Die Klinik
dafür, daß sie eine gute Meinung von ihm hatten. Dennoch war ihm elend zumute. »Vermutlich blutete sie innerlich bereits, als ich sie untersuchte, was den gesenkten Blutdruck erklärt.«
Dr. Kender nickte. »Sie haben einfach noch keine genügend große Anzahl von Transplantationspatienten erlebt.
Daraus kann man Ihnen keinen Vorwurf machen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich möchte Ihnen jedoch klarmachen, daß Sie in Zukunft, wenn Sie bei einem meiner Patienten vor einem Rätsel stehen, einen der Stabsangehörigen holen müssen. Jeder Konsiliarchirurg an unserer Station hätte sofort gewußt, was los ist. Wir hätten ihr Blut spenden, sie sofort aufmachen und versuchen können, die Arterie zu reparieren, ein tiefes Entleerungsrohr hinter die Niere setzen und sie mit Antibiotika vollpumpen können. Selbst wenn die Niere nicht zu reparieren gewesen wäre, hätten wir sie entfernen können.«
Und Susan Garland wäre noch am Leben, dachte Adam. Er erinnerte sich dumpf, seither mit dem latenten Wissen herumgegangen zu sein, daß er in jener Nacht einen Konsiliarchirurgen hätte rufen sollen. Das war der Grund, warum er in letzter Zeit selbst in Routineangelegenheiten Konsiliarärzte befragt hatte.
Er nickte Kender zu.
Der Transplantationsspezialist seufzte. »Das verdammte Abstoßungsphänomen verfolgt uns noch immer. Als chirurgische Mechaniker sind wir gerade gut genug, um rein physisch alles transplantieren zu können – Herzen, Glieder oder Hundejungenschwänzchen. Aber dann machen sich die Antikörper des Empfängers an die Arbeit, das übertragene Organ abzustoßen, und um das zu verhindern, vergiften wir den Organismus mit Chemikalien und setzen den Patienten weitgehend einer Infektion aus.«
»Planen Sie bei der nächsten Transplantation – der Niere für Mrs. Bergstrom – eine Verminderung der Dosis?« fragte Dr. Sack.
Dr. Kender zuckte die Achseln. »Wir werden ins Laboratorium zurückmüssen. Wir werden weitere Tierversuche machen und dann erst entscheiden.«
»Kehren wir zum Fall Garland zurück«, sagte Dr. Longwood ruhig. »Wie klassifizieren Sie den Tod?«
»Oh, Himmel, vermeidbar«, sagte Dr. Parkhurst.
»Vermeidbar«, sagte Dr. Kender, und sog an seiner Zigarre.
»Auf jeden Fall«, sagte Dr. Sack.
Als Meomartino an die Reihe kam, hatte er die Gnade, bloß stumm zu nicken.
Der Alte fixierte Adam mit seinen riesigen Augen.
»Wann immer ein Patient an unserer chirurgischen Station verblutet, Dr. Silverstone, wird angenommen, daß der Tod hätte vermieden werden können.«
Wieder nickte Adam. Es schien zwecklos, etwas zu sagen.
Dr. Longwood stand auf, die Sitzung war geschlossen.
Adam schob seinen Stuhl heftig vom Tisch zurück und sah zu, daß er verdammt schnell aus dem Amphitheater entkam.
Am selben Abend nach Dienstschluß suchte er Dr. Kender im Tierlabor auf und traf ihn beim Zusammenstellen einer neuen Reihe von Medikamentexperimenten an Hunden an.
Kender begrüßte ihn herzlich. »Ziehen Sie sich einen Stuhl herbei, mein Sohn. Anscheinend haben Sie Ihre Feuerprobe überlebt.«
»Nicht ohne mich versengt zu haben«, sagte Adam.
Der ältere Mann zuckte die Achseln. »Sie haben es verdient, sich den Arsch zu verbrennen, aber es war ein Fehler, den die meisten von uns mit Ihrer Unerfahrenheit in Transplantationen begangen hätten. Sie machen sich ausgezeichnet. Zufällig weiß ich, daß Dr. Longwood ein Auge auf Sie hält.«
Adam zitterte innerlich vor Freude und Erleichterung.
»Natürlich würde ich mich nicht darauf verlassen, falls Sie regelmäßig vor die Exituskonferenz zitiert werden«, sagte Kender nachdenklich, während er sich am Ohrläppchen zupfte.
»Das werde ich nicht.«
»Ich glaube es auch nicht. Nun, was kann ich für Sie tun?«
»Ich glaube, es wäre gut, wenn ich etwas über diese Seite der Medaille lerne«, sagte Adam. »Könnte ich mich hier nützlich machen?«
Kender warf ihm einen interessierten Blick zu. »Wenn Sie einmal so lange hiergewesen sind wie ich, werden Sie niemanden ablehnen, der sich freiwillig zur Arbeit meldet.« Er ging zu einem Wandschrank und nahm ein Tablett voll Fläschchen heraus. »Vierzehn neue Medikamente. Wir bekommen sie zu Dutzenden von den Krebsleuten. Auf der ganzen Welt entwickeln die Forscher Chemikalien zur Krebsbekämpfung. Wir haben herausgefunden, daß die meisten Agenzien, die gegen Tumore wirksam sind, auch die Fähigkeit des Körpers, Fremdgewebe abzustoßen oder zu bekämpfen, ausschalten.« Er wählte zwei
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