Die Knickerbocker Bande 01 - Rätsel um das Schneemonster
verneinte.
»So nennt sich dein Ex-Chef hier in Kitzbühel!« Nun war Lieselotte auf die Reaktion der Sekretärin gespannt. Sie wurde enttäuscht. Tilly suchte gar nicht nach Ausreden. Sie tischte auch keine erfundene Geschichte auf. Sie begann der Knickerbocker-Bande lachend ihre Erlebnisse zu erzählen.
»Ich habe den Mops gerade vorhin auf der Straße getroffen. Zuerst war ich ziemlich sauer, ihn zu sehen. Aber jetzt kann ich nur lachen. Mein Verdacht auf ihn war völlig unbegründet. Ich kann mir auch vorstellen, wieso er hier unter einem falschen Namen abgestiegen ist.«
»Wieso?« forschte Lilo.
»Damals, Anfang Dezember, hat er von einer Erbschaft erfahren, die er gemacht hat. Eine Tante, die er nur ein einziges Mal gesehen hatte, hinterließ ihm mehrere Millionen. Dr. Grassus war deshalb völlig durcheinander. Das war auch der Grund für seine Kündigung. Er will seine eigene Firma gründen. Und nach Kitzbühel ist er gekommen, weil ihn ein anderer Neffe dieser Tante verfolgt. Der ist nämlich leer ausgegangen.«
Dominik und Poppi lachten. Vor allem war Axel erleichtert, dass sich der Verdacht gegen Tilly als falsch erwiesen hatte. Er hatte sich in Kitzbühel nicht mehr sehr wohl gefühlt. Das war jetzt anders.
Lieselotte presste die Lippen zusammen und sagte nichts. Die Geschichte klang glaubwürdig, aber irgendetwas störte sie daran. Sie konnte nur nicht herausfinden, was es war.
Am Abend, als Poppi schon schlief, nahm Lilo einen Bogen Papier aus dem Hotelschreibtisch und notierte folgendes:
Fall: Rätsel um das Schneemonster
Frage 1: Wer steckt im Kostüm des Schneemonsters?
Wieso treibt sich der oder diejenige auf dem Hahnenkamm herum und schlägt sogar Buben nieder? Welchen Sinn hat das?
Lilo lehnte sich zurück und starrte an die Decke. Plötzlich fiel ihr der Himmel-Wirt ein. Er hatte doch von diesem Ballonfahrer erzählt, der in Obergurgl gelandet war. »Er ist vom Himmel gefallen ...« hatte der HimmelWirt gesagt.
Die Augenzeugin hatte auch davon gesprochen, dass das Schneemonster »vom Himmel gefallen ist und sich auf sie gestürzt hat«. In einem Ballon war es bestimmt nicht gekommen. Aber möglicherweise mit einem kleinen Flugzeug. Lieselotte beugte sich über das Papier und schrieb:
Mögliche Antwort: Der Mann ist aus einem Flugzeug abgesprungen. Vielleicht wollte er Fallschirm springen, aber warum?...
Lilo war zufrieden, wenigstens ein Stück weitergekommen zu sein. Doch noch immer blieben viele Fragen offen.
Zum Beispiel Frage 2: Hat Tilly die Wahrheit gesagt?
Frage 3: Warum hat der Klavierspieler Angst vor Dr. Grassus? Ist er der »Neffe?« Hat der Mops wirklich geerbt?
Sie betrachtete das Blatt lange und eingehend und schob es dann in den Schreibtisch. Als sie wieder unter die Bettdecke schlüpfte, setzte sich Poppi ruckartig in ihrem Bett auf. »Lilo«, flüsterte sie heiser.
»Ja, was ist denn Poppi? Kannst du nicht schlafen?«
»Mir ist gerade etwas eingefallen. Der Mann ... der Mann, der mich entführt hat ...« Poppi schluchzte. Lilo setzte sich zu ihr und nahm sie in den Arm. »Was ist mit ihm, Poppi?«
»Er ... er ... er ...«, stammelte Poppi, »er hat gewusst, wie meine Katze heißt. Er kannte Rossos Namen. Woher?«
Lilo runzelte die Augenbrauen. Sie konnte sich denken, woher er den Namen wusste. Von einer Person, die mit der Knickerbocker-Bande zusammen war. So viele kamen dafür nicht in Frage. Lieselotte drückte Poppi sanft in den Polster und murmelte etwas von: »Vielleicht hast du dir das nur eingebildet.«
Natürlich war ihr bewusst, dass Poppi nicht geträumt hatte. Wer spielte da falsch? Lilo wollte unbedingt eine Antwort auf diese Frage. Sie ahnte nicht, in welche Gefahr sie sich dadurch begab.
Es war kurz nach Mitternacht. In den Straßen von Kitzbühel waren nur wenige Menschen unterwegs. Einige junge Leute kamen lachend und singend aus den Discos und machten sich auf den Heimweg.
Ein kleiner, dickbäuchiger Mann mit einem fetten, hängenden Gesicht stand vor einer Telefonzelle und sah sich nach allen Seiten um. Erst als er überzeugt war, dass ihn hier kaum jemand beobachten und schon gar niemand belauschen konnte, trat er ein. Er warf mehrere 10- Schilling-Münzen in den Automat und wählte eine lange Nummer.
»Ich bin es ... Ja ... Codewort: Der Elefant trompetet nur einmal ... Er ist in die Falle gegangen und hat sogar ein Mädchen in der Panik entführt. Wahrscheinlich ist sie ihm in die Quere gekommen. Ich vermute zu wissen,
Weitere Kostenlose Bücher