gaby?«
    »Ja.«
    »Hier Adam.«
    »Oh.«
    »Wie ist es dir gegangen?«
    »Fein. Das heißt, zunächst nicht, aber jetzt.«
    »Wirklich?« fragte er sehnsüchtig.
    »Ja.«
    »Mir nicht. Glückliches Neues Jahr, Gaby.«
    »Glückliches Neues Jahr, Adam.«
    »Gaby, ich –«
    »Adam.« Sie hatten gleichzeitig gesprochen, und jetzt warteten sie beide.
    »Ich muß dich sehen«, sagte er.
    »Wann?«
    »Ich habe heute abend Dienst. Höre, komm um neun Uhr auf den Parkplatz des Krankenhauses. Falls ich nicht gleich auftauche, warte auf mich.«
    »Wieso glaubst du, daß ich gelaufen komme, wenn du mit dem Finger schnalzt?« fragte sie kalt. »Und wartend herumstehe?«
    Er erschrak, Verdruß und großes Bedauern erfüllte ihn.
    »Oh, Adam, mir geht’s auch nicht gut«, platzte sie heraus. Sie lachte und weinte gleichzeitig, seines Wissens das einzige Mädchen, das das zustande brachte. »Ich bin dort, Liebling. Adam-Liebling.« Und legte auf.

DRITTES BUCH
 
Der Kreis schließt sich
Frühling und Sommer

12
 
A D AM S I L V E RS T O NE
    Adam hatte ruhig und sehr ausführlich mit Gaby gesprochen, als sie auf dem Parkplatz des Krankenhauses in dem blauen Plymouth saßen, bei aufgedrehter Heizung, während draußen der Schnee fiel; das Blinklicht eines Krankenwagens blinzelte sie an, bis eine Schicht Weiß die Windschutzscheibe so dicht bedeckte, daß die restliche Welt ausgeschlossen war.
    »Es war meine Schuld«, sagte er. »Ich werde es nie wieder zulassen, daß wir einander das antun.«
    »Du hast mich fast erledigt. Ich konnte nicht einmal mehr mit einem anderen Mann reden.«
    Er schwieg.
    Es blieben noch andere unerfreuliche Tatsachen, denen man sich stellen mußte.
    »Mein Vater ist ein hoffnungsloser Alkoholiker. Derzeit scheint er sich zu beherrschen wenn man das so nennen kann. Aber er ist schon früher einmal schwer zusammengebrochen und wird es wahrscheinlich wieder. Wenn es soweit ist, werde ich jeden Cent, den ich zusammenkratzen kann, brauchen, um ihn in Pflege zu geben. Ich kann nicht heiraten, solange ich nicht in der Lage bin, etwas Geld zu verdienen.«
    »Wann wird das sein?«
    »Nächstes Jahr.«
    Sie besaß nichts von Liz’ triebhafter Sinnlichkeit und dennoch war sie für ihn so viel begehrenswerter. Lieb und teuer. Er war darauf bedacht gewesen, sie nicht zu berühren, und er machte auch jetzt keinen Versuch, es zu tun.
    »Ich will nicht bis nächstes Jahr warten, Adam«, sagte sie fest.
     
    Er erwog, mit jemandem in der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses zu sprechen, und erinnerte sich dann, daß Gerry Thornton, ein ehemaliger Studienkollege, jetzt an der Massachusetts Nervenklinik arbeitete. Er rief ihn an, und sie plauderten fünf Minuten über das Wie und Wo

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