Die Klinik
erleichterte sich, wusch die wunden Hände in wunderbar warmem Wasser.
Als er ins Zimmer 218 zurückkehrte, waren die Packungen auf Mr. Grigios Körper warm, viel zu warm. Wütend drückte er neue aus, legte sie auf, ließ die gebrauchten in die Schüssel fallen.
Mr. Grigio stöhnte, und er antwortete ihm mit einem Stöhnen.
»Sie waren doch nicht die ganze Nacht hier?« sagte Meomartino.
Er erwiderte nichts.
» Cristos. Offenbar tun Sie alles, um den Kaffee zu gewinnen.«
Er hörte die Stimme wie durchs Telephon, obwohl der Fellow jetzt neben ihm stand.
Es war Tag, erkannte er.
Mr. Grigio atmete noch immer.
»Zum Teufel, Sie gehen jetzt hinauf schlafen.«
»Eine Schwester?« fragte er.
»Ich werde jemanden auftreiben, Dr. Silverstone«, sagte Miss Fultz. Er hatte nicht gesehen, daß sie in der Tür stand.
Er stand auf.
»Soll ich Ihnen das Frühstück hinaufschicken? Oder Kaffee?« fragte Miss Fultz.
Er schüttelte den Kopf.
»Los. Ich fahre mit Ihnen hinauf«, sagte Meomartino.
Als sie den Lift betraten, sprach ihn Helen Fultz wieder an. »Haben Sie besondere Anweisungen, Dr. Silverstone?«
Er schüttelte den Kopf. »Wecken Sie mich, wenn es Schwierigkeiten geben sollte.« Er merkte, daß er sehr sorgfältig artikulieren mußte.
»Sie wird mich rufen«, sagte Rafe Meomartino verärgert.
»Sicher, Dr. Silverstone. Schlafen Sie gut«, sagte sie, als sei Meomartino gar nicht vorhanden.
Während der Lift hinauffuhr, sah ihn Meomartino neugierig an. »Wie lange sind Sie jetzt hier, sechs, sieben Wochen? Noch keine zwei Monate. Und sie spricht mit Ihnen. Ich habe zwei Jahre dazu gebraucht. Einigen Burschen gelingt es nie. Sechs Wochen sind die kürzeste Zeit, von der ich je gehört habe.«
Adam öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es wurde nur ein Gähnen.
Um 7 Uhr 15 sank er in Schlaf und wurde irgendwann nach 11 Uhr 30 durch ein Trommeln an seiner Zimmertür geweckt. Meyerson, der Ambulanzfahrer, stand draußen und sah ihn mit freundlicher Verachtung an.
»Nachricht aus dem Büro, Doktor. Sie haben auf Ihren Aufruf nicht reagiert.«
Adams Kopf tobte. »Herein«, flüsterte er, sich die Schläfen reibend. »Gottverfluchter Traum.«
Meyerson sah ihn scharf mit neuem Interesse an. »Worum ging’s?«
Er und Gaby Pender waren gestorben. Sie hatten einfach aufgehört, lebendig zu sein, waren jedoch nirgendwohin gegangen; es hatte sich nichts geändert, es war weder ein Leben nach dem Tod, noch auch kein solches.
Meyerson hörte interessiert zu.
»Sie haben keine Zahlen geträumt?«
Adam schüttelte den Kopf. »Was wollen Sie mit Zahlen?«
»Ich bin ein Mystiker.«
Ein Mystiker? »Was geschieht mit der Seele nach dem Tod, Maish?«
»Wie gut kennen Sie Ihren Talmud?«
»Das Alte Testament?«
Meyerson sah ihn sonderbar an. »Nein. Jesus Christus, wo sind Sie in die hebräische Schule gegangen?«
»Ich habe keine besucht.«
Der Ambulanzfahrer seufzte. »Ich weiß ja nicht viel, aber soviel weiß ich. Der Talmud ist das Buch der alten Gesetze. Darin heißt es, daß die guten Seelen unter Jehovas Thron gestellt werden.« Er grinste. »Es muß ein verflucht großer Thron sein, oder aber es gibt verdammt wenige, die was taugen.«
»Und die bösen Seelen?« fragte Adam unwillkürlich.
»An den entgegengesetzten Ecken der Welt stehen zwei Engel und spielen Fangball mit den schlechten Kerlen.«
»Sie ziehen mich auf.«
»Nein. Schmeißen die armen momsers hin und her.« Meyerson erinnerte sich an seinen Auftrag. »Hören Sie, unten ist ein R-Gespräch aus Pittsburgh. Wenn Sie es annehmen, wählen Sie die Zentrale…« Er sah auf einem Zettel nach. »… Apparat 284.«
O Gott.
»Danke. He!« Er rief ihn zurück. »Können Sie mir wechseln?«
»Nur mein Schmu-Geld.«
»Was?«
»Meinen Spieleinsatz. Pokergeld.«
»Oh, geben Sie mir etwas davon ab?« Er reichte ihm zwei Noten und erhielt dafür Silbermünzen.
»Nur Sie und das Weibsbild in dem Traum? Keine Zahlen?«
Adam schüttelte den Kopf.
»Das sind zwei Leute. Ich werde 222 spielen. Kleines Lotto. Wollen Sie, daß ich einen halben Dollar für Sie setze?«
So etwas nennt sich Mystiker. »Nein.«
»Vielleicht 284, den Apparat der Zentrale?«
»Nein.«
Maish zuckte die Achseln und ging. Adams Kopf schmerzte, und sein Mund war trocken, als er zu dem Wandtelephon in der Halle ging.
Einmal mußte es ja kommen, dachte er.
Endlich ist er von einer Brücke gestürzt. Oder hinuntergesprungen.
Oder er ist vielleicht in einem
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