Die Klinik
Supermarkt und kaufte ein, wobei sie sehr sparsam und vernünftig zu sein versuchte, weil er einen Komplex hatte, was ihr Leben von seinem Krankenhausscheck betraf; sie wußte, er würde nicht weit reichen, wenn sie mit ihrer üblichen Sorglosigkeit Geld ausgab.
Aber als sie die reifen Avocados sah, konnte sie nicht widerstehen und kaufte zwei. Trotz ihrer Vorsicht und der Tatsache, daß sie nur zu zweit waren, kaufte sie Vorräte, um den leeren Küchenschrank zu füllen; schließlich waren es fünf volle Papiersäcke. Sie überlegte, ob sie den Wagen holen sollte, fragte dann aber den Geschäftsführer, ob sie sich einen Einkaufswagen leihen dürfe. In der Regel war es verboten, aber er war so überwältigt, daß sie sich die Mühe genommen hatte zu fragen. Er half ihr sogar, die Bündel aufzuladen. Zunächst schien es eine gute Lösung, bis sie das Ding den Berg hinaufzuschieben begann. Die Stahlräder waren für den Schnee zu glatt. Sie glitten aus und rutschten, und sie auch.
Ein farbiges Mädchen mit einem grauen Streifen im Haar kam ihr aus dem Nichts zu Hilfe. »Schieben Sie auf der einen und ich auf der anderen Seite«, sagte sie.
»Danke«, keuchte Gaby. Zusammen gelang es ihnen, die Phillips Street zu erreichen. »Sie haben mir das Leben gerettet! Kommen Sie auf eine Tasse Tee herein?«
»Gern«, sagte das Mädchen.
Sie trugen die Lebensmittel hinein, zogen die Mäntel aus und ließen sie auf die Couch fallen. Das Mädchen trug verschossene Blue jeans und ein altes Baumwollhemd. Sie hatte hohe Backenknochen und eine reizende samtbraune Haut. Sie sah aus wie siebzehn. »Wie heißen Sie?« fragte sie.
»Oh, Verzeihung. Ich bin Gabrielle –« Sie unterbrach sich, weil sie nicht wußte, sollte sie Pender oder Silverstone sagen.
Das Mädchen schien es nicht zu merken. »Ein sehr hübscher Name.«
»Und wie heißen Sie?«
»Janet.«
Gaby stand auf Zehenspitzen, um die Teekanne herunterzuholen. »Doch nicht Dorothys Janet?«
»Ich habe eine Schwester, die Dorothy heißt.«
»Aber das ist ja meine Freundin!«
»Oh?« sagte das Mädchen fast teilnahmslos.
Gaby braute zum erstenmal Tee in der Kochnische und öffnete ein Päckchen Kekse, sie tranken Tee und aßen ein paar Kekse und plauderten. Janet wohnte in der Joy Street.
»Der Name war einer der Gründe, warum wir dort einzogen. In dieses riesengroße Haus.«
Gaby lachte. »Das klingt ja ungeheuer groß.«
»Ist es auch.«
»Wie viele Zimmer?«
»Ich habe sie nie gezählt. Achtzehn, vielleicht zwanzig. Wir brauchen Platz. Ich lebe in einer ungewöhnlich großen Familie.«
»Wie viele Leute?«
Sie zuckte die Achseln. »Das ist verschieden. Manchmal gehen welche weg, andere kommen und bleiben. Ich weiß nicht, wie viele wir gerade jetzt sind. Eine ganze Menge.«
»Oh«, sagte Gaby und verstand.
»Es funktioniert recht gut«, sagte Janet und nahm noch ein Keks. »Jeder tut einfach das Seine.«
»Was zum Beispiel?«
»Sie wissen schon, Poster machen. Oder Blumen, oder Sandalen. Alles, was gefragt ist«.
»Was tun Sie?«
»Ich treibe Essen auf. Ich bin ein Digger. Ich geh’ aus und bring’ Essen heim.«
»Wo bekommen Sie das?«
»Oh, überall. Auf den Märkten und in Bäckereien. Man gibt uns altbackenes Zeug und verdorbenes Gemüse und so Sachen. Sie würden staunen, wieviel Brauchbares übrigbleibt, wenn man die verdorbenen Teile wegschneidet. Und die Leute hier in der Gegend schenken uns Sachen. Es gibt noch fünf andere Digger in meiner Familie. Wir kommen prima zurecht.«
»Ich verstehe«, sagte Gaby schwach. Nach einer Weile nahm sie die Tassen und stellte sie in das Spülbecken in der Kochnische.
»Ich bringe lieber den Karren zurück«, sagte sie.
»Ich bringe ihn zurück. Ich gehe sowieso dorthin.«
»O nein, wirklich…«
»Trauen Sie mir nicht?«
»Aber natürlich traue ich Ihnen.«
»Schön, dann tu’ ich’s.«
Gaby ging in die Kochnische und steckte ein Glas Erdnußbutter, zwei Gläser Jam, einen Brotlaib und – warum eigentlich? – eine der Avocados in einen Sack. »Darf ich Ihnen das hier schenken?« fragte sie das Mädchen und schämte sich aus einem ihr unverständlichen Grund.
Janet zuckte gleichgültig die Achseln. »Sie haben eine Menge Bücher«, sagte sie und wies auf die auf dem Fußboden aufgestapelten Bände. »Orangenkisten ergeben großartige Bücherborde. In verschiedenen Farben gestrichen.« Sie winkte mit der Hand und ging. Als sie fort war, wirkte die Wohnung still und verlassen.
Gaby räumte
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