Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht
Meter breiten Tunnel. Die Wände waren feucht, und am Boden floss ein dünnes Bächlein dahin.
„Ein Abwasserkanal“, vermutete Dominik.
Lieselotte schüttelte den Kopf. „Nein, bestimmt nicht. Der würde stinken. Hier riecht es aber nach Salzwasser.“
„Ich habe in einem Reiseführer gelesen, dass das Wasser der Grachten regelmäßig erneuert wird“, berichtete Dominik. „Frisches Meerwasser wird ein- und das alte Wasser abgelassen. Da Amsterdam gut fünf Meter unter dem Meeresspiegel liegt, müssen nur die Schleusen geöffnet werden und schon strömt das Wasser der Nordsee in die Kanäle der Stadt.“
„Aha, und wann geschieht das normalerweise?“, erkundigte sich Lieselotte.
Das wusste Dominik nicht.
Axel bückte sich und tastete den Boden ab. „Der Boden ist nur ein bisschen feucht. Ich glaube, dass in dieser Nacht noch kein Meerwasser eingelassen wurde.“
Mit einem Schlag wurde Lilo klar, weshalb der Mann ohne Gesicht sie hier eingesperrt hatte: „Der Mistkerl will uns ertränken. Bestimmt füllt sich der Tunnel bis zur Decke und dann
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„Raus, schnell!“, rief Axel. Er rannte mit leuchtender Taschenlampe los.
„He, warte, warum in diese Richtung?“, schrie Lieselotte.
„Weil das Wasser auch in diese Richtung fließt!“, lautete Axels Antwort. Die Grachten mussten ganz in der Nähe liegen, und Axel hoffte, dort einen Weg nach oben zu finden.
Die Schritte der vier Juniordetektive hallten durch den Tunnel. Sie liefen, so schnell sie nur konnten.
Hinter ihnen erhob sich in der Ferne ein leises Donnergrollen. Das Rinnsal in der Mitte des Tunnels schwoll innerhalb von Sekunden an.
„Das Wasser kommt!“, kreischte Lilo.
Axel leuchtete die Wände des Tunnels ab und begann zu fluchen. Das Mauerwerk war glatt, und nirgendwo konnte er eine Öffnung entdecken. Er stürmte weiter.
Das Wasser stieg schnell. Bald war der gesamte Tunnelboden mit Wasser bedeckt, das bei jedem Schritt nach allen Seiten spritzte.
„Siehst du schon was?“, fragte Dominik keuchend.
Axel floh mit riesigen Schritten und hoffte bei jeder Biegung des Tunnels, endlich auf einen Ausgang zu stoßen.
Nach nur drei Minuten reichte den Knickerbockern das Wasser bereits bis zu den Knien. Das Weiterkommen wurde zusehends schwieriger. Sie mussten nun waten.
Axels Vorsprung wurde größer und größer - der Lichtschein seiner Taschenlampe war bald nur noch als schwacher Schimmer zu erkennen.
„Endlich!“, rief er auf einmal.
Poppi, Dominik und Lieselotte schöpften neuen Mut. Sie rissen sich zusammen und stapften laut platschend durch die jetzt schon reißenden Wassermassen.
Axel stand an einem Gitter, das vom Boden bis zur Decke und von links nach rechts reichte. Es war eine Art Filter, in dem sperrige Sachen hängen blieben, die das Meerwasser in die Stadt schwemmte. Bretter, halbe Baumstämme, Wrackteile von Autos und jede Menge Plastikmüll hatten sich hier angesammelt.
Zum Durchschlüpfen waren die Gitterstäbe aber viel zu eng. Dahinter wurde der Tunnel nach ein paar Metern breiter und stieg dann allmählich an.
Verzweifelt stürzten die vier an das Gitter, das jedoch keinen Millimeter nachgab.
„Hilfe!“, brüllten sie. Ihre Stimmen hallten schaurig durch den Tunnel.
„Wir werden ertrinken!“, schluchzte Poppi.
„Dieser Dreckskerl! Was ist das für ein mieser Schuft, der sich unter dieser Spiegelmaske versteckt? So ein Schwein!“, tobte Axel.
„Still!“, herrschte ihn Lieselotte an.
„Kinder, kommt zurück! Schnell! Ihr braucht keine Angst zu haben!“, rief jemand aus weiter Ferne. Dem Klang der Stimme nach konnte es sich nur um den Mann ohne Gesicht handeln.
„Kinder, schnell!“
Die vier stürmten gleichzeitig los. Die Kraft des Wassers war aber bereits so groß, dass sie kaum vom Fleck kamen. Die Stimme war nicht mehr zu hören. Hatte sie der Mann ohne Gesicht endgültig ins Verderben locken wollen?
Das Wasser reichte den Knickerbocker-Freunden bereits bis zum Bauch, Poppi sogar bis zur Brust. Sie versuchte zu schwimmen, doch die Strömung war zu stark. Poppi wurde zurückgerissen, bemühte sich verzweifelt, Halt auf dem Boden zu finden, schaffte es aber nicht und wurde von den Fluten davongetragen.
Ihre Kumpel hörten sie schreien und wussten, dass nun alles vorbei war.
„Ratten!“
Axel, Lilo und Dominik gaben den Kampf gegen die Wassermassen auf. Sie ließen sich fortreißen.
Keuchend klammerte sich Poppi an die Gitterstäbe. „Lilo, tu doch was!“, jammerte sie.
Aber das
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