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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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äh, haben geparkt, ja?« sagte der Junge, der beschlossen hatte, ihm zu trauen.
    »Ja.«
    »Wir haben das gemacht. Sie wissen, was ich meine?« Spurgeon nickte.
    »Bei ihr war es zum erstenmal. Nicht bei mir. Das, äh, Ding rutschte von mir herunter und blieb in ihr drin.«
    Wieder nickte Spurgeon, schlürfte Kaffee und hielt die Augen auf den Becher gerichtet.
    Er begann das Ausspülen zu erklären, aber der Junge unterbrach ihn.
    »Sie verstehen nicht. Ich habe alles darüber gelesen. Aber wir konnten es nicht einmal aus ihr herauskriegen. Uuh, wurde sie hysterisch! Wir konnten nicht zu meinem Bruder oder auch nicht zu ihrer Mutter gehen. Die hätten uns umgebracht. Daher habe ich sie direkt hier hergebracht. Der Doktor da drinnen hat fast eine Stunde lang Spezialisten hineingerufen.«
    Spurgeon trank seinen Kaffee aus und stellte den Becher sorgfältig auf die Zeitung. Er stand auf und ging in die Unfallstation.
    Sie waren in einem Untersuchungszimmer mit zugezogenen Vorhängen. Das Mädchen hielt die Augen geschlossen. Ihr Gesicht, der Wand zugekehrt, war wie eine geballte braune Faust. Sie lag in Lithotomiestellung auf dem Tisch, die Füße in den Steigbügeln. Potter, der durch einen otolaryngologischen Kopfspiegel, der ein Auge bedeckte, spähte, verwendete eine dünne Stablampe als Zeigestab und hielt einem Spitalsarzt, der hinter dem Kopf des Mädchens stand, einen gelehrten Vortrag. Der Spitalsarzt war aus der Anästhesiologie. Spurgeon kannte seinen Namen nicht. Er krümmte sich vor stummem Gelächter.
    Als der Vorhang geteilt wurde, fuhr Potter erschrocken auf, aber als er Spurgeon erkannte, grinste er. »Ah, Dr. Robinson, ich bin froh, daß Sie für eine Konsultation frei sind. Hat Sie Dr. Moylan geschickt?«
    Ohne einen der beiden Männer anzusehen, nahm Spurgeon eine Zange, fand den verpönten Gegenstand, entfernte ihn und ließ ihn in den Abfalleimer fallen. »Ihr Freund wartet draußen, um Sie heimzubringen«, sagte er.
    Sie entfernte sich sehr schnell.
    Der Spitalsarzt aus der Anästhesiologie hatte zu lachen aufgehört. Potter stand da und schaute Spurgeon durch den dummen runden Spiegel auf seiner Stirn an. »Es war harmlos, Robinson. Nur ein Witz.«
    »Du gottverdammter Halunke.«
    Er wartete einen Augenblick auf einen Wirbel, aber natürlich kam keiner; er verließ die Unfallstation und ging nur leicht zitternd in seine Abteilung hinauf.
    Wenn er sich einen Feind im Stab hätte machen müssen, dann wäre seine Wahl auf Potter gefallen; er war ein völliger Versager.
    Als er angewiesen wurde, einem Spitalsarzt zu zeigen, wie man eine Krampfader herauszieht, hatte Lew Chin den ganzen Vorgang theoretisch mit ihm durchgesprochen. Als der Konsiliarchirurg in den danebenliegenden OP geholt worden war, um bei einem Herzstillstand zu helfen, war Potter hingegangen und hatte irrtümlicherweise statt der Krampfader die Oberschenkelarterie herausgezogen. Dr. Chin, so wütend, daß er kaum sprechen konnte, hatte versucht, den Schaden zu beheben und die lebenswichtige Arterie durch einen Nylonschlauch zu ersetzen. Aber es war ein Schlamassel: die Übertragung war unmöglich durchzuführen; und eine Frau, die wegen einer einfachen Korrektur in den Operationssaal gekommen war, wurde mit einer Amputation in die Abteilung zurückgebracht. Dr. Longwood hatte sich in einer Diskussion über die Komplikationen der Woche sehr scharf zu dem Fall geäußert. Aber kaum eine Woche später hatte Potter, als er die einfachste Bruchoperation durchführte, die Samenschnur mit dem Bruchsack zusammen abgebunden. Die Blutversorgung in diesem Gebiet war schwer gefährdet, und innerhalb von Tagen hatte der Mann unwiederbringlich die Funktion einer Hode verloren. Diesmal hatte der Alte den Fall noch schärfer kritisiert und den Stab daran erinnert, daß die Medizin noch keinen Zutritt zu einem Ersatzteillager habe.
    Potter hatte Spurgeon leid getan, aber die arrogante Dummheit des Facharztanwärters machte jedes Mitgefühl weiterhin unmöglich, und jetzt genoß er es, verächtlich ignoriert zu werden, wann immer er Potter auf dem Gang traf. Auf Jack Moylan hatte der Vorfall in der Unfallstation die entgegengesetzte Wirkung, er versuchte besonders freundlich zu sein, eine Bestechung, die Spur verachtete.
    An dem Vorfall waren nur wenige Leute beteiligt gewesen, und die meisten Kollegen behandelten ihn wie vorher. Er und Silverstone hatten den sechsten Stock rassenintegriert. Ansonsten aber lebte er allein auf seiner Insel. Hie und

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