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Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht

Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht

Titel: Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Brezina
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wussten längst, dass er am Leben war.
    Doch der Mann ohne Gesicht hatte zwei große Stärken: Seine Muskelkraft und eine Eigenschaft, die nur er hatte und die sich viele gerne zunutze machen wollten.
    Seinen gestrigen Verfolger hatte er bald außer Gefecht setzen können. Und dann war ihm klar geworden, wie unmenschlich und sinnlos es war, die Kinder im Tunnel zugrunde gehen zu lassen. Schnell hatte er sich entschlossen, die vier wieder aus dem Kanal zu holen. Er hatte das Wasser rauschen hören und ganz in der Ferne die Schreie der Kinder vernommen. Aber sie
    waren nicht gekommen.
    Er war sogar hinuntergeklettert, aber die Fluten waren bereits zu reißend gewesen. Er hatte nichts mehr tun können.
    Er musste Amsterdam verlassen - auf dem schnellsten Weg. Doch er hatte noch immer kein Geld. Er hatte auch keinen Pass. Er hatte nur das Gewand, das er am Leib trug, und ein paar Klamotten, die er sich aus einem Nebenzimmer beschafft hatte.
    Die Kinder gingen dem Mann nicht aus dem Kopf. Immer wieder musste er an die entsetzten großen Augen des schmächtigen Jungen denken, der seinen Freunden nachgefahren war.
    Die hielten zusammen wie Pech und Schwefel! Außerdem waren sie ungewöhnlich neugierig und schlau.
    Der Mann ohne Gesicht hatte die Spiegelmaske, die Perücke, den falschen Bart und die aufgeklebten Augenbrauen abgenommen. Sein Schädel war völlig kahl.
    Plötzlich blieb er stehen. Er spürte ein Gefühl der Erleichterung. Gleichzeitig aber zuckte ihm der Schreck wie ein glühender Blitz durch alle Glieder: Die Kinder lebten! Aber sie waren soeben im Begriff, ihr Leben aufs Spiel zu setzen.

 
     
Wer ist Juliaan van der Ende?
    „Zeig mal!“, verlangte Lilo.
    Axel reichte ihr das abgewetzte Ledermäppchen, das er zwischen den Brettern gefunden hatte. Prüfend betrachtete es das Superhirn von allen Seiten. „Sieht aus wie eine Geldtasche“, meinte es und holte mit spitzen Fingern einen völlig aufgeweichten Ausweis und eine Kreditkarte heraus. Sie gehörte einem Juliaan van der Ende. Auf dem Ausweis war mit Nieten ein Passfoto angebracht: es war ganz verblichen, doch der Name war noch erkennbar. Auch der Ausweis lautete auf den Namen Juliaan van der Ende.
    „Was ist das für ein Ausweis?“, fragte Dominik.
    Am unteren Rand entdeckte Axel ein Zeichen, das ein altes Segelschiff darstellte. Daneben stand in schrägen dicken Buchstaben: FLYING DUTCHMAN.
    Dominik übersetzte: „Das ist Englisch und bedeutet: Der Fliegende Holländer. Es gibt eine Oper von Richard Wagner, die so heißt. Der Fliegende Holländer ist eine Sagengestalt - ein Kapitän, der ein Schiff mit blutroten Segeln kommandiert. Er ist dazu verflucht, über die Weltmeere zu segeln, bis er ein Mädchen findet, das ihn liebt und ihm treu ist bis in den Tod.“
    „Wie romantisch!“, spottete Lilo.
    „Ist dieser Juliaan ein Opernsänger?“, fragte Poppi, fand die Frage aber sofort ziemlich dumm.
    „Nein, aber ich könnte mir vorstellen, dass er Matrose ist“, meinte die Anführerin der Knickerbocker-Bande. „Entweder ist er unser Mann ohne Gesicht, oder er ist der Typ, der ihm gefolgt ist.“
    Axel warf einen Blick auf die Uhr und sagte: „Wir haben noch etwas Zeit. Eine kleine Hafenrundfahrt wäre doch jetzt nicht schlecht - was meint ihr?“
    Ein paar Kilometer außerhalb von Amsterdam, ganz nahe an der Küste, ragten drei einsame Windmühlen in den Himmel. Sie standen auf einer kleinen Anhöhe und waren schon seit vielen Jahren stillgelegt.
    Rund um den Hügel zog sich ein hoher Metallzaun, dessen Oberkante mit Stacheldraht versehen war. Es war unmöglich, über den Zaun zu klettern. Und es war ebenso unmöglich, sich darunter durchzugraben: der Zaun reichte fast zwei Meter in die Tiefe.
    Alle paar Schritte war eine Tafel angebracht, die vor dem Betreten des Grundstückes warnte. Es bestünde Lebensgefahr.
    Die Bewohner der umliegenden Gehöfte waren der Meinung, die Windmühlen seien baufällig. Eine neugierige Touristin war vor ein paar Jahren schwer verletzt worden: Der Boden einer der Mühlen war unter ihr eingebrochen, und die Frau war mehrere Tage mit einem gebrochenen Bein im Keller gelegen, bevor man sie gefunden hatte - so hieß es. Angeblich hatte sie den Besitzer der Windmühlen verklagt.
    Die Mühlen lagen so, dass sie von keinem der benachbarten Gehöfte gesehen werden konnten. Die Wiesen waren versandet, und Spaziergänger hielten
    sich davon fern. Dem Besitzer der Windmühlen war das mehr als recht. Die Geschichte mit

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