Die Knickerbocker Bande 01 - Rätsel um das Schneemonster
Lederhosen.
»Verdammt, die sind gestohlen worden. Im Zimmer sind sie auch nicht mehr!« sagte Axel. »Du Lilo, aber vielleicht sind sie schon am ersten Tag abhanden gekommen. Keiner von uns hat in die Schachteln geschaut, in denen sie verpackt waren.«
»Durchaus möglich«, meinte das Mädchen. »Ich rufe schnell daheim an. Vielleicht ist meine Lederhose noch da. Wir treffen uns im Jagdzimmer.«
Dort saßen bereits Poppi und Dominik und lasen Comic-Hefte. Im hinteren Teil des großen Raumes befand sich ein Klavier, an dem ein hagerer Mann mit einem zerfurchten Gesicht saß und spielte.
Eine schlanke Dame in einem roten Abendkleid trat zu ihm und lehnte sich an das Klavier. Obwohl sie sehr leise sprach, konnte Dominik jedes Wort verstehen. Er ließ das Comic-Heft sinken und belauschte die beiden.
»Du hast mir einen Liederabend verpatzt, du Idiot!« schimpfte die Dame.
Die Antwort des Klavierspielers war kurz und bissig. »Gut für die Ohren der Gäste.«
Die Dame stampfte empört mit dem Fuß auf.
»Arno, wo warst du? Ich will es wissen. Ich habe vorgestern Abend die ganze Zeit bei dir angeklopft. Wieso hast du nicht geöffnet?«
»Weil mir schlecht war. Lebensmittelvergiftung oder so etwas.«
»Und was war gestern mit dir? Wieso bist du nicht gestern Abend gekommen?«
»Habe etwas Besseres zu tun gehabt. Außerdem werde ich erst ab heute bezahlt.«
»Und ich werde überhaupt nicht bezahlt, weil ich nicht gesungen habe. Das ist deine Schuld. Du hast mich nicht begleitet, du Schuft!« schimpfte die Dame und rauschte aus dem Zimmer.
»Wie auf der Bühne, nur noch spannender«, meinte Dominik grinsend und vertiefte sich wieder in Donalds Abenteuer.
Poppi aber war mit einem Mal unruhig geworden. Wieso klang die Stimme des Klavierspielers so seltsam in ihren Ohren? Sie hatte ihr Angst eingejagt, doch warum? Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie den Gedanken aus ihrem Kopf verscheuchen, und widmete sich wieder ihrem Comic.
Kurze Zeit später gesellten sich Axel und Lilo dazu.
»Meine Lederhose ist auch weg«, berichtete Lieselotte atemlos. »Der Dieb muss sie mitgenommen haben, als er Poppi entführt hat.«
»Glaube ich nicht!« sagte Poppi, »aber der Mistkerl hat von einem Zweiten gefaselt. Er hat mit ihm über ein Funkgerät gesprochen.«
»Interessant«, murmelte Lilo und beobachtete den Tanz der Flammen im Kamin.
Ein Glockenspiel läutete, als Lieselotte und Axel das Hotel für einen kurzen Spaziergang verließen.
»Das ist in einem Turm der Katharinenkirche untergebracht und erklingt jeden Tag um 11 und um 17 Uhr!« erklärte Lilo.
»Und wohin gehen wir jetzt?« fragte Axel.
»Zu meiner Freundin Franziska. Ihr Vater ist Wurzelschnitzer. Vielleicht dürfen wir ihm ein bisschen bei der Arbeit zuschauen.«
Die beiden marschierten durch die Hauptstraße, in der es vor Skifahrern nur so wimmelte. Die meisten kamen gerade aus den gemütlichen Cafés, wo sie sich zum Apres- Ski getroffen hatten.
»He, schau dort, beim Stadttor«, rief Axel plötzlich und deutete in eine Richtung.
»Was ist dort?«
»Der dicke Kerl in dem braunen Pelzmantel. Das ist doch der Mops! Der Dr. Grassus!«
Jetzt erkannte auch Lilo ihn. Axel und das Mädchen wichen in einen breiten Hauseingang aus, damit sie Dr. Grassus nicht sehen konnte. Es war nicht leicht, den kleinen Mann im Getümmel der Menschen im Auge zu behalten.
»Was tut denn der da?« wollte Axel wissen. Diese Frage hätte ihnen aber nur Dr. Grassus selbst beantworten können.
Von ihrem Versteck aus machten Axel und Lilo dann eine sonderbare Beobachtung.
Aus der Entgegengesetzten Richtung kam plötzlich der Klavierspieler des Hotels Hochbrunner. Sein Name war Arno Arretiz. Das hatte die Knickerbocker-Bande auf einem Plakat neben der Rezeption gelesen. Ohne auf die Menschen rings um ihn zu achten, hastete er über den Gehsteig.
Dr. Grassus war mittlerweile vor der Auslage eines Juweliers stehen geblieben und betrachtete die ausgestellten Schmuckstücke. Als Herr Arretiz nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war, fiel sein Blick auf den kleinen Mann im Pelzmantel. Mit einem Ruck blieb er stehen und starrte den Mops mit weit aufgerissenen Augen an.
Wie das Kaninchen vor der Schlange sieht er aus, fiel Lilo dazu ein.
Der Klavierspieler machte langsam ein paar Schritte zurück. Er wollte anscheinend nicht, dass der andere auf ihn aufmerksam wurde. Als der Abstand zwischen den beiden größer war, drehte sich Arno Arretiz auf dem Absatz um und
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