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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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da war ihm seine Einsamkeit sogar lieb.
     
    Mitte September gab es einige kalte Tage, dann einen Hitzeeinbruch, aber trotzdem konnte er es in der Luft spüren, die jeden Morgen durch sein offenes Fenster wehte, eine seltsame Mischung von Meeresozon und Stadtgestank, daß selbst der Nachsommer bald vorbei sein würde. An seinem nächsten freien Tag, einem Sonntag, zog er die Decke vom Bett, nahm seinen Badeanzug und fuhr mit dem alten Volkswagenbus zum Revere-Strand, dort war es hübscher als am Coney, wenn auch bei weitem nicht so nett wie am Jones. Als Spur um halb elf Uhr vormittags hinkam, lag der Strand fast verlassen da, aber nach dem Essen, das für ihn aus heißen Wursteln, einem Brötchen und einer Flasche Millers’ bestand, kamen die Leute.
    Er nahm seine Decke, beschloß auf Erkundung auszugehen und wanderte mühsam am Rand des Wassers dahin, bis er die städtischen Strandanlagen verlassen hatte. Die Anlagen hier waren zwar noch immer öffentlich, wurden jedoch nicht instandgehalten. Der Sand war aschgrau und spärlich statt weiß und tief, mit Lastwagen herangeführt, und streckenweise gab es nur rauhe Steine. Aber hier waren weniger Menschen. In unmittelbarer Nachbarschaft ließen sich vier gutgewachsene Kerle voll Selbstgefälligkeit und strotzenden Muskeln nieder; ein dicker Mann mit einem blassen Bauch lag wie ein Schwamm im Sand, das Gesicht mit einem Handtuch bedeckt; zwei Kinder liefen und sprangen tänzelnd am weißschäumenden Rand der Brecher dahin und kreischten wie kleine Tiere; ein Negermädchen lag ausgestreckt in der Sonne.
    Er ging langsam an dem Mädchen vorbei, um mehr Zeit zu haben, es zu betrachten, dann kehrte er um und wählte einen Platz etwa vier Meter von der Stelle entfernt, wo sie mit geschlossenen Augen auf dem Rücken lag. Anderswo gab es schöne Sandstellen, dort, wo er seine Decke ausbreitete, nur Steine; als er sich setzte, gruben sie sich in sein Fleisch.
    Sie war heller als er, eine Art Schokoladebraun gegenüber seinem Purpurschwarz. Sie trug einen einteiligen Trikotanzug, sehr weiß, auf Sittsamkeit bedacht, ein Eindruck, der jedoch dank der Figur des Mädchens nicht zustande kommen konnte. Ihr Haar war kraus, schwarz und so kurz geschnitten, daß es ihren schönen Kopf wie eine prächtige enganliegende Kappe schmückte. Sie war, wie kein weißes Mädchen je zu sein erhoffen konnte.
    Nach einer Weile waren es die Kerle müde, alle möglichen Muskeln spielen zu lassen, und warfen sich in den Atlantik. Der vierte, anscheinend von Johnny Weismüller mit Isadora Duncan gezeugt, trabte verächtlich über das entmutigende Gelände und hockte sich neben die Decke des Mädchens. Ah, er bestand nur aus Muskeln, vom Scheitel bis zur Sohle: er redete über das Wetter, die Gezeiten und lud sie großzügig auf ein Coca-Cola ein. Endlich sah er seine Niederlage ein und zog sich finster zurück, um einen Bizeps, groß wie eine nachgeburtliche Brust, anschwellen zu lassen.
    Spurgeon hielt sich zurück und gab sich damit zufrieden, sie einfach nur zu beobachten, gewarnt, daß das keine Frau für eine beiläufige Annäherung war.
    Nach unbestimmter Zeit setzte sie ihre Badekappe auf, stand auf und ging ins Meer. Klinisch geschult wie er war, bemerkte er interessiert, daß es ihn körperlich schmerzte, ihr zuzusehen.
    Er verließ seine Decke und machte die lange Wanderung zu dem blauen Volkswagenbus zurück; er ging schnell, zwang sich jedoch, nicht zu laufen. Die Gitarre lag, wo er sie gelassen hatte, auf dem Boden unter dem zweiten Sitz. Er trug sie zur Decke zurück und verbrannte sich auf den heißen Steinen jämmerlich die Sohlen. Er war überzeugt, daß sie, wenn er zurückkam, für immer fort sein würde, aber sie saß auf ihrer Decke, nachdem sie sichtlich lange geschwommen und ihr Haar trotz der Kappe naß geworden war. Sie hatte sie abgenommen und saß zurückgelehnt, das Gewicht auf die Arme gestützt. Von Zeit zu Zeit schüttelte sie den Kopf, während ihr Haar in der Sonne trocknete.
    Er setzte sich nieder und begann die Saiten zu zupfen. Auf Gesellschaften und bezahlten Veranstaltungen hatte er diese Kraftprobe unzählige Male versucht, ein Mädchen ohne Worte, nur mit den Klängen seiner Gitarre zu erobern. Manchmal hatte es funktioniert, manchmal war es danebengegangen. Er vermutete, daß meistens, wenn es funktioniert hatte, auch alles andere funktioniert hätte, Augen, Rauchsignale, ein gesungenes Telegramm oder ein winkender Finger.
    Trotzdem, in der Liebe ist jede

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