Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht
verschlafen waren, stammelten etwas von einer Wette, in der Nacht in der Gracht zu baden, und zeigten ihr die verdreckten Klamotten.
Lindas Schwester stopfte sie in eine Plastiktüte und wollte sie später waschen lassen.
Fräulein Linda bestand auf einem gemeinsamen Frühstück.
„Heute ist es so weit, heute habt ihr euren großen Auftritt!“, meinte sie feierlich. „Wir sollen pünktlich um drei Uhr in der Tulpenhalle sein. Es gibt eine letzte Probe, und am Abend wird dann die Show vom Fernsehen aufgenommen. Ich wünsche euch eine gute Platzierung.“
„Danke!“, riefen die Knickerbocker im Chor.
„Ihr seid ja schon richtige kleine Berühmtheiten. Allein gestern wurde ich so oft nach euch gefragt“, setzte Fräulein Linda kopfschüttelnd fort.
„Von wem denn?“, wollte Lilo wissen.
„Ach, als ich beim Haus stand und die Polizei den Bericht fertig stellte, kam ein sehr höflicher junger Mann auf mich zu.“
„Mit vielen Sommersprossen?“, fragte Lilo aufgeregt.
Fräulein Linda überlegte kurz und nickte dann. „Ja, Nachbarn müssen ihm von euch erzählt haben. Er wollte euch gerne sprechen. Ich habe allerdings völlig vergessen, nach dem Grund zu fragen.“
Caspar van Fries war also kein Polizist. Das stand fest.
Lilo beschrieb Fräulein Linda den Mann mit dem Bart, der auf dem Hausboot gewesen war und sich mit ihr in Verbindung setzen wollte.
„Nein, bei mir hat sich niemand gemeldet, auf den diese Beschreibung passt!“, sagte Fräulein Linda.
Also war wahrscheinlich auch dieser Mann ein Betrüger.
„Und hat jemand mit einer Wollmütze nach uns gefragt?“, erkundigte sich Lieselotte.
Annabels Schwester rief: „Ja, woher kennt denn ihr den? Er hat auch mit den Nachbarn geredet, wie ich später erfahren habe - ein äußerst neugieriger Mensch!“
Vielleicht war Ian Claes tatsächlich Reporter. Neugierig zu sein gehörte zu seinem Beruf.
„Gibt es eine Amsterdamer Morgenpost?“, fragte Lilo.
Die beiden Schwestern hatten von dieser Zeitung noch nie gehört. Ian war also doch kein Journalist.
„Dürfen wir ein bisschen bummeln gehen?“, bat Lilo.
Dominik fügte schlau hinzu: „Das ist vor großen Auftritten das beste Mittel gegen Lampenfieber.“
Zur Überraschung der Juniordetektive hatte Fräulein Linda nichts dagegen einzuwenden.
Die Knickerbocker brachen sofort auf. Lilo erklärte ihren Freunden den Plan, den sie ausgeheckt hatte: Sie wollte noch einmal den Weg gehen, den sie mit dem Fahrrad in der Nacht hinter dem Mann ohne Gesicht zurückgelegt hatten.
Sie hielten die ganze Zeit nach Spuren oder Hinweisen Ausschau, fanden aber keine.
Schließlich standen sie wieder vor dem Durchgang, wo in der Nacht die Schrecken begonnen hatten.
Als Axel dort eingetroffen war, hatte der Mann die Spiegelmaske wieder aufgesetzt gehabt und Dominik als Geisel genommen. Er hatte gedroht, dem Jungen etwas anzutun, wenn Lilo und Axel nicht alle seine Befehle genau befolgten.
Sie mussten die Fahrräder in den Durchgang schieben und dann in den Tunnel hinabsteigen. Vorher hatte er sie noch gezwungen, die Nachricht an Poppi zu schreiben.
Die Räder standen noch immer gegen die Mauer gelehnt. Auch den Deckel des Einstiegs entdeckten die Juniordetektive.
„He, seht euch das an!“, rief Dominik.
Ein paar Schritte von dem Abgang entfernt lagen kreuz und quer Dutzende Bretter auf dem Boden.
Lilo bückte sich und untersuchte sie. Es handelte sich um verwitterte ungehobelte Latten. Das Superhirn kombinierte: „Bis vor kurzem sind die hier an der Hausmauer aufgeschichtet gewesen. Wahrscheinlich ist der Stapel erst in der Nacht umgestoßen worden.“ Sie zeigte auf die helleren Flächen der Bretter.
„Hier sind die Bretter aufeinander gelegen. Das Holz ist daher weniger verwittert. Nach ein paar Regengüssen werden auch diese Stellen grau sein“, ergänzte Dominik.
„Gestern ist ja jemand gekommen und hat mit dem Mann ohne Gesicht gekämpft!“, erinnerte sich Poppi.
„Los, das schauen wir uns genauer an!“, entschied Lilo. An den rauhen Kanten waren vielleicht Spuren zu finden - Fasern von Stoffen oder Haare.
Axel steckte seine rechte Hand zwischen ein paar Bretter und zog etwas hervor. „Ich glaube, ich habe einen Haupttreffer gemacht!“, verkündete er.
In der Pension RIP ging der Mann ohne Gesicht wie ein gefangenes Tier ruhelos auf und ab. Was hatte er nur getan?
Kinder ausschalten zu wollen! Und das, nachdem sie schon einigen Leuten von ihm erzählt hatten. Seine Verfolger
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