Die Knickerbocker Bande 01 - Rätsel um das Schneemonster
beschwichtigte sie Lilo.
Dominik gähnte herzhaft, und das Gähnen wirkte ansteckend. Bald gähnten auch Axel, Lilo, Poppi und Tilly. Sie tranken aus und zogen sich auf ihre Zimmer zurück.
»He, mach auf! Was soll denn das?« Lilo klopfte mit der Faust gegen die Badezimmertür. »Ist dir nicht gut? Kann ich dir helfen?«
»Nein, nein, alles in Ordnung!« kam Poppis Antwort dumpf durch die Tür.
Lilo wollte durch das Schlüsselloch spähen, aber leider gab es keines. Sie war mitten in der Nacht aufgewacht und hatte bemerkt, dass Poppis Bett leer war. Die Uhr zeigte zwei Uhr in der Früh.
Poppi war weder im Wohnzimmer noch im Vorraum zu finden. Schließlich war Lilo der schmale Lichtstreifen aufgefallen, der unter der Badezimmertür durchfiel. Warum hatte sich das Mädchen eingesperrt?
Der Riegel knackte, und die Tür ging auf. Poppi trat in ihrem langen, sonnenblumengelben Nachthemd heraus. Auf dem Arm trug sie ihre Tasche.
»Wozu brauchst du die im Badezimmer?« fragte Lieselotte erstaunt. Poppi kniff die Lippen zusammen und blickte zu Boden. Als Lilo nach der Tasche greifen wollte, presste sie Poppi noch enger an sich. »Nicht, die gehört mir!«
»He, wir sind doch Freundinnen«, rief Lilo, »was hast du da so Schreckliches drinnen? Warum kannst du es mir nicht zeigen?«
Ein leises Wimmern war die Antwort.
»Spinnst du?« Lilo wurde langsam ärgerlich. »Du scheinst einen leichten Höhenkoller abgekriegt zu haben!« Poppi schüttelte energisch den Kopf.
Wieder ertönte ein hoher, gurgelnder Laut. Er klang nach Protest. Poppi blickte erschrocken auf die Tasche. »Pssst!« machte sie.
Jetzt riss Lilo die Geduld. »Poppi, ich will endlich wissen, was da drinnen ist! Los, bitte zeig es mir!«
»Du darfst es aber niemandem verraten. Wenn das Hotel daraufkommt, muss ich vielleicht ausziehen.«
»Komm schon, so fürchterlich kann es doch nicht sein.«
»Poppi kniete sich auf den Boden und zog den Reißverschluss der Tasche auf. Ein kleiner, roter Katzenkopf schoss heraus. »Miau!« lautete die klägliche Begrüßung.
»Eine Katze!« Lilo starrte sie fassungslos an. »Hast du die schon die ganze Zeit herumgetragen?«
Poppi nickte.
»Aber wieso hast du sie mitgenommen?«
»Weil ich Tiere so gern habe. Daheim laufen bei uns drei Katzen, ein Bernhardiner, ein Papagei, mehrere Kaninchen und zwei zahme Ratten herum. Goldfische habe ich auch noch. Der Rosso, der hängt aber ganz besonders an mir. Ohne mich wird er vielleicht krank. Seine Mutter ist von einem Auto überfahren worden. Ich habe ihn mit der Babyflasche aufgezogen. Darum ist er mitgekommen.«
Lilo streichelte die kleine, rote Katze, die schnurrend den Kopf an ihrem Arm rieb.
»Rosso ist toll«, erzählte ihr Poppi, »er geht sogar aufs Klo. Er braucht nicht einmal ein Kisterl. Jetzt habe ich ihn gerade gefüttert.«
»Die Vorspeise hat er ja schon gehabt«, lachte Lilo. »Das Stück Forelle, das Dominik vom Teller gefallen ist. Deshalb hat er es nicht mehr gefunden. Aber Poppi, ich mache dir einen Vorschlag. Du könntest Rosso untertags bei meiner Mutti lassen. Wir haben auch zwei Katzen, mit denen sich Rosso bestimmt gut versteht.«
»Machen wir«, jubelte Poppi, die ohnehin schon große Sorge gehabt hatte. »Am Abend hole ich ihn dann wieder ab. Das macht ihm nichts aus. Er wird gerne herumgetragen.«
Erst jetzt fiel Lilo das schmale Halsband auf, das Rosso trug. Eine kleine Glocke aus Messing baumelte daran.
»Die habe ich ihm wegen Klarabella umgehängt. Das ist meine Ratte. Ein wahnsinnig kluges Tier. Rosso wollte sie aber schon zweimal – naja ›kosten‹. Dazu kommt er jetzt aber nicht mehr. Wenn Klarabella frei herumläuft und das Klingeln hört, bringt sie sich gleich in Sicherheit. Hinter dem Bücherregal, wo Rosso sie nicht erwischen kann.«
Der rote Kater schaute Lilo und Poppi fragend an und riss dann sein Maul weit auf. Er gähnte. »Na dann komm!« rief sein Frauchen und schlüpfte unter die Bettdecke.
Rosso machte es sich auf ihrem Kopfpolster bequem und schlief zufrieden ein.
Er wusste ja nicht, dass er schon bald ein paar Tage ohne Poppi auskommen musste ...
Der Unfall
Ein prachtvoller Wintertag erwartete die Knickerbocker-Bande am nächsten Morgen. In der Nacht waren außerdem ein paar Zentimeter Neuschnee gefallen. Die Bäume und Häuser sahen wie mit Staubzucker bestreut aus. Keine Wolke war am strahlend blauen Himmel zu sehen, und der Schnee glitzerte in der Sonne.
Lilo, Axel, Dominik, Poppi und Tilly
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